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In der Fremdenlegion (German Edition)

Titel: In der Fremdenlegion (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Rosen
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lächerlich meine Empfindlichkeit. Der erste Schritt war überwunden. Ich fing ganz langsam an, zu begreifen, was es bedeutete, in der Fremdenlegion die letzte Zuflucht zu suchen.
    Nackt stand ich vor dem Stabsarzt. Der setzte umständlich seinen Kneifer auf und betrachtete mich von oben bis unten. Ich sah ihm ruhig in die Augen. Sieh mich doch an, dachte ich, du dicker, komischer Mann mit der unempfindlichen Nase. Du wirst dich doch nicht unterstehen, an meinem Körper etwas auszusetzen?
    »Bon!« sagte der Militärarzt. »Der nächste!«
    Ein Schreiber, der unterdessen hereingekommen war, schrieb irgend etwas in ein Buch. Damit war die Zeremonie beendet. Kein Beklopfen, keine Lungenuntersuchung, keine Herzprüfung, kein Feststellen von Sehkraft und Hörschärfe.
    Die Uebrigen kamen daran. Auch hier entschied der Militärarzt mit einem kurzen Blick. Drei wurden zurückgewiesen. Bei denen hätte aber auch ein altes Weib die Diagnose stellen können, daß sie fürs Spital reif waren und nicht für den Truppendienst. Der Mann mit den Krampfadern jedoch wurde mit dem stereotypen flüchtigen » bon! « als tauglich erklärt. Man konnte es ihm förmlich ansehen, wie er sich über dieses Glück freute, und ich beneidete ihn.
    Er hatte noch Hoffnungen!
    *
    Mitten in der Wand des weißgetünchten Korridors war ein Schiebefenster, vor dem wir neun Rekruten warten mußten.
    Eine halbe Stunde lang, eine Stunde lang. Endlich schob eine Hand das Fenster zurück, und der Korporal steckte seinen Kopf heraus.
    »Schüstör!« rief er.
    Niemand meldete sich.
    »Schüstör!!« schrie der Korporal.
    Keine Antwort.
    Da trat der Leutnant neben den Korporal und sah in das Blatt Papier, das dieser in der Hand hielt.
    »Oh,« meinte er, »der Mann versteht nicht. Schuster!«
    Sofort meldete sich einer meiner neuen Kameraden.
    »Sie heißen Schuster?« fragte der Leutnant.
    »Zu Befehl.«
    »Schön, in der französischen Sprache wird Ihr Name Schüstör ausgesprochen. Merken Sie sich das.«
    »Zu Befehl.«
    »Unterschreiben Sie Ihren Namen hier.«
    Der Mann unterschrieb. Der Reihe nach wurden alle anderen aufgerufen. Jeder unterzeichnete, ohne lange zu fragen, was er eigentlich unterschrieb. Ich war der letzte.
    Der Leutnant reichte mir einen Bogen hektographierten Papiers. Ich überflog ihn rasch. Es war ein Kontrakt, durch dessen Unterschrift man sich verpflichtete, fünf Jahre lang in der französischen Fremdenlegion zu dienen. Er enthielt alle möglichen Klauseln: da stand vor allem darin, daß der Angeworbene, falls er militärdienstunfähig würde, keinerlei Anspruch auf Entschädigung habe, und daß erst eine Dienstzeit von fünfzehn Jahren das Recht auf Pension verschaffe.
    »Besitzen Sie Papiere?« fragte mich der Leutnant plötzlich.
    Die Neugierde in seinem Gesicht war gar zu komisch. In meinem deutschen Reisepaß stand jedoch die Bezeichnung »Redakteur und Schriftsteller« und – na, ich hatte ein Gefühl, als ob mein guter deutscher Paß für diesen Zweck zu schade sei. Ich kramte in meiner Brieftasche herum, fand den ausgefüllten Fragebogen einer deutschen Lebensversicherungsgesellschaft und reichte ihn dem Offizier hinüber, ohne eine Miene zu verziehen.
    Der las den Fragebogen verblüfft durch.
    »Das genügt ja,« sagte er lächelnd und reichte mir die Feder.
    Ich unterschrieb. Unter meinen Namen setzte ich das Datum: 6. Oktober 1905.
    »Das Datum war nicht nötig,« sagte der Leutnant.
    »Entschuldigen Sie!« antwortete ich. »Ich schrieb es unwillkürlich hin. Mir ist es ein wichtiger Tag.«
    »Bei Gott, Sie haben recht!« sagte der Leutnant.
    Im Gänsemarsch wurden wir dann zur Kaserne geführt. Es muß kein besonders schönes Bild gewesen sein. Einer der französischen Soldaten, die uns begegneten, blieb stehen und stemmte die Arme in die Hüften.
    »Häh!«
    Er schnitt eine Grimasse und sang gröhlend: » Nous sommes les légionaires d'Afrique ...«
    *
    Eine halbe Stunde später saßen drei Fremdenlegionsrekruten, von denen der eine Schuster, der andere Rader und der dritte Carlé hieß, in einem kleinen Mannschaftszimmer in der Kaserne des 31. Linienregiments.
    Rader eröffnete die Unterhaltung.
    »Ick heiß Rader. Is 'n juter, jediegener Name, aber er stimmt nich janz. Rader! Ick wollt mir eijentlich von Rader nennen – et wär een Aufwaschen jewesen. Ick bin aber nich stolz. Wat nützt dir 'n feiner Name, wenn du nischt zu fressen hast, sag ick. Nee. sie sollen mir nur »Rader« heeßen. Von Rechts wejen is ja

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