In der Bucht der Liebe
„Nein.“ Seit dem Überfall war ihr Vertrauen zerstört. Sie hatte Angst, sich auf eine zu enge Beziehung einzulassen.
Dass er geradezu ein Experte darin war, die Körpersprache zu verstehen und die verschiedenen Nuancen in den Stimmen zu unterscheiden, kam ihm bei den oft knallharten Verhandlungen im internationalen Geschäftsleben sehr zugute.
Taylor war eine schlechte Schauspielerin. Er war sich sicher, dass es einen Grund dafür gab, weshalb sie sich so zurückhaltend und abweisend verhielt.
„Wie würde denn deine Freundin reagieren, Dante?“, fragte sie. „Hätte sie nichts dagegen, dass eine andere Frau bei dir im Haus lebt?“
„Nein.“ Seelenruhig fing er an, sein Steak zu essen.
Sonst hatte er nichts dazu zu sagen? Taylor schüttelte verblüfft den Kopf. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt, sodass sie kaum einen Bissen herunterbekam. Schließlich schob sie den Salat beiseite und bestellte sich einen starken Kaffee. Als Dante wenig später die Rechnung verlangte, wollte sie ihren Anteil selbst bezahlen. Er bestand jedoch darauf, dass sie eingeladen sei.
„Ehe wir Ben abholen, zeige ich dir das Haus“, verkündete er.
„Ich glaube nicht …“, begann sie.
„Wir haben genau eineinhalb Stunden Zeit“, unterbrach er sie, während er sie aus dem Restaurant dirigierte. Dann wählte er eine Nummer auf seinem Handy, gab irgendwelche Anweisungen, und innerhalb weniger Minuten erschien sein Chauffeur mit der Limousine.
Dante hielt Taylor die Tür auf und ließ sie einsteigen, ehe er um den Wagen herumlief und sich neben sie auf den Rücksitz setzte. Nachdem er den Fahrer, er hieß Gianni, freundlich begrüßt hatte, nannte er ihm als Ziel: Watsons Bay, einen der luxuriösesten Stadtteile Sydneys. Dank der wunderschönen Lage mit dem einzigartigen Blick auf den Hafen und das Wasser war dies ein beliebtes Wohnviertel.
Schließlich lenkte Gianni den Wagen durch das hohe, reich verzierte schmiedeeiserne Tor über die Auffahrt und hielt vor dem überdachten Eingang an. Dieses imposante Gebäude als Haus zu bezeichnen war maßlos untertrieben, wie Taylor beim Betreten des zweigeschossigen Herrensitzes mit der breiten Doppeltür aus massivem Holz dachte. Mit dem terrakottafarbenen Dach, den mit Stuck verzierten hellen Mauern und der mit Marmor ausgelegten riesigen Eingangshalle, den wertvollen Brücken und den Mahagonimöbeln erinnerte es an eine Landhausvilla in der Toskana.
Eine Frau mittleren Alters eilte ihnen entgegen, und Dante stellte sie als seine Wirtschafterin Anna vor, deren Mann Claude sich um das gesamte Anwesen kümmerte.
Von der hohen Decke hing ein großer Kristallleuchter herab, zahlreiche Ölgemälde verzierten die Wände, und eine breite, elegant geschwungene Treppe führte ins Obergeschoss.
Taylor war sich Dantes Gegenwart allzu sehr bewusst, als er sie durch das Gebäude führte. Sein dezentes Aftershave verwirrte ihr die Sinne. Obwohl er jeden Körperkontakt vermied, spürte sie ein seltsames Kribbeln auf ihrer Haut.
Geschickt überspielte sie ihr Unbehagen, indem sie Fragen stellte und treffende Bemerkungen machte. Die geräumigen Räume im Erdgeschoss waren überaus geschmackvoll eingerichtet. Im Obergeschoss befanden sich zwei Gästesuiten, ein Fernseh- und Musikzimmer, ein Salon und zwei Arbeitszimmer mit hochmodernen Kommunikationszentren.
Zum Schluss zeigte er ihr den Swimmingpool und den riesigen Garten. Was für ein beeindruckendes Anwesen, dachte Taylor. Es gab wirklich keinen vernünftigen Grund, weshalb sie Dantes Vorschlag ablehnen sollte. Sie mussten nur gewisse Regeln für das Zusammenleben aufstellen und beachten.
„Noch irgendwelche Einwände oder Bedenken?“
Betont ruhig und gleichgültig erwiderte sie seinen durchdringenden Blick. „Ja, mehrere.“ „Dann schieß los.“ „Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, möchte ich betonen, dass ich dein Angebot nur Ben zuliebe annehme.“
„Das ist mir völlig klar.“
„Es handelt sich bei … dieser Vereinbarung um eine rein geschäftliche Angelegenheit.“
Dante sah sie lange an. Entschlossen hielt sie seinem Blick stand, als wartete sie darauf, dass er sich als Erster abwandte. Er spürte jedoch deutlich, dass sie auf der Hut und nicht so stark war, wie sie tat.
„Von mir hast du nichts zu befürchten“, versprach er.
Taylor errötete und drehte sich um.
Nach einem Blick auf die Uhr führte er sie zu der bereitstehenden Limousine. Als sie nach kurzer Fahrt auf dem Parkplatz des
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