In den eisigen Tod
gründete, durchlief eine glänzende Karriere als Wissenschaftler und starb 1959. Sein Landsmann, der Australier Griffith Taylor, zeichnete sich ebenfalls in den Wissenschaften aus und wurde Professor für Geographie, zuerst in Chicago und dann an der Universität Toronto; er lebte bis 1964. Charles Wright, der einzige Kanadier der Expedition, diente im Ersten Weltkrieg als Funkoffizier und wurde mit dem Military Cross ausgezeichnet und in die Ehrenlegion aufgenommen. Er stand als hoch geachteter Wissenschaftler im Dienste der Admiralität, wurde in den Adelstand erhoben und starb 1975.
Die Discovery , die Scott auf seine erste Expedition brachte, war danach noch oft im Einsatz, zunächst als Handelsschiff für die Hudson Bay Company, dann als Forschungsschiff und schließlich mehr als 40 Jahre lang als Schulungsschiff für Sea Scouts auf der Themse. 1979 wurde sie dem Marine Trust übergeben, der mit der Restaurierung begann, und 1986 unter dem Klang von Dudelsackpfeifen in ihr heimatliches Dundee zurückgeführt. Heute steht sie Besuchern offen und bildet den Höhepunkt einer einfallsreichen Ausstellung über Antarktisexpeditionen. Die Terra Nova , das »kleine, merkwürdig geformte Schiff«, als die Debenham sie bezeichnete, ging während des Zweiten Weltkriegs vor der Südwestküste Grönlands unter. Sie hatte zwar ein schreckliches Leck, erwies sich aber als so unzerstörbar, dass die Atak , ein Boot der US-Küstenwache, 23 Salven von einem Dreizoll-Geschütz abfeuern musste, um sie zu versenken.
Die Hütte bei Cape Evans gibt es immer noch. Während meiner Recherchen zu diesem Buch fiel mir der Bericht eines Polarforschers, der diese kurz zuvor besucht hatte, in die Hand. Er schrieb: „Es war unmöglich, sich in dem schattigen Raum wohl zu fühlen, und obwohl die Atmosphäre nicht bösartig war, verließ mich, während ich meine Nase in ihre dunklen Ecken steckte, keinen Augenblick das Gefühl eines Vorwurfs ... Keiner von uns ... brachte jemals genug Mut auf, dort auch nur eine einzige Nacht zu verbringen.« 7 Andere waren, wie ich wusste, sogar so kühn gewesen und hatten in Scotts Koje geschlafen, aber die meisten Besucher empfinden die Hütte einfach nur auf verstörende Weise stimmungsvoll – als einen Ort, an dem die Menschen instinktiv nur noch flüstern.
Neugierig, das alles mit eigenen Augen zu sehen, fuhren mein Mann und ich im Februar 1997 an Bord eines kleinen russischen Zweitausend-Tonnen-Forschungsschiffs von Neuseeland in Richtung Ross-Insel. Unsere Route nach Süden folgte jener von Scott, und genau wie er gerieten wir in einen fürchterlichen Sturm – in unserem Fall in einen ausgewachsenen Hurrikan vor Cape Adare. Winde mit Geschwindigkeiten von 259 km/h fegten vom Polarplateau herüber und wirbelten einundzwanzig Meter hohe Wellen auf, die Eisblöcke von der Größe von Felsbrocken gegen Bug und Heck des Schiffes schleuderten und diese beschädigten. Achtundvierzig Stunden lang hielt unser kettenrauchender, unrasierter russischer Kapitän das Schiff im Wind. Ein Rettungsfloß wurde von Bord geweht, wodurch ein Transponder aktiviert wurde, der ein Signal ins ferne Moskau sendete, dass das Schiff in Not – möglicherweise verloren – sei. Da es keine Anzeichen für ein Abflauen des Sturms gab und sich auf dem Schiffsaufbau so viel Eis gebildet hatte, dass die Gefahr zu kentern bestand, entschied unser Kapitän schließlich, dass wir nach Norden abdrehen mussten. Als wir backbords zum Wind standen, drohten hohe Wellen über uns hereinzubrechen, doch wir schafften es.
Unsere erste Reaktion war Erleichterung, aber bald machte diese der Enttäuschung darüber Platz, dass wir die lange Reise umsonst unternommen hatten. Doch später wurde uns klar, dass wir nun zumindest besser verstanden, was Scott und seine Männer durchgemacht hatten. Wie sie waren auch wir auf einmal Opfer dieses schönen, aber launenhaften und absolut menschenfeindlichen Endes der Erde geworden. Wie sie hatten wir es mit für diese Jahreszeit »ungewöhnlichem Wetter«, unerfüllten Erwartungen und einem Schiff mit zwei Geschwindigkeiten zu tun, »langsam und noch langsamer«. Zumindest waren wir noch am Leben und konnten hoffen, dass sich uns noch eine zweite Chance bieten würde.
Und sie ergab sich. Nach einem weiteren vergeblichen, aber weniger dramatischen Versuch, das Ross-Meer zu erreichen, bei dem die sich schließende Eisdecke unseren Kapitän zum Abdrehen zwang, weil sonst die Gefahr bestanden hätte, am Ende
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