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In den Trümmern des Himmelsystems

In den Trümmern des Himmelsystems

Titel: In den Trümmern des Himmelsystems Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Grundlagen des Lebens –, mußten diese Dinge hergestellt oder erzeugt werden; andernfalls konnte man nicht existieren. Und ohne eine Technologie, die in der Lage war, diese Stoffe zu erzeugen oder abzubauen, in einem System ohne einen erdähnlichen Planeten, auf den man zurückgreifen konnte, mußte jedes Dunkle Zeitalter die unausweichliche Auslöschung bedeuten.
    Als wäre er ihren Gedankengängen gefolgt, sagte Shadow Jack: „Im Endeffekt werden wir alle tot sein, selbst das Demarchy.“ Er sah weg und zwang sich zum Weitersprechen. „Aber unser Felsen hat kein Wasser mehr. Jedermann dort wird sterben, wenn wir noch einmal Himmel ganz umrunden müssen, ohne etwas zu finden. Und wir haben kein Schiff mehr, das uns zu den Ringen bringen könnte, zu Diskus, wo wir Wasserstoff holen könnten, um mehr herzustellen. Wir müssen genug Altmaterial finden, um weitermachen zu können. Erst in einer Gigasek werden wir Diskus wieder nahe genug sein, daß wir eine solche Reise machen können.“
    „Ihr handelt mit Diskus, um Wasserstoff zu erhalten?“ Clewell durchbrach die Stille.
    „Handeln?“ Shadow Jack blickte ins Leere. „Womit sollten wir handeln? Wir stehlen ihn!“
    „Was geschieht, wenn die … Diskaner euch in ihrem Hoheitsgebiet erwischen?“ Clewell griff unter die Konsole nach seinem verschlossenen Trinkgefäß und sog an dem Strohhalm.
    Shadow Jack zuckte die Achseln. „Sie werden versuchen, uns zu töten. Vielleicht haben sie euch deswegen angegriffen. Sie dachten wahrscheinlich, ihr kämt vom Demarchy. Oder sie wollten euer Schiff; jeder wird dieses Schiff haben wollen. Kann es von nur zwei Leuten bedient werden …?“ Seine mißgünstigen Augen wanderten vielsagend umher.
    „Nicht von zwei untrainierten Leuten“, sagte Bertha, „für den Fall, daß ihr noch gewisse Vorstellungen habt. Es ist nicht einmal für uns einfach. Wir hatten noch fünf weitere Mannschaftsmitglieder; die Diskaner haben sie alle getötet.“ Für nichts und wieder nichts.
    Er verzog das Gesicht. „Oh.“
    „Eine weitere Frage.“ Sie holte tief Atem. „Sagt mir, was dieses ‚Demarchy’ ist, das jeder mit uns in Verbindung zu bringen scheint.“
    Shadow Jack sah weg, vergaß ihre Frage, als Clewell den Becher geleert hatte. Bird Alyn leckte sich die Lippen und rieb sich mit ihrer mißgestalteten Hand den Mund.
    Kein Wasser mehr … Eine Erinnerung an ihre eigenen Kinder, zu weit weg, zu lange Zeit zurück, überlagerte ihre hungrigen Gesichter. Sie sah hinab auf ihre eigenen Hände, auf dünne Goldringe, vier an der linken, zwei an der rechten Hand. „Nun?“
    Shadow Jack räusperte sich krächzend, seine Augen bettelten um Wasser. „Das Demarchy – liegt in den Trojanischen Asteroiden, sechzig Bogensekunden hinter Diskus. Es verfügt über die besten Überbleibsel der Technologie. Man hat dort die elektrische Batterie hergestellt, die unsere Rakete versorgt. Die Leute dort sind die einzigen, die so etwas noch herstellen können.“
    „Wenn sie so gut ausgestattet sind, warum müssen sie dann die Diskaner ausplündern?“
    „Das müssen sie nicht. Üblicherweise geben sie Metall für den abgebauten Schnee, für Wasser, Gase und Kohlenwasserstoffe. Manchmal kommen eben … gewisse Zwischenfälle vor. Sie wollen beide an die Spitze kommen. Ich glaube, sie denken, eines Tages könnten sie den Gürtel wieder herrichten. Aber damit liegen sie falsch. Selbst wenn sie aufhören würden, einander zu bekämpfen – es ist zu spät. Jeder kann das sehen.“
    „Du bist nicht gerade ein großer Optimist, was, Junge?“ sagte Clewell.
    „Ich bin nicht blind.“ Shadow Jack kratzte sich stirnrunzelnd.
    „Nun, Clewell.“ Bertha fühlte Rusty, die in ihrem Nacken schnüffelte, und setzte die Katze auf ihre Schulter. Ihre Krallen hakten sich vorsichtig in den Stoff der Baumwollbluse. „Was meinst du? Glaubst du, es ist die Wahrheit? Haben wir – den ganzen Weg hierher umsonst gemacht?“
    Er fuhr sich mit den Händen über das Gesicht. Sie sah, wie seine eigenen Eheringe das Licht reflektierten, drei an der rechten und drei an der linken Hand. „Es klingt recht überzeugend. Es klingt ziemlich verrückt, aber es würde erklären, was uns widerfahren ist.“
    Sie nickte und betrachtete die hageren Gesichter der Fremden. Nicht gerade Engel. Opfer einer Tragödie, die jedes Verständnis überstieg, einer Tragödie, die nun auch in ihr eigenes Leben eingriff, und sei es, um die Träume anderer Leute zu zerstören, wie sie auch

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