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In der Fremdenlegion (German Edition)

Titel: In der Fremdenlegion (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Rosen
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ruhmgekrönten Korps zu dienen. Es kommt alles auf Sie selbst an. Wer in der Fremdenlegion militärisch tüchtig und ein intelligenter Kopf ist, dem steht ein Avancement offen, wie es in keiner Armee der Welt zu haben ist. Gebildete und tüchtige Menschen haben ihren Wert in der Legion, das wollte ich Ihnen sagen. Welchen Beruf hatten Sie?«
    »Journalist – – Schriftsteller ...,« stotterte ich.
    Mir war erbärmlich zu Mute.
    Die klugen Augen sahen mich forschend an. »Na ja, ich würde auch nicht gerne darüber reden an Ihrer Stelle. Aber ich will Ihnen einen Rat geben: Melden Sie sich zum ersten Regiment der Legion. Sie haben dort eine größere Chance auf Felddienst. Dort unten wird ein Kampf für die Zivilisation gekämpft, und schon so manche glänzende Karriere ist dabei gemacht worden. Ich wünsche Ihnen viel Glück.«
    Er gab mir die Hand. Ich glaube, dieser Offizier war ein guter Soldat und ein braver Mann. –
    *
    Der Artist mit dem lustigen Sinn und dem großen Durst schnarchte fürchterlich: der deutsche Deserteur stöhnte dann und wann im Schlaf. Ich wälzte mich gequält auf meinem Bett.
    In tollem Wirbel zog mein ganzes Leben an mir vorbei. Erinnerung auf Erinnerung folgte. Bild auf Bild jagte sich. Ich durchlebte wieder die Gymnasialjahre. Ich sah meinen Vater auf dem Quai in Bremerhaven stehen und mich zum letzten Mal grüßen: das Weinen meiner Mutter beim Abschied glaubte ich wieder zu hören. Dann kamen Erinnerungsbilder von dem großen Umherstreifen in Amerika. Ich sah mich als blutjungen Reporter und dachte in Schmerzen an die Begeisterung jener Zeiten – wie stolz ich war, als ich zum erstenmal eine große Sache in die Hand bekam. Wie ich damals von einer Droschke in die andere durch San Franzisko hetzte und interviewte und Details zusammentrug ... Wie ich die Arbeit mit der Feder lieb gewann, und wie der erste Erfolg kam.
    Vorbei, alles vorbei!
    Wie mich die Bilder quälten! Ich wollte sie gewaltsam wieder abschütteln. Ich dachte daran, wie ich in der allerersten amerikanischen Zeit, unten in Texas, Negeraufseher auf einer riesengroßen Farm gewesen war und den aufsässigen Schwarzen gegenüber meinen Mann gestellt hatte, ich dachte an das tolle Reiten, an die Revolverschießereien, an das harte, brutale Leben, in dem ich mich glücklich gefühlt hatte. Warum sollte es jetzt nicht gehen! In der Legion würde ich bald genug ernsten Dienst sehen, ins Feuer kommen – Aufregung und Kampf haben und ein Vergessen finden.
    Hurrah für das alte wilde Leben ...
    Es half nicht.
    Ruhelos warf ich mich umher – es drängte mich, in bitterer Sehnsucht, einen lieben Namen hinauszuschreien ...
    Zum erstenmal seit den Tagen der Kindheit kamen die Tränen.

Nach Afrika!
    Bahntransport der Legionsrekruten. – Der kleine Faden am Bein. – Ein Patriotischer Kondukteur. – Marseille. – Die Pforte zu den französischen Kolonien. – Das Truppenhotel. – Von gelben und blauen Farben und der Symbolik des Herrn von Rader. – Die Zähmung des Schiffskochs. – Die Fama vom preußischen Prinzen der Legion. – Oran. – Algerischer Wein. – Wie der Legionär nach Spanien desertierte.
    Am nächsten Morgen mußten wir uns im Kasernenhof aufstellen. Ein Sergeant gab jedem von uns ein Silberstück – einen Frank. Das war die Reisezehrung für die lange Fahrt ans Mittelländische Meer. Ein Küchensoldat verteilte Brotlaibe, und dann marschierten wir unter Führung eines Korporals zum Bahnhof. Ich muß sehr komisch ausgesehen haben mit dem Brotlaib unterm Arm – jedenfalls sah ich beharrlich auf den Boden, weil ich mir – es gibt keinen anderen Ausdruck dafür – so »deplaciert« vorkam, daß ich fürchtete, in den Augen Vorübergehender so etwas wie Verwunderung oder gar Mitleid zu lesen.
    Wir kamen auf den Bahnhof. Der Korporal brachte uns an den Marseiller Zug, gab uns seinen Segen, drehte sich eine Zigarette und wartete geduldig auf dem Perron, bis der Zug aus dem Bahnhof hinausrumpelte. Jede weitere Aufsicht war unnötig. Das kollektive Militärbillett bezeichnete uns in deutlichen roten Lettern als Legionäre der Fremdenlegion. Und der Kondukteur sah in bravem Patriotismus auf jeder Station, auch auf der kleinsten, getreulich nach, ob die neuen Söhne Frankreichs nicht vielleicht das fluchwürdige Verlangen trügen, irgendwo anders als in Marseille auszusteigen. Es wäre aber nicht gegangen – mit dem Billett wäre man an keiner Perronsperre vorbeigekommen! Es ist eine praktische Einrichtung,

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