In der Bucht der Liebe
dachte Taylor, während sie den Hafen mit den vielen Buchten, der Harbour Bridge, wie die beeindruckende Brücke genannt wurde, die das Wasser überspannte, und das weltberühmte Opernhaus überflogen.
Hier war sie zu Hause, alles war ihr vertraut. Sie beobachtete den Schlepper, der einen Ozeanriesen in den Hafen zog, und die Fähre, die gerade von dem Vorort Manly mit dem langen Sandstrand ablegte. Kleinere Schiffe waren an ihren Liegeplätzen festgemacht. Der Himmel zeigte sich fast wolkenlos, und das Wasser glitzerte im Sonnenschein.
Nach der Landung passierten sie die Pass- und Zollkontrolle und wurden von Claude begrüßt, der mit dem Wagen vor der Ankunftshalle auf sie wartete.
„Glaubst du, Rosa erinnert sich noch an mich?“, fragte Ben auf der Fahrt zu Dantes Haus.
„Ich nehme es an, aber wir waren vier Wochen weg, und das ist für einen Welpen eine lange Zeit“, erwiderte Taylor vorsichtig.
Doch dann dauerte es nur drei oder vier Sekunden, bis der junge Hund Ben die Hand leckte und ausgelassen um ihn herumsprang.
Innerhalb weniger Tage hatte sich die Alltagsroutine wieder eingestellt. Schon früh am Morgen fuhr Dante zu seinem Büro in der Innenstadt und kam meist zum Abendessen nach Hause. Wenn er aufgehalten wurde und sich verspätete, rief er an und sagte Bescheid.
Ben besuchte wieder dreimal in der Woche den Kindergarten, und Taylor verbrachte viel Zeit mit Schreiben.
Die Nächte mit Dante waren für Taylor noch genauso aufregend und faszinierend wie beim allerersten Mal. Sie liebten sich mit einer Leidenschaft und Intensität, die beinah erschreckend war.
Meist gelang es ihr, sich einzureden, es sei einfach nur wunderbarer Sex, und sie verdrängte ihr Verlangen nach mehr. Sich nach seiner Liebe zu sehnen war genauso illusorisch wie der Griff nach den Sternen und dem Mond. Andererseits konnte sie sich kaum vorstellen, dass er sie so leidenschaftlich, innig und zärtlich lieben würde, wenn er nichts für sie empfand. Oder war das nur Wunschdenken?
Wahrscheinlich ist Letzteres der Fall, sagte sie sich eines Morgens, als sie Ben in den Kindergarten brachte und dann nach Double Bay weiterfuhr, wo sie mit Sheyna im Café verabredet war.
Vom Meer wehte eine leichte Brise. Es war ein sonniger, aber nicht sehr warmer Tag, sodass sie Jeans, ein T-Shirt, eine leichte Jacke und Stiefel trug. So früh am Tag war es nicht schwierig, einen Parkplatz zu finden. Sie schloss den Wagen ab, steckte den Schlüssel in ihre Tasche und betrat das Café.
Ihre Freundin Sheyna, eine große Brünette, war nicht zu übersehen, sie stand sogleich auf.
„Hallo!“ Sie umarmten sich herzlich zur Begrüßung. „Du siehst gut aus“, stellte Sheyna dann fest. „Der gute Sex hat dich verändert.“
„Wie kommst du denn darauf?“
Sheyna verdrehte die Augen. „Man erkennt doch auf den ersten Blick, dass dein Mann genau weiß, was Frauen gefällt.“ Taylor hob die Hände. „Das Thema lassen wir lieber fallen.“ „Spielverderberin“, sagte ihre Freundin belustigt. „Aber okay, reden wir von etwas anderem.“
Nachdem sie bestellt hatten, fragte Sheyna: „Wie war es in Italien?“ Taylor erzählte von den vielen Sehenswürdigkeiten in Florenz. „Hast du viel gekauft?“ Sheyna seufzte sehnsüchtig.
„Einige Kleider und viele Geschenke.“ Taylor zog ein Päckchen aus der Tasche. „Das ist für dich.“
„Oh! Danke.“
Sheyna öffnete es. „Nein! Ich glaube es nicht! Es ist wunderschön“, flüsterte sie und legte das Armband an. „Du bist ein Engel! Danke.“ Sie stand auf und küsste Taylor auf die Wange. „So, und wie geht es dir?“, wollte sie wissen und setzte sich wieder.
„Ich komme mit dem Buch ganz gut voran, und ich bin froh, dass Ben mit der neuen Situation bestens zurechtkommt.“
Sheyna lächelte. „Das ist ja gut und schön, Taylor, trotzdem interessiert mich vor allem, wie es dir persönlich geht.“
„Ich vermisse Casey immer noch sehr“, erwiderte sie ruhig. „Kürzlich bin ich sogar ganz automatisch zu der Straße gefahren, wo sie mit ihrer Familie gelebt hat. Dann wurde mir plötzlich bewusst, was ich machte, und bin schnell umgekehrt.“ Sie bemühte sich, die Tränen zurückzuhalten.
„So, wie ich dich kenne, hast du dir Ben gegenüber nichts anmerken lassen.“
„Jedenfalls habe ich es versucht.“
„Trink den Kaffee aus“, forderte Sheyna sie auf. „Wir gehen einkaufen.“
„Ich brauche nichts.“
„Man kann doch etwas erstehen, ohne es unbedingt zu
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