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In den Waeldern des Nordens - V3

Titel: In den Waeldern des Nordens - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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Ozeandampfer von St. Michaels wurde er von einem grauhaarigen Steward bedient, dessen Gesicht von Sorgen verheert und dessen Körper vom Skorbut verrenkt war. Der alte Tarwater mußte ihn zweimal in Augenschein nehmen, um sich zu vergewissern, daß es Charles Crayton war.
    »Schlecht gegangen, mein Sohn, was?« fragte Tarwater.
    »So viel Glück habe ich gehabt«, klagte der andere, als er ihn erkannt und begrüßt hatte. »Nur einer von der Gesellschaft wurde vom Skorbut gepackt. Ich habe Höllenqualen erduldet. Die anderen drei arbeiten alle, sind gesund und bekommen Proviant und Ausrüstung, um im Winter am Weißen Fluß nach Gold zu suchen. Anson verdient fünfundzwanzig täglich als Zimmermann. Liverpool schlägt Holz für die Sägemühle und kriegt zwanzig, und der Große Bill hat vierzig täglich als Vorarbeiter der Sägemühle. Ich tat mein Bestes, und wenn der Skorbut nicht gewesen wäre...«
    »Sicher, mein Sohn, hast du dein Bestes getan, was viel sein muß, da du von Natur aus reizbar und durch zu viele Geschäfte hart geworden bist. Aber ich will dir etwas sagen. Jetzt bist du so verschandelt, daß du dich nicht mehr zur Arbeit eignest. Ich werde deine Überfahrt beim Kapitän bezahlen, in freundlicher Erinnerung an die Unterstützung, die du mir gewährt hast, und du kannst dich den Rest der Reise ausruhen. Wie steht es mit dir, wenn du in San Franzisko an Land gehst?«
    Charles Cray ton zuckte die Achseln.
    »Ich will dir etwas sagen«, fuhr Tarwater fort. »Es gibt Arbeit für dich auf meinem Gut, bis du wieder mit Geschäften anfangen kannst.«
    »Ich könnte Ihr Geschäft verwalten«, begann Charles eifrig.
    »Nein, mein Herr«, erklärte Tarwater mit Nachdruck. »Aber es gibt immer Löcher für Pfosten zu graben und Brennholz zu hacken, und das Klima ist ausgezeichnet...«
    Tarwater kam heim als der wahre verlorene Großvater, für den das fette Kalb bereitstand und geschlachtet wurde. Aber ehe er sich zu Tisch setzte, mußte er erst ein wenig umherschweifen. Und Söhne und Töchter sowie Schwiegersöhne und Schwiegertöchter mußten ihn unbedingt begleiten, so widerwärtig es ihnen auch war, aus der knorrigen alten Hand zu essen, die eine halbe Million auszubezahlen hatte. Er schritt an der Spitze, und keine Ansicht, die er heiter aussprach, war so falsch oder unmöglich, daß sie Widerspruch bei seinem Gefolge erregt hätte. Als er bei dem verfallenen Wasserrad stehenblieb, zu dem er das Holz im Hochwald geschlagen hatte, strahlte sein Gesicht, während er den Blick über das Tarwater-Tal und weiter über die fernen Höhen bis zu den Zinnen der Tarwater-Berge schweifen ließ – jetzt wieder alles sein.
    Da kam ihm der Einfall, der ihn sich abwenden und die Nase putzen ließ, um das Blinzeln in seinen Augen zu verbergen. Immer noch von der ganzen Familie gefolgt, begab er sich zu der baufälligen Scheuer. Er hob einen alten Knüppel vom Boden auf.
    »William«, sagte er, »erinnerst du dich der kleinen Unterhaltung, die wir hatten, ehe ich nach Klondike ging? Du erinnerst dich sicher noch, William. Du erzähltest mir, daß ich verrückt sei. Und ich sagte, mein Vater würde mir das Fell mit einem Knüppel gegerbt haben, wenn ich so mit ihm geredet hätte.«
    »Ach, das war ja nur Unsinn«, versuchte William sich zu entschuldigen.
    William war ein grauhaariger Mann von fünfundvierzig, und seine Frau und seine erwachsenen Söhne standen dabei und sahen neugierig zu, wie Großvater Tarwater seinen Rock auszog und ihn Mary zu halten gab.
    »William, komm her!« befahl er gebieterisch.
    William kam, wenn auch äußerst widerstrebend.
    »Nur eine Kostprobe, mein Sohn William, von dem, was mein Vater mir oft genug gegeben hat«, brüllte der alte Tarwater, indem er auf Rücken und Schultern seines Sohnes mit dem Knüppel losprügelte. »Ich mache dich darauf aufmerksam, daß ich dich nicht auf den Kopf schlage. Mein Vater war sehr heftig und fragte nicht danach, wenn er prügelte. – Stoß nicht die Ellbogen zurück! Sonst bekommst du noch zufällig einen Schlag darauf. Und nun sag mir nur eines, mein Sohn William: Denkst du noch, daß ich verrückt bin?«
    »Nein«, heulte William, vor Schmerzen herumtanzend, »du bist nicht verrückt, Vater! Natürlich bist du nicht verrückt.«
    »Gesagt hast du es«, bemerkte der alte Tarwater bündig, indem er den Knüppel wegwarf und sich wieder in den Rock hineinarbeitete. »Und jetzt laßt uns hineingehen und essen.«
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Die Goldschlucht
    Es war mitten in

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