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In den Klauen des Tigers

In den Klauen des Tigers

Titel: In den Klauen des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Plockwinds“,
Weinschenk deutete zum Haus, „bekannt, verwandt oder...“
    „Keine Spur. Aber was war denn nun?“
    Weinschenk erzählte, wie er die beiden
erwischt hatte.
    „Mir geht ein Seifensieder auf“, lachte
Tarzan. „Karl und Klößchen wollten nicht zugeben, daß sie heimlich — zusammen
mit den Zeisigs — in den Wald eingedrungen sind. Deshalb wohl die Behauptung,
sie würden hier wohnen.“
    „Diese Lauser!“ meinte Weinschenk. „Sauber
haben sie mich reingelegt.“ Er lächelte.
    „Und die Leute haben sie tatsächlich
reingelassen“, amüsierte sich Tarzan. „Da ist meinen Freunden aber ein schlauer
Vorwand eingefallen. Naja, jetzt sind sie natürlich über alle Berge. Möchte nur
wissen, wohin!“
    „Nee, nee!“ sagte Weinschenk. „Die sind
noch im Haus.“
    „Wirklich? Das kann nicht sein!“
    „Wir haben aufgepaßt wie die
Schießhunde“, erklärte Weinschenks Kollege. „Dachten uns nämlich, daß die
vielleicht doch nochmal nach dem Tiger sehen wollen. Wir sind extra ein paar
Meter weitergefahren, damit wir auch die Rückfront im Auge haben. Von den
Plockwinds hat sich keiner gezeigt — und deine Freunde auch nicht.“
    „Vielleicht war es Sympathie auf den
ersten Blick“, meinte Weinschenk, „und die vier trinken jetzt Kaffee. Den
Plockwinds hätte ich das zwar nicht zugetraut. Die sahen mir ein bißchen
etepetete (geziert ) aus. Aber man kann sich täuschen.“
    Und wie Sie sich täuschen, Herr
Weinschenk! dachte Tarzan. Wir sind hier angekommen wie die Großwildjäger. Dr.
Jansen mit seinem Narkose-Gewehr, der zweite Wagen, das Hin und Her und Gerede.
An allen Fenstern hingen Leute und glotzten, was es Neues gäbe. Nur bei dem
Plockwind-Bungalow blieb alles tot wie in einem Mausoleum ( Grabgebäude ).
Sie müssen uns bemerkt haben. Warum kommen Karl und Klößchen nicht raus?
    Er verfiel in Schweigen. Er überlegte.
Was war da drin passiert? Er ging Möglichkeiten durch, die ihm alle blöd
erschienen. Dann — wie der Blitz aus heiterem Himmel — durchzuckte eine Idee
sein Gehirn.
    Was hatte der unsympathische Kommissar
Blüchl heute morgen in Glockners Büro erzählt? Ein Gefangenentransporter war
bei einem Verkehrsunfall umgekippt. Zwei schwere Jungs hatten sich befreit.
Hardtke und Fensel — oder so ähnlich. Sie hatten die Pistolen der Wachleute und
versteckten sich möglicherweise im Großen Wald, weshalb Blüchl ja vor der
Begegnung gewarnt hatte. Im Großen Wald? Warum nicht hier? Waren sie in das
Haus eingedrungen? Hatten sie die Plockwinds als Geisel genommen? Saßen Karl
und Klößchen jetzt auch in der Patsche? Und die Ganoven in der Mausefalle, weil
sie die Polizei vor der Nase hatten und deshalb nicht rauskonnten?
    Wäre irre. Aber möglich!
    Gerade wollte er seine Vermutung
äußern, als mit großem Getöse Nino und Robert zurückkamen.
    Der große Käfigwagen, den sie an den
Chevrolet angekoppelt hatten, rumpelte und schaukelte. Sie hatten sich mächtig
beeilt, fuhren am Streifenwagen vorbei und hielten.
    Tarzan und die Polizisten stiegen aus.
    „Noch nichts?“ fragte Robert, während
Nino die Gittertür des Käfigs öffnete.
    Weinschenk schüttelte den Kopf. „Nein,
aber...“
    Er stockte. Alle fuhren herum und
blickten zum Waldrand.
    Deutlich hatten sie den Schuß gehört.
Und zwar ganz in der Nähe, vermutlich hinter den Büschen. Hatte Dr. Jansen
geschossen? Wer sonst!
    Und dann tauchte der Tiger auf.
    Er brach durch die Büsche, verharrte,
hob den mächtigen Schädel und sah her. Er entdeckte seinen Käfig, und plötzlich
schien er nur noch ein Ziel zu kennen: zurück in das warme Nest. Heim in die
bewährte Umgebung.
    Er sprang über den Zaun, war jetzt im
Plockwindschen Garten. Aber er taumelte. Seine Pranken schienen einzuknicken.
Noch ein paar Sprünge. Er schleppte sich. Der Kopf hing nach vorn. Noch ein
paar Schritte. Er wirkte hilflos. Mühsam erreichte er die Terrasse. Er wollte
am Haus vorbei, zur Straße, zum Käfig. Aber er schaffte es nicht mehr. Langsam
fiel er auf die Seite. Reglos blieg er liegen.
    Robert und Nino sprangen mindestens
meterhoch in die Luft — vor Freude.
    Die Polizisten atmeten auf.
    „Jansen hat ihn getroffen“, jubelte
Nino. „Unser Napur. Betäubt ist er. Jetzt wird alles gut.“
    Sie flankten über den Zaun. Durch den
Vorgarten rannten sie am Haus vorbei zu ihrem Tiger. Die Polizisten folgten
ihnen. Bei den andern Häusern wurden Fenster geöffnet. Alle Blicke
konzentrierten sich auf Napur. Jedermanns

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