In den eisigen Tod
hatten sie eindeutig als Rettungsflöße benutzt, waren aber dennoch umgekommen.
Scotts anderer großer Rivale, Shackleton, befand sich in New York, als er die Nachricht von Scotts Tod erfuhr. Reuters zitierte ihn mit folgenden Worten: »Es ist unvorstellbar, dass eine so gut ausgerüstete Expedition wie die von Kapitän Scott in einem Schneesturm umkommen konnte«, und er fügte hinzu, er selbst habe die stärksten Blizzards ohne Katastrophe überstanden. 5 Auch Shackleton setzte seine Tätigkeit als Forschungsreisender fort. 1914, am Vorabend des Krieges, brach er zu einer Expedition mit dem ehrgeizigen Ziel auf, Antarktika vom Weddell- bis zum Ross-Meer zu durchqueren. Doch sein Schiff, die Endurance , wurde vom Eis zermalmt. Die Besatzung, die unter dem Kommando von Frank Wild stand, suchte Zuflucht auf der Elefant Island, während Shackleton und fünf seiner Männer, darunter auch Thomas Crean, einen verzweifelten, aber erfolgreichen Versuch unternahmen, fast 1850 Kilometer nach Südgeorgien zu rudern, um dort auf einem 6,70 Meter langen Walfangschiff Hilfe zu holen. Die Mannschaft wurde schließlich gerettet. 1922 brach ein unbeirrter Shackleton wieder mit Frank Wild als seinem Stellvertreter auf, um das Grahamland zu erforschen, aber die physische Schwäche, die zu überwinden er sich so beharrlich bemüht hatte, wurde ihm zum Verhängnis. Er starb an Bord des Schiffes an Herzversagen und wurde auf Südgeorgien bestattet. Er war 47 Jahre alt. Wild ging nach Afrika, bekam aber Probleme mit dem Alkohol. 1930 starb er in Transvaal an einer Lungenentzündung.
Sir Clements Markham traf Scotts Tod tief ins Herz. Sein eigener Tod ließ nur noch drei Jahre auf sich warten. Da er es vorzog, bei Kerzenlicht zu lesen, fing sein Bettzeug eines Nachts Feuer, und er starb im hohen Alter von 85 Jahren an den Folgen dieses Schocks.
Hannah Scott wurde ehrenhalber eine Wohnung in Hampton Court überlassen – einem Ort, den sie mit angenehmen Erinnerungen verband, da hier die Hochzeit ihres Sohnes stattgefunden hatte. Oriana Wilson, die, als die Terra Nova ihren Mann von ihr forttrug, so still und sphinxähnlich dagesessen hatte, erwies sich, ähnlich wie Kathleen, aber in der ihr eigenen Weise als praktische Frau. Sie stürzte sich in Aktivitäten und wurde für die Arbeit, die sie während des Ersten Weltkriegs für das neuseeländische Rote Kreuz geleistet hatte, mit dem Orden des Britischen Weltreichs ausgezeichnet. Doch der Tod ihres Mannes bewirkte, dass sie ihren Glauben verlor, der einst in ihrem Leben und dem Edward Wilsons eine so zentrale Rolle gespielt hatte. Später verfolgte sie dann mit Interesse die Tätigkeit des Scott Polar Research Institute. Sie heiratete nicht wieder und starb 1945 im Alter von 70 Jahren.
Rittmeister Oates’ Mutter Caroline – die einzige Frau, die er, wie er Wilson kurz vor seinem Tod gestand, jemals geliebt hatte – konnte ihren Verlust nie verwinden. Jede Nacht schlief sie in seinem ehemaligen Zimmer in Gestingthorpe und trug stets eine der Epauletten seiner Regimentsuniform in ihrer Tasche mit sich herum. An der Nordwand der Kirche von Gestingthorpe ließ sie auch eine Bronzetafel anbringen, die sie jede Woche säuberte, und ordnete an, dass sein Tagebuch vernichtet werden sollte – das geschah allerdings erst, nachdem ihre Tochter Violet heimlich Auszüge aus ihm abgeschrieben hatte. Beileidsschreiben strömten herein – die Art, wie Oates in den Tod gegangen war, erregte in der ganzen Welt Bewunderung als Inbegriff dessen, was von einem englischen Offizier und Gentleman zu erwarten war.
Lois Evans, die von der Western Mail herablassend als »großartiges, feines Frauchen« bezeichnet wurde, errichtete ihrem Mann Edgar in der Kirche von Rhosili ein Denkmal und ließ sich in einem Vorort von Swansea in einem Haus nieder, das sie »Terra Nova« nannte. Sie war dankbar dafür, dass ihrem Mann das spätere Leiden der anderen erspart geblieben war, musste sich aber mit einer ständigen Unterstellung in der Presse herumschlagen, dass Edgar Evans’ geistiger und körperlicher Zusammenbruch die anderen das Leben gekostet habe. 1948 besuchte sie die Premiere des Royal-Command-Films Scott of the Antarctic und sah James Robertson in der Rolle ihres Mannes. Sie starb 1952.
Die überlebenden Teilnehmer der Expedition hatten unterschiedliche Schicksale. Teddy Evans hatte miterleben müssen, wie seine Frau Hilda auf der Rückkehr von Neuseeland an Bord des Schiffes an einer
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