In den Faengen der Nacht
dieser Stimme schnappte sie nach Luft. Sie sah auf und merkte, dass die Zwillinge und ihr Vater im Wohnzimmer standen. Sie stellte sich zwischen sie, voller Angst davor, was sie Ravyn antun würden, der hier nicht den Schutz genoss wie im Sanctuary. »Was macht ihr hier?«
Gareth bewegte sich mit einem todbringenden raubtierhaften Sprung, der sie sehr an Ravyn erinnerte. Er kniff die Augen zusammen und nahm Witterung in der Luft um sie herum auf, als ob er einen Hauch von etwas gerochen habe, das ihm rätselhaft erschien.
Ravyn verwandelte sich augenblicklich zurück in Menschengestalt. »Lass sie in Ruhe. Du bist mit mir verfeindet und nicht mit ihr.«
Ehe Ravyn oder sie sich rühren konnten, packte Gareth ihre Hand, drehte sie um und sah das Zeichen. Ihr Handgelenk brannte bei seinem Griff. »Liebst du ihn?«
»Das geht Sie nichts an.«
»Lass sie los«, knurrte Ravyn.
Das tat Gareth nicht. Stattdessen richtete er seinen kalten Blick auf Ravyn. »Es wäre so leicht, dich hier und jetzt zu töten.« Und dann blitzte in seinen Augen etwas Merkwürdiges auf. »Auch wenn du denkst, es wäre anders, ich habe deine Mutter mehr geliebt als mein Leben. Ich wollte mich mit ihr verbinden, aber sie wollte nicht. Ihre schlimmste Vorstellung war die, dass wir beide sterben und euch alle als Waisen zurücklassen würden. Nachts denke ich oft daran, wie böse sie wäre, wenn sie wüsste, was wir dir angetan haben.«
Susan sah den Kummer in Ravyns Augen.
Gareth schaute sie wieder an. »Du hast recht gehabt, und ich bin froh, dass er dich hat.« Er ließ ihr Handgelenk los. »Ich erwarte nicht, dass du uns vergibst. Aber jetzt brauchst du uns, damit du auch bei Tageslicht sicher nach Hause kommst.«
Gareth streckte Ravyn die Hand hin.
Ravyn zögerte, der Schmerz seiner Vergangenheit überwältigte ihn, aber schließlich war er doch nur der kleine Junge, der seinen Vater liebte. Der kleine Junge, der wieder nach Hause wollte. Aber das Zuhause, das er gekannt hatte, war vor dreihundert Jahren zerstört worden. Es gab keinen Weg zurück zu der Familie, die er einmal gehabt hatte.
Er schaute Susan an, die gespannt wartete, was er seinem Vater entgegnen würde. Sie war jetzt seine Familie, und er wusste, dass er für diese Frau alles tun würde.
Aber um sie zu beschützen … sie zu lieben, musste er leben.
Er war noch nicht bereit, alles zu vergeben, noch längst nicht. Doch sein Vater bemühte sich, und er war nicht der Mann, der ein ehrliches Angebot ablehnte.
Unsicher, was die Zukunft bringen würde, ergriff Ravyn die Hand seines Vaters.
»Phoenix, bring Susan nach Hause.«
Susan schaute zu, wie Ravyn und Gareth verschwanden. »Was macht er da?«
»Ganz locker bleiben«, sagte Dorian. »Es tut ihm keiner was.«
»Na, ich könnte ihm schon was antun«, sagte Phoenix unwirsch. »Wo, zum Teufel, ist mein Auto?«
Susan lachte, zog die Schlüssel aus der Tasche und hielt sie hoch. »Es steht einen Block weiter.«
»Beschädigt?«
»Nein.«
Phoenix stieß erleichtert einen Seufzer aus, und Dorian lachte.
Er nahm die Schlüssel. »Ich bringe es nach Hause.« Und dann beamte er sich aus dem Zimmer.
Phoenix streckte die Hand nach Susan aus. »Vertraust du mir?«
»Kein bisschen, aber ich vertraue darauf, dass Ravyn dir den Kopf abreißt, wenn du zulässt, dass mir irgendwas passiert.«
Er senkte seinen Blick zu dem Zeichen in ihrer Handfläche. »Du hast die Frage meines Vaters nicht beantwortet. Liebst du ihn?«
»Was macht das aus?«
»Wenn du es tust, dann verbinde dich mit ihm. Du kannst es mir glauben, die schlimmste Hölle, die man sich vorstellen kann, ist, wenn du weißt, dass das, was du am liebsten gehabt hast, verloren ist, weil du ein Feigling gewesen bist. Mach nicht den gleichen Fehler wie ich.«
In diesem Moment hatte sie Respekt vor Phoenix. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Danke.«
Er neigte den Kopf, und sie legte ihre Hand in seine. Innerhalb einer Sekunde waren sie zurück im Serengeti.
An die nächsten beiden Wochen erinnerte Susan sich nur verschwommen. Sie kehrten in ihre Leben zurück. Mit Leos Hilfe und mit Hilfe der Squires, die für die internen Angelegenheiten arbeiteten, waren sie in der Lage, die Schuld für alle Todesfälle, deren Susan und Ravyn angeklagt worden waren, dorthin zu schieben, wo sie hingehörten.
Auf das Konto von Paul.
Sie durfte ihre Geschichte sogar aufschreiben, und Associated Press übernahm sie, sodass sie
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