In der Hitze der Wüstensonne - Out of Sight
Hintern. Sein zerzaustes Haar wirkte im Sonnenlicht heller. Er bückt sich und griff nach einem Cowboyhut aus Stroh, um sich vor den unerbittlichen Sonnenstrahlen zu schützen. Er bewegte sich mit einer leichten, geschmeidigen Grazie, die gleichermaßen entspannt und entschlossen wirkte.
Der Hut tauchte die obere Hälfte seines Gesichts in den Schatten, was das herrische Kinn und den sinnlichen Schwung seines Mundes hervorhob.
AJ zwang sich, nicht Kane, sondern die Pyramide hinter ihm anzusehen.
Die allerdings nicht sonderlich wie eine Pyramide aussah. Eher wie ein breiter grün gefleckter Hügel inmitten von Gestrüpp. Einzig das aus Lehmziegeln errichtete Herzstück war erhalten, der Sandstein der Außenhaut war schon lange verschwunden, aber Kane gefiel die Primitivität des zerbrochenen Steins als Hintergrund für die exklusiven Kleider, die sie bei diesem Shooting trug.
AJ notierte sich im Geiste, dass sie ihn fragen musste, ob er mit all den Aufnahmen wirklich etwas anfangen wollte. Er wusste jedenfalls, wie man mit einer Kamera umging.
Die Sonne fühlte sich auf den nackten Schultern gut an.
Aber es war gefährlich, längere Zeit ungeschützt draußen zu bleiben. In der Wüste war immer ein Hitzschlag möglich. Sie hatten für das Shooting an der Seite der Pyramide ein großes Sonnensegel aufgebaut, und AJ machte sich auf den Weg in den Schatten.
Sie sah Kane, während sie sich dem Segel näherte, und wäre fast vornüber gefallen. Direkt vor ihren Augen hatte er sich von einem großen, maskulinen Macher in einen knochigen Fotofreak mit schlechter Haltung verwandelt. Er sah wie eine farblosere, uninteressantere Version seiner selbst aus. Ganz anders und doch derselbe.
Er blinzelte sie geistesabwesend an, als sie näher kam. »Mehr Lipgloss«, sagte er und hielt ihr den Roller hin, als sie an ihm vorbeiging.
»Lass dir Zeit, ich denke, es wird langsam interessant.«
AJ blieb stehen. Mein Gott, sogar seine Stimme war anders. Zögerlicher. Dünner. Wie hatte er sich, ohne Schminke und ohne die Kleider zu wechseln, so verändern können? Nur mit Hilfe seines Körpers, seines Auftretens. Es war bemerkenswert.
Sie trug langsam das klebrige Gloss auf und betrachtete die Zuschauer. Aus dem Augenwinkel entdeckte sie eine lange, schwarze Stretchlimousine, die ein Stück von der Menge entfernt stand.
Ihr Herz tat vor Aufregung einen kleinen hüpfenden Sprung.
Raazaq hatte sie gefunden.
Das Spiel hatte begonnen.
7
Kane betrachtete den großen Mann, der sich vom Sitz der Limousine schob und sich außerhalb der Kamerareichweite aufrichtete, auftürmte und ganz eindeutig auf AJ wartete.
»Tourist?«, rief er dem Kerl scherzhaft zu.
Der Schlägertyp trug einen dunklen, glänzenden Anzug und verschränkte die Arme vor der Brust. Er war der böse Bube. Wie aus einem Film entsprungen. Kein Hals, rasierter Schädel, schmale Reptilienaugen und lippenlos wie eine Forelle.
»Ich warte auf das Mädchen.« Der Akzent war französisch. Seine Waffe steckte ganz offen in einem Halfter und war aus Russland, seine Zähne waren aus Amerika.
Der kleine verzierte Goldring in seinem Blumenkohlohr hatte so etwas Nettes.
Kane zog die Augenbrauen hoch. »Die Lady braucht noch eine Weile.«
»Ich warte.«
Kane beugte sich vor und schaute durch den Sucher. »Machen Sie es sich bequem.«
Sein Herzschlag legte ein, zwei Takte zu. Verdammt. Was konnte besser sein als das hier? Seine beiden Leidenschaften vereint. Fotografie und widerwärtige Schurken. Das Leben war großartig, wenn die Dinge zusammentrafen.
Er hatte seine Zweifel, war immer noch nicht hundertprozentig sicher, dass AJ den Job schaffte, wenn es so weit war. Aber er war bei ihr. Sie würden den Job gemeinsam erledigen. Und zwar richtig.
Raazaq würde nach dem gestrigen Anschlag sehr wachsam sein. Aber gegen ein schönes Fotomodell würde er keinen Verdacht hegen. Die Falle war bereit zuzuschnappen.
Kane justierte die Scharfeinstellung und machte sich an ein Ganzkörperportrait. Unter dem Saum der zarten Kreation trug AJ schwere Schnürstiefel. Ihr Blick war sexy, geradeaus in die Kamera und provozierend.
»Leg den rechten Arm über die Brust.« Er hob die Stimme, damit sie ihn hören konnte. »Umfass die linke Schulter und leg den Kopf ein bisschen zurück. Noch ein bisschen.« Ihre Brüste bewegten sich unter dem dünnen Stoff des Kleides.
Kane staunte, dass Raazaq - und er hatte keine Zweifel, dass es Raazaq war, der da in der klimatisierten Limousine saß
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