In den Armen des Sizilianers
er solle es vergessen, aber eine solche Überheblichkeit konnte sie sich nicht erlauben. „Okay, haben Sie etwas zu schreiben?“
„Natürlich“, antwortete die Frau leicht belustigt, und Emma nannte ihr die Nummer.
Anschließend machte sie sich eine Tasse Tee, umfasste sie mit den kalten Fingern und blickte zum Küchenfenster hinaus in den kleinen Garten, den sie so sehr liebte.
Glänzende braune Kastanien von dem alten Baum, der jenseits der niedrigen Steinmauer auf Andrews riesigem Grundstück stand, bedeckten den Rasen und den Gartenweg. Eigentlich hatte sie geplant, für Gino einen kleinen Sandkasten anzulegen und weißen Jasmin zu pflanzen, dessen Duft sie an lauen Sommerabenden hätte genießen können. Doch wahrscheinlich musste sie all ihre Träume vergessen.
Wenn sie wirklich ausziehen und diesen idyllischen Ort verlassen musste, wo sollte dann ihr kleiner Sohn spielen? Preisgünstige Wohnungen mit eigenem Garten wurden nur selten angeboten.
Plötzlich unterbrach das Läuten des Telefons ihre trüben Gedanken. „Hallo?“, meldete sie sich rasch, damit Gino nicht aufwachte.
„Ciao, Emma.“
Beim Klang von Vincenzos Stimme verkrampfte sich ihr der Magen. Niemand sprach ihren Namen so aus wie er – aber er ließ sich sowieso mit keinem anderen Mann vergleichen. Er war einzigartig.
Wie oft hatte sie sich vorgenommen, betont sachlich und gelassen mit ihm zu reden! Jetzt hatte sie die Gelegenheit, es in die Tat umzusetzen.
„Hallo, Vincenzo.“ Sie schluckte. „Danke, dass du zurückrufst.“
Vincenzo presste die Lippen zusammen. Ihre sanfte Stimme, die ihn immer wieder von Neuem betört hatte, hörte sich an, als würde sie mit ihm ein Verkaufsgespräch führen wollen. Er gestand sich jedoch ein, dass sie ihn trotz seiner feindseligen Gefühle ihr gegenüber immer noch berührte.
„Ich habe fünf Minuten Zeit“, erklärte er unbeteiligt und warf einen finsteren Blick auf seinen vollen Terminkalender, der vor ihm lag. „Weshalb wolltest du mich sprechen?“
Obwohl sie sich oft genug eingeredet hatte, es sei ihr egal, was er von ihr hielt, war sie sehr betroffen. Er behandelte sie so unfreundlich, als wäre sie irgendeine Fremde, die ihm lästig war und die er rasch abwimmeln wollte. Wie schnell ist doch die Flamme der Leidenschaft erloschen und hat nur einen Haufen graue Asche hinterlassen, dachte sie und musste über den Vergleich insgeheim lächeln.
„Ich wollte dich um die Scheidung bitten“, erwiderte sie genauso emotionslos. Sein Schweigen kam Emma wie eine Ewigkeit vor.
Vincenzo lehnte sich in seinem Schreibtischsessel zurück, streckte die langen Beine aus und dachte nach. „Warum verlangst du die endgültige Trennung? Hast du einen anderen Mann kennengelernt, den du heiraten willst?“, fragte er schließlich kühl.
Seine Kälte und Gleichgültigkeit verletzten Emma viel mehr, als sie für möglich gehalten hätte. War das noch derselbe Mensch, der einmal gedroht hatte, er würde jedem Mann, der es wagte, sie zum Tanz aufzufordern, den Hals umdrehen? Nein, er war nicht mehr derselbe. Damals hatte Vincenzo sie geliebt, zumindest hatte er es behauptet, und jetzt verachtete er sie.
„Selbst wenn ich einen Freund hätte, würde ich nicht im Traum daran denken, mich noch einmal fest zu binden. Das eine Mal reicht mir“, erwiderte sie, um ihn zu verletzen. Doch das war offenbar reine Zeitverschwendung, wie sein spöttisches Lachen bewies.
„Das beantwortet meine Frage nicht, Emma“, ermahnte er sie seidenweich.
„Ich glaube nicht, dass ich darauf eingehen muss.“
„Nein?“ Er drehte sich mit seinem Sessel zum Fenster und betrachtete die Londoner Skyline. Zwei dieser beeindruckenden Wolkenkratzer gehörten ihm. „Okay, dann können wir uns das Gespräch sparen.“
„Ich wollte mich nicht mit dir unterhalten, sondern …“
„Du wolltest Tatsachen schaffen“, unterbrach er sie. Seine Stimme klang so kalt wie Eis. „Hast du deine Termine im Kopf?“
„Ja, wieso?“, fragte sie verständnislos.
„Wir sollten uns zusammensetzen und über deinen Vorschlag reden.“
Emma bekam weiche Knie und musste sich an dem Telefontisch festhalten. „Nein!“
Er hörte die Panik in ihrer Stimme. „Nein?“, wiederholte er belustigt. „Glaubst du wirklich, ich würde am Telefon mit dir über eine mögliche Scheidung sprechen?“
„Wir können es ja unseren Rechtsanwälten überlassen, die Einzelheiten auszuhandeln“, schlug sie vor.
„Einverstanden“, antwortete
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