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In der Gruft der Moenche

In der Gruft der Moenche

Titel: In der Gruft der Moenche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: THiLO
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jedenfalls«, murmelte er abschätzig.
    Der überhebliche Blick des anderen verdunkelte sich. Aber nur kurz.
    Â» Wie heißt du?«, wollte er wissen.
    Â» Adam«, antwortete Adam knapp.
    Der Blonde lachte. » Hast ja auch einen Musikgeschmack wie der erste Mensch.«
    Adam merkte, wie Wut in ihm hochstieg. Er wollte sich den Kopfhörer wieder aufsetzen, aber der Typ hielt seinen Arm fest.
    Â» Ich heiße so:« Mit zwei Fingern machte er ein » V«. V wie Victory, Sieg. » Victor, der Sieger– hat ein Name schon mal besser zu einem Jungen gepasst?«
    Adam riss sich los. » Danke, keine weiteren Fragen.« Er drehte die Musik seines Handys so laut, dass ihm fast das Trommelfell platzte. Ob Victor weiter auf ihn einredete oder nicht, bekam Adam nicht mehr mit. Eines war jedoch sicher: Lieber würde er mit einem sechsjährigen Bettnässer das Zimmer teilen als mit diesem Angeber.

Überstürzte Abreise
    Zehn Minuten später schälte sich der Umriss eines großen Gebäudes aus dem Dunst. Von acht Scheinwerfern angestrahlt, ragte es aus dem Nebel wie ein Fels in der Brandung eines schäumendes Meeres. Durch Risse in der Wolkendecke waren im Hintergrund hier und da die Spitzen der umliegenden Berge zu erahnen. Das Hotel lag auf über 2500 Metern Höhe.
    Kies knirschte unter den schweren Reifen. Der Bus fuhr einen weiten Bogen, dann blieb er stehen. Sein altersschwacher Motor jaulte ein letztes Mal auf. Dann schwieg er.
    Â» Alle Mann genau herhören!«, rief Wolf Eismann. » Jeder nimmt sein Gepäck, Jana und Anne helfen euch bei der Aufteilung der Zimmer und dann ab ins Bett.«
    Alle Insassen des Busses stöhnten auf. » Ohhh!«
    Wolf Eismanns Miene verdunkelte sich weiter. » Keine Widerrede. In einer Viertelstunde ist Nachtruhe. Dann will ich niemanden mehr herumlaufen sehen. Wer glaubt, sich nicht daran halten zu müssen, wird sofort nach Hause geschickt. Morgen treffen wir uns um acht Uhr zur weiteren Besprechung im Speisesaal. Los geht’s!« Jubelnd grapschten die Kids nach ihrem Handgepäck und sprangen aus dem Fahrzeug. Die Anreise hatte wirklich lange genug gedauert. Alle waren froh, jetzt mal wieder länger ihre Beine benutzen zu können, als nur für den Weg zur Klokabine.
    Adam schulterte seinen Rucksack und wartete, bis sich das größte Durcheinander gelegt hatte. Draußen traute er seinen Augen kaum. Vielleicht war das Hotel International wirklich einmal ein Nobelhotel gewesen. Aber diese Zeiten waren lange vorbei. Jetzt war es ein schäbiger, alter, riesengroßer Kasten inmitten der Einöde. Mit Erkern und Türmchen und mindestens hundert dunklen Fenstern. Der ehemals weiße Putz der Außenmauern war längst grau geworden. Da half auch das grelle Licht nichts, das auf Eingang und den Südflügel gerichtet war. Nur noch das Schild mit den goldenen Buchstaben über der Flügeltür erinnerte an den Glanz vergangener Tage.
    Der Nordflügel jedoch lag in Finsternis. Adam erkannte trotzdem die Spuren eines Brandes. Fast die halbe Fassade war bis in den zweiten Stock hinauf verrußt. Einige der Scheiben hatten kreisrunde Löcher von Steinwürfen. Die Fenster im Erdgeschoss waren mit Brettern zugenagelt wie verlassene Häuser in der Stadt, damit sich die Obdachlosen nicht darin einnisten konnten. Besonders viele Gäste schien das Hotel International auch nicht zu haben. Kein Wunder. Bis auf einen kleinen Bulli herrschte auf dem Parkplatz gähnende Leere.
    Adam stellte seinen Rucksack ab. » Da kriegen mich keine zehn Pferde rein«, protestierte er.
    Neben ihm erschallte lautes Lachen. Adam brauchte sich gar nicht umzudrehen, um zu wissen, wer sich da über ihn lustig machte. Victor.
    Â» Ich find’s richtig cool. So geheimnisvoll. Aber wenn man nur Ferienhäuser am Meer gewöhnt ist…« Er zog einen Koffer aus billigem grünen Lederimitat aus dem Laderaum des Busses. » Kannst ja deine Mami anrufen, damit sie ihren kleinen Liebling abholt.« Grinsend stapfte er an Adam vorbei auf den Eingang zu.
    Adam biss die Zähne zusammen. Widerstrebend musste er zugeben, dass die Einschätzung von Victor zutraf. Geheimnisvoll war das alte Hotel auf jeden Fall. Sogar ein bisschen gruselig. Sicher machte es einen Heidenspaß, nachts durch die Gänge zu huschen und Mädchen zu erschrecken. Sieben Betreuer und ein Busfahrer waren bestimmt zu wenig, um alle

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