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In der Kälte der Nacht

In der Kälte der Nacht

Titel: In der Kälte der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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vielleicht auch Angst, sich in der Liebesnacht mit dieser Partnerin als impotent zu erweisen. Sein Bewußtsein sagt ihm, du mußt diese Frau so behandeln, wie man eine sexuell anziehende Frau behandelt. Du mußt versuchen, sie zu verführen, indem du ihre Aufmerksamkeit auf deine männlichen Vorzüge lenkst. Aber das Unterbewußtsein gewinnt die Oberhand. Der Mann spricht viel zu laut, er ist viel zu aufdringlich. Anstatt ein interessantes Gespräch mit der Frau zu führen, was ihm sonst keinerlei Schwierigkeiten bereitet, langweilt er sie mit Geschwätz über Aktien, über die Börse. Er bespritzt die Frau mit seinem Drink. Er tut das, weil er Angst vor ihr hat. Sein Bewußtsein sagt: Hol sie dir. Sein Unterbewußtsein sagt: Flieh, solange du noch kannst.« Dawson machte ein mürrisches Gesicht. Das Beispiel, das Salsbury gewählt hatte, gefiel ihm nicht. »Und?«
    »Das Unterbewußtsein ist stärker. Das Bewußtsein muß schlafen, das Unterbewußtsein ist immer wach. Das Bewußtsein hat keinen Zugang zu den Daten, die im Unterbewußtsein gespeichert sind. Umgekehrt verschafft sich das Unterbewußtsein jederzeit Zugang zu den Daten, die im Bewußtsein gespeichert sind.« Salsbury hob den Blick. »Das Bewußtsein ist der Computer«, sagte er. »Das Unterbewußtsein ist der Programmierer. Halten wir fest, daß Bewußtsein und Unterbewußtsein ihre Daten durch die gleichen Kanäle empfangen, nämlich über die fünf Sinne. Aber das Unterbewußtsein sieht schärfer als das Bewußtsein, es kann auch besser hören, riechen, schmecken und fühlen. Es nimmt Eindrücke wahr, die das Bewußtsein nicht bemerkt, zum Beispiel Reize, die so kurze Zeit andauern, daß sie vom Bewußtsein nicht wahrgenommen werden können. Unterschwellige Wahrnehmung in diesem Sinne ist alles, was so schnell geschieht, daß es vom Bewußtsein nicht mehr registriert wird .Und nun das Interessanteste an der Sache. Über neunzig Prozent unserer Sinneswahrnehmungen sind unterschwellige Wahrnehmungen.«
    »Über neunzig Prozent?« wunderte sich Dawson. »Könntest du mir das an einem Beispiel darlegen?« Salsbury hatte ein Beispiel parat. »Das menschliche Auge fixiert jeden Tag an die hunderttausend Eindrücke. Die Fixierung dauert Bruchteile von Sekunden bis zwanzig Sekunden. Wenn du aber am Abend des Tages nachdenkst, was du heute alles gesehen hast, wirst du dich höchstens an ein paar hundert Eindrücke erinnern. Der Rest ist im Unterbewußtsein gespeichert, ebenso wie die zwei Millionen täglichen Eindrücke, die dem Gehirn von den anderen vier Sinnesorganen zugetragen werden.« Dawson hielt die Augen geschlossen. »Drei Punkte«, sagte er. »Erstens, das Unterbewußtsein ist stärker als das Bewußtsein. Zweitens, wir wissen nicht, was unser Unterbewußtsein gespeichert hat. Wir können die Daten nicht einfach abrufen. Drittens, unterschwellige Wahrnehmung ist keine Zauberei, sie ist biologischer Alltag.«
    »Mehr als das. Die unterschwellige Wahrnehmung bestimmt, was wir tun.«
    »Und du hast ein Verfahren entwickelt, wie unterschwellige Wahrnehmung kommerziell verwertet werden kann.« Salsburys Stimme zitterte, ob Dawson auf seinen Vorschlag eingehen würde? Ob er einen Wutanfall bekommen würde, wenn er ihm seinen Plan offenbarte? »Seit zwei Jahrzehnten arbeitet die Werbewirtschaft an der Erforschung gewisser Phänomene, die mit der unterschwelligen Wahrnehmung zu tun haben. Hast du davon gehört?« Dawson nickte. »Ich habe von den Versuchen gele sen, die in Kinos durchgeführt wurden, ich glaube, das war vor zwanzig Jahren.«
    »Ganz recht, die ersten Versuche dieser Art fanden 1957 statt. Man blendete in die normale Projektion eines Kinofilms eine bestimmte Botschaft ein. Zum Beispiel: Ich habe Durst. Die Schrift verschwand so schnell, daß niemand sie lesen konnte. Trotzdem standen die Versuchspersonen auf und holten sich ein Getränk in der Lobby. Der normale Getränkeverkauf vervielfachte sich. Die Botschaften waren mit Hilfe eines Tachistokopen eingeblendet worden. Es handelt sich um ein Gerät, das sich die Firma Precon Process and Equipment in New Orleans 1962 patentieren ließ. Im Prinzip ist der Tachistokop ein Filmprojektor mit einem hochempfindlichen Verschluß. Die Botschaft wird nur 1/3000 Sekunde lang eingeblendet, allerdings zwölfmal pro Minute. Das Bild ist nur so kurze Zeit auf der Leinwand, daß es vom Bewußtsein nicht erfaßt wird. Das Unterbewußtsein arbeitet genauer, es empfängt die Botschaft. Nach den ersten

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