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In den Klauen des Bösen

In den Klauen des Bösen

Titel: In den Klauen des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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einen Adrenalinstoß.
    Denn er wusste genau, was sie von ihm wollten.
    Sie wollten zurückhaben, was ihnen gehörte, die Jugendkraft, die er gestohlen hatte, und aus seiner Angst wurde Entsetzen, als er den Schatten des Todes fühlte.
    Er spürte, wie ihr Bewusstsein sich zu ihm vortastete, in ihn eindrang, wie sie jede Ecke seines Seins prüften und dann tief in ihn hineingriffen, etwas fassten und loszerrten.
    Fred schrie, als ein reißender Schmerz ihm durch die Brust fuhr wie ein glühendheißes Messer, und er merkte, wie die Hitze seinen Leib allmählich zerstörte.
    Er hob die Hände vor das Gesicht und spürte die schuppige Haut. Vor wenigen Sekunden, vor dem öffnen der Tür, war sie noch faltenlos gewesen.
    Die Kinder drängten näher heran. Fred Childress wollte in den Schutz des Hauses zurückweichen, doch seine Glieder versagten ihm den Dienst.
    Er fühlte die Hände der Kinder, die ihn von der Vorhalle herunterzerrten, ihn emporhoben und ihn, der sich vor Schwäche nicht mehr wehren konnte, in die Nacht hinaus trugen, bis an den Rand des Moores, wo sie ihn zu Boden warfen und Quint Millard seiner Brust den Thymus entriß. Quint gab das kleine Gewebe an die wartenden Kinderhände weiter.
    Als Fred Childress starb, empfanden die fünf Kinder eine völlig unbekannte Wärme. Tränen traten ihnen in die Augen. Tammy-Jo Millard legte die Arme um Quint. »Ich hab’ Angst«, flüsterte sie. »Ich hab’ im Leben noch nie so ‘ne Angst gehabt. Es ist, als ob ich vielleicht stürb’.«
    Quint drückte seine Frau an sich. »Nicht sterb’n«, flüsterte er. »Nein, wir leben. Wir leben, wir sind frei.«
    Auf der Insel, wo Clarey Lambert wartete, gingen auf einmal fünf Kerzen aus, obwohl sich kein Lüftchen bewegt hatte.
    Und aus den Augen von fünf Puppen flossen Tränen.
     
    »Nichts«, sagte Marty Templar, der bei Phil Stubbs’ Anlegestelle aus dem Boot stieg und zwischen die wartenden Menschen trat. »Nur eine Gruppe von Sumpfratten habe ich gefunden - und Sie wissen ja, wie die sind: Sobald man sie anschaut, reden sie kein Wort mehr.«
    Tim Kitteridge nickte grimmig. Er begriff nicht, warum die Sumpfratten so stur an ihrem Schweigen festhielten. Aber wenn sie nicht reden wollten, war eben nichts zu machen. »Was ist mit Judd Duval?« fragte er. »Haben Sie den irgendwo gesehen?«
    Templar schüttelte den Kopf. »Nicht die Spur. Ich habe sogar bei seinem Haus vorbeigeschaut, ‘s war aber niemand da. Wenn Sie mich fragen, haben wir jetzt noch eine Person auf unserer Suchliste.«
    Ein gedämpfter Schrei drang durch die Nacht, der sich zu einem solchen Wutkonzert steigerte, dass Kitteridge das Blut in den Adern gefror. Er suchte das Dunkel ab. »Großer Gott!« flüsterte er. »Was ist denn das?«
    Templar sagte kein Wort. Er bekam eine Gänsehaut.
    »Hunde«, stieß Ted Andersen hervor, »wie Höllenhunde klingt das.«
    Der Laut erstarb so rasch wie er gekommen war. Eine todesähnliche Stille lag über dem Moor, und dann erhob sich neuerlich ein Schrei, ein Todesschrei diesmal, der durch die Nacht schnitt wie ein Messer.
    Und mit dem wachsenden Schrei kam das Moor zum Leben, mit dem Flügelschlag von Vögeln, die aus den Bäumen aufflogen, und mit dem Schwärmen von Insekten, die von der Oberfläche des Wassers aufstiegen.
    Und das Wasser begann zu schäumen, als Alligatoren und Krokodile den ersten schwachen Geruch von Blut in den Bayous und im Wind wahrnahmen. Sie krochen von den schlammigen Böschungen und rasten mit wild um sich schlagenden Schwänzen dem Geruch entgegen.
    Weitere Schreie drangen durch die Nacht.
    »Mein Gott!« hauchte Barbara Sheffield. »Was geht nur dort draußen vor?«
    Aber darauf wusste niemand zu antworten. Alle horchten nur nach den immer lauter werdenden Angstschreien.
     
    Judd Duval wusste weder, wo er sich befand, noch wie spät es war; denn seit Anbruch der Dunkelheit und der Flucht zu seinem schützenden Haus war etwas mit ihm geschehen, etwas, das er nicht begriff.
    Sein Verstand ließ ihn im Stich.
    Er war durch die Bayous gefahren und sicher gewesen, nach der nächsten Biegung seine Hütte zu erreichen, doch das Moor schien sich vor seinen Augen zu ändern, und statt seiner Hütte sah er nur ein weiteres Kind, eins dieser stumm und leer vor sich hinstarrenden Kinder des Moores, die auf ihn zu warten schienen.
    Zuerst brachte er sein Boot jedesmal zum Halten und erwiderte herausfordernd ihren Blick. Doch als das Kind jedesmal nur noch näher kam, verlor er die Nerven.

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