In den Armen des Meeres
Sklavenschiffe aufbringt, die diesen Hafen verlassen.« Sie kämpfte gegen die Übelkeit. Es war eine Sache, über den Sklavenhandel zu lesen, aber eine vollkommen andere, ihn in all seiner Grausamkeit und Unmenschlichkeit zu sehen.
Erneut blickte sie zum Hafen und versuchte zu erkennen, welche der Schiffe Sklavenschiffe waren. Sie mussten einen breiteren Rumpf und mehr Laderaum haben. Sie konnte drei erkennen.
Zwei Minuten später hielt der Karren vor einem der weißen Steinhäuser an. Aus der Nähe sah Elysse, dass das Gebäude alt und vom Wetter gezeichnet war. Viele Steine fehlten. Die Läden an den offenen Fenstern waren brüchig, die dunkle Farbe blätterte ab. Sie mussten aussteigen, ihre Hände blieben gefesselt. Jemand stieß Elysse einen Gewehrlauf in den Rücken. Sie erstarrte, wütend und in ihrem Stolz verletzt, aber sie wagte es nicht, den stämmigen Europäer anzusehen, der sie so berührt hatte. Er lachte nur.
Die kühlere Luft im Inneren der Halle bot eine willkommene Erleichterung. Elysse sah, dass der einzelne Raum in mehrere verschiedene Bereiche unterteilt war: Es gab einen Speiseraum mit einem schönen Tisch und sechs hochlehnigen Stühlen, einen Wohnbereich mit einem verschlissenen Brokatsofa und zwei gepolsterten Sesseln, und einen Arbeitsbereich mit einem großen Schreibtisch. Der Mann, der dort saß, erhob sich strahlend.
Sie hielt inne. Ihr Herz klopfte viel zu schnell.
Er war ein schlanker, gut gekleideter Europäer mit dunklem Haar und heller Haut. »Willkommen in Whydah, Mrs de Warenne.« Er kam näher. Offensichtlich war er erfreut. Sein Akzent verriet, dass er Franzose war. Er griff nach ihrer Hand.
»Wer sind Sie, und was wollen Sie?« Abrupt zog Elysse ihre Hand zurück.
»Mein Name ist Laurent Gautier, stets zu Ihren Diensten, Madame. Ich werde mein Möglichstes tun, um Ihren Aufenthalt hier so angenehm wie möglich zu gestalten.«
»Ich habe gefragt, was Sie von uns wollen. Und ich würde es zu schätzen wissen, wenn meine Handfesseln gelöst würden.«
Auf Französisch befahl er: »Schneidet die Fesseln auf!«
Elysse hob die Hände, und der größere der beiden Europäer schnitt die Fesseln durch. Auch Lorraine wurde befreit. Sie rieb sich die roten, wundgescheuerten Gelenke. »Danke.«
Er lächelte ein wenig. »Es ist lange her, seit ich das Vergnügen hatte, die Gesellschaft einer echten Lady zu genießen.«
Elysse warf ihm einen vernichtenden Blick zu. »Und ich habe mich noch nie in so ungehobelter Gesellschaft befunden.«
Sein Lächeln verschwand, und sein Blick wurde hart. Sofort bedauerte Elysse ihre Worte. »Bis zu Ihrer Freilassung werden Sie meine Gäste sein«, sagte er. »Ihre Zimmer sind oben.«
»Und wann werden wir freigelassen?«, fragte sie.
»Wenn ich dafür angemessen entlohnt worden bin.«
»Sie halten uns also als Geiseln und wollen ein Lösegeld erpressen.«
»Ah, Sie sind sehr direkt. Dann werde ich das auch sein. Ja.«
Es war nicht leicht, nicht in Panik zu geraten. Aber wenigstens wusste sie jetzt, was auf dem Spiel stand. »Kapitän, meine Familie wird jeden Betrag bezahlen, den Sie als Lösegeld verlangen, aber sie wird Ihnen das niemals verzeihen.«
Er zuckte die Achseln. »Der Ruf Ihres Vaters, des berüchtigten Devlin O'Neill, ist mir bekannt. Ich habe auch von Ihrem Gemahl gehört, Madame. Ich werde ein königliches Lösegeld verlangen, und wenn ich es habe, dann werde ich diesen gottlosen Ort verlassen, so schnell ich nur kann.« Es war klar, dass er nicht daran glaubte, von irgendjemandem gefunden zu werden, wenn er erst fort war.
»Lassen Sie mich jetzt frei«, verlangte Elysse. »Lassen Sie mich jetzt frei, und ich verspreche Ihnen, ich werde Ihnen alles bezahlen, was Sie verlangen.«
Er machte eine Handbewegung, und die beiden Europäer packten die Frauen wieder. »Sehe ich aus wie ein Dummkopf?«
Die Männer stießen Elysse zur Treppe. »Schubs sie nicht, Bastard! Sie ist eine Lady.«
Sofort ließ der Mann sie wieder los. Elysse hob den Rock und begann, die wackelige Treppe hinaufzusteigen. Oben wurde sie in ein kleines Schlafzimmer geführt. Von den schmutzig weißen Wänden blätterte die Farbe ab. Auf dem Holzfußboden lag ein fadenscheiniger Teppich. An einer Wand stand ein schmales Bett, an der anderen ein Schreibtisch mit einer Waschschüssel. Darüber war ein einziges Fenster. Durch dieses Fenster sah Elysse das glitzernde blaue Hafenbecken, voll mit Schiffen aller Größen und Formen.
Gautier erschien und trat
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