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Jerry Cotton - 0587 - Der Club der grausamen Witwen

Jerry Cotton - 0587 - Der Club der grausamen Witwen

Titel: Jerry Cotton - 0587 - Der Club der grausamen Witwen Kostenlos Bücher Online Lesen
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»Mit den Patronen stimmt was nicht«, sagte Sergeant Burns. Er runzelte die Stirn und wog eine der goldglänzenden Revolverpatronen in der flachen Hand. Sein Gesicht war ernst.
    Sergeant McNeil wollte nach Hause gehen, nachdem ihn Burns pünktlich um Mitternacht abgelöst hatte. Jetzt blieb er neben dem Kollegen stehen und sah auf die Patrone hinab.
    »Was ist denn damit?« fragte McNeil. Burns zuckte mit den Achseln. »Ich weiß nicht. Sie kommt mir leichter vor, als sie sein sollte.«
    »Zeig mal!«
    McNeil wog seinerseits die Patrone in der flachen Hand. Dann nahm er eine andere aus dem Karton und wog sie zum Vergleich in der anderen Hand.
    »Ich merke keinen Unterschied«, meinte er.
    Burns nahm eine dritte, eine vierte und schließlich eine fünfte Patrone aus der Schachtel. »Sie sind alle leichter. Alle. Jedenfalls kommt es mir so vor. Und ich bin seit achtzehn Jahren Cop; die Patronen, die ich schon in der Hand gehalten habe, kann ich nicht mehr zählen.«
    McNeil zog seinen eigenen Revolver, ließ die Patronen aus der Trommel gleiten und wog auch sie in der Hand, Er schüttelte wieder den Kopf. »Ich spüre keinen Unterschied, Bob«, sagte er.
    Burns verglich selbst. »Ich spüre auch keinen«, gab er zu. »Vielleicht täusche ich mich. Man hat ja manchmal Tage, wo einem die fünf Sinne einen Streich spielen. Sie kommen mir leichter vor, allesamt, aber ich kann mich täuschen. Oder vielleicht verwenden die jetzt eine andere Legierung. Heutzutage bringen die Techniker doch dauernd was Neues auf den Markt. Grüß deine Frau, Mac. Und sag deinem hoffnungsvollen Sprößling, wenn er meine Tochter noch mal so spät nach Hause bringt wie letzten Freitag, dann kann er was erleben.«
    »Gut, daß du davon anfängst, Bob. Ich wollte dir nämlich sagen, du solltest deiner Tochter beibringen, daß sie meinen Sohn nicht so lange in Anspruch nimmt.«
    Die beiden sahen sich einen Augenblick prüfend an, dann lachten sie schallend. Die Patronen waren vergessen. McNeil verzog das Gesicht zu einer genüßlichen Grimasse, während er Burns vertraulich zuflüsterte: »Ganz ehrlich, Bob: Bei deiner Tochter könnte ich auch schwach werden. Bist du ganz sicher, daß du ihr Vater bist? Ich meine nur, weil sie so bildschön ist, und du…«
    Burns tupfte ihm eine Gerade mitten auf die Brust, so daß McNeil für eine Sekunde Atemnot bekam. Dabei drehte Burns den Spieß um: »Ich dachte mir auch schon immer, daß dein Sohn eigentlich kaum dein Sohn sein könnte. Von dir kann er seine Intelligenz doch nicht geerbt haben.«
    »Au Backe«, kicherte McNeil. »Wenn das unsere besseren Hälften gehört hätten! Aber ganz im Ernst, Bob: Die beiden sind doch ein prächtiges Paar. Findest du nicht?«
    »Na klar. Sind eben Cop-Kinder. Ich sehe schon eine neue Generation von Polizisten, gegen die wir dämliche Plattfüße bleiben. Ich sage dir, Mac, mein Enkel wird hier noch Polizeipräsident!«
    »Dank der Intelligenz meines Sohnes ist daran nicht zu zweifeln«, meinte McNeil im Brustton der Überzeugung. »Also, mach’s gut, Bob. Und fang allmählich an zu sparen. Du weißt doch, das Hochzeitsessen muß der Brautvater bezahlen.«
    »Richtig«, erwiderte Burns ungerührt. »Aber den Alkohol bezahlt der Bräutigam. Und ich werde schon dafür sorgen, daß genug getrunken wird, darauf kannst du dich verlassen.«
    Sie trennten sich. Und keiner von beiden dachte noch länger an die Patronen, von denen Sergeant Burns das Gefühl gehabt hatte, sie seien leichter gewesen, als er es gewohnt war. Sergeant McNeil trat den Heimweg an und fragte sich, wann sein Sohn ihm wohl klarmachen würde, daß eine Hochzeit bevorstünde. Robert S. Burns machte sich für seinen Kontrollgang fertig und überlegte dabei, was seine Tochter wohl für ein Gesicht machen würde, wenn sie ihm sagte, daß der junge McNeil dringend mit ihm sprechen wollte. Jedenfalls würde er sich einen Spaß daraus machen, den Begriffsstutzigen zu spielen. Sein Schwiegervater hatte es ihm damals auch nicht gerade leichtgemacht, und ein bißchen Theater gehörte schließlich dazu. Burns schnallte den Gürtel mit der Revolverhalfter um und ging in den Wachraum des Reviers.
    Desk-Sergeant und damit Wachhabender war in dieser Nacht Sergeant Bill Quibbers. Als Burns aus dem Aufenthaltsraum kam, hob Quibbers den Kopf. Seine flinken kleinen Augen entdeckten sofort, daß Burns gute Laune hatte.
    »Na, Bob?« fragte er scheinheilig. »Irgendwelchen Ärger?«
    »Das hättest du wohl gern, was?«

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