In der Hitze der Nacht
hoch. Mit heißen Tränen in den Augen sah sie Garrett an, der sich resigniert über das Gesicht fuhr. „Woher hast du das?“, wiederholte sie kaum hörbar.
Er machte eine hilflose Geste. „Ich habe mit deinem Bruder das Zimmer geteilt“, sagte er müde.
„Was?“
„Im Walter Reed habe ich in dem Krankenbett neben seinem gelegen. Ich war aus Kolumbien ausgeflogen worden und hatte gerade die Operation an meinem Knie hinter mir.“ Er sah Ivy an, und sie bemerkte das Mitgefühl in seinen Augen. „Ich war da, als dein Bruder gestorben ist, und habe gesehen, dass du das Foto dort gelassen hast.“
Sie kämpfte gegen die Tränen an, während sie sich mühevoll an das Krankenzimmer ihres Bruders und den Mann im anderen Bett zu erinnern versuchte. Schließlich musterte sie ihn erstaunt. „Das warst du!“
Garrett nickte.
„Deshalb bist du mir so bekannt vorgekommen. Ich erinnere mich an deine Augen. Du hast mich damals direkt angesehen.“
„Ja.“
Sie fühlte sich ganz schwach und matt. „Du hast mein Foto gestohlen.“
Er kam wieder auf die Füße. „Nein, Moment mal. Ich habe es nicht gestohlen.“
Auch Ivy erhob sich. „Dann sag mir, wie du an das Foto gekommen bist.“
„Es ist durch einen Windzug vom Bett deines Bruders heruntergeweht worden und unter meinem gelandet. Am nächsten Tag hat es der Mann vom Reinigungsdienst entdeckt und auf meinen Nachttisch gelegt. Seitdem trage ich es bei mir.“
„Warum?“
Garrett trat auf sie zu und nahm ihre Hände. „Was denkst du?“
Sie schüttelte verwirrt den Kopf. „Ich bin nicht sicher. Ich weiß nur, dass es kein Zufall ist, dass ich hier bin. Oder?“
Er seufzte tief und vermied es, sie anzuschauen. Wortlos nahm er das Foto an sich und steckte es zurück in seine Brieftasche.
„Was?“ Ivys Herz hämmerte. „Warum bin ich wirklich hier?“ Sie lachte ungläubig. „Warum werde ich das Gefühl nicht los, dass ich die Hauptrolle in diesem Film nicht wegen meiner Fähigkeiten als Schauspielerin, sondern nur deinetwegen bekommen habe?“
Schließlich sah er sie ebenso reuevoll wie resigniert an. „Ivy …“
„Oh nein. Es stimmt“, flüsterte sie fassungslos. „Was hast du getan? Hast du Finn den Film nur drehen lassen, wenn er mir die weibliche Hauptrolle gibt?“
„Verdammt, Ivy, würdest du es mich bitte in Ruhe erklären lassen?“
„Was erklären? Dass ich nicht wegen meines Talents und meiner Leistungen engagiert worden bin? Dass es ein abgekartetes Spiel war?“
„Du weißt, dass das nicht wahr ist“, entgegnete er mit leiser Wut.
„Was ist dann die Wahrheit, Garrett? Ich kenne mich nämlich nicht mehr aus. Hast du gedacht, dass ich aufgrund meiner vorhergegangenen Affären leicht zu haben bin?“ Das glaubte sie selbst nicht. Aber sie musste jetzt wild um sich schlagen, als könne sie damit den Eisenring sprengen, der sich um ihre Brust gelegt zu haben schien.
Garrett zuckte zusammen. Doch dann packte er ihre Unterarme und schüttelte sie leicht. „Wenn es mir nur um unverbindlichen Sex gegangen wäre, hätte ich nicht nach Mexiko kommen müssen. Den hätte ich wirklich einfacher haben können. Ich sagte dir doch schon, das mit dir – hier und jetzt – ist echt.“ Sein Blick war so intensiv, dass Ivy sich nicht abwenden konnte. „Du bist hier, weil ich nicht mehr aufhören konnte, an dich zu denken. Bevor Devon starb, hat er mich gebeten, ein Auge auf dich zu haben. Was mir wirklich nicht schwergefallen ist. Seitdem ich dich im Krankenhaus gesehen hatte, gab es keine andere Frau mehr für mich. Erkläre mich für verrückt – da wärst du nicht die Erste. Aber glaube mir, dass meine Gefühle für dich echt sind.“
Sie wollte ihm so gern glauben. „Aber meine Hauptrolle in diesem Film …“
Garrett schloss kurz die Augen. „Finn ist mein Schwager.“
„Was?“
„Er ist mit meiner Schwester Savannah verheiratet. Ich habe bei ihnen gewohnt, als ich mich von meinen Verletzungen erholt habe. Die Idee, aus meinen Kampferfahrungen einen Film zu machen, stammt ausschließlich von ihm.“
Ivy befreite sich aus seinem Griff. „Trotzdem war es deine Entscheidung, mir die Hauptrolle zu geben. Nicht Finns.“ Ein Blick in sein Gesicht sagte ihr, dass sie recht hatte. „Vielleicht sollte ich dir sogar dankbar für diese Chance sein. Vielleicht denkst du, damit dein Versprechen zu halten, das du Devon gegeben hast. Aber wie kann ich mich bei etwas gut fühlen, das ich nicht verdient habe? Finn hat mir diese Rolle
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