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In der Kälte der Nacht

In der Kälte der Nacht

Titel: In der Kälte der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Haus ein.« Sie trat zur Seite. Er trat ein. »Wo sind die Computer?« fragte er. »Was?«
    »Dawsons Computer. Wo sind sie?«
    »Ich habe keine Ahnung, Sir.« Er nickte. »Okay. Vergessen Sie, daß ich mit Ihnen gesprochen habe und daß Sie mich gesehen haben. Kehren Sie zu Ihrer Arbeit zurück.« Er betrat die Küche. »Ich sehe, Sie machen einen herrlichen Kuchen. Sehr schön. Machen Sie weiter, lassen Sie sich durch mich nicht stören. Vergessen Sie, daß ich da war.« Sie begann, ein Lied zu summen. Er sah, wie sie an den Tisch zurückkehrte, auf dem der Teig ausgerollt war. Er durchquerte einen Raum nach dem anderen, bis er die Computer gefunden hatte. Er setzte sich und tippte den Öffnungscode ein, den Salsbury ihm bei der Befragung verraten hatte. Es gab fünf Bildschirme. Auf allen leuchtete ein Wort auf:
    EINGAB E
    Paul ging so vor, wie Salsbury es ihm erklärt hatte. Er begann die Programmierung:
    ALLE GESPEICHERTEN DATEN LÖSCHEN
    Fünf Sekunden später begann auf den Sichtschirmen ein Stern zu flimmern. Die Ausführungsanzeige erschien:
    -ALLE GESPEICHERTEN DATEN GELÖSCHT
    Nach fünf Sekunden erlosch die Anzeige. Er gab den zweiten Befehl ein:
    ALLE PROGRAMME LÖSCHEN
    Es dauerte zwölf Sekunden, bis der Computer reagierte.
    BITTE LETZTE WEISUNG BESTÄTIGEN
    Die Kopfschmerzen waren schlimmer geworden, und die Schrif t verschwamm vor seinen Augen. Er zwang sich zur Geduld. Er tippte noch einmal die Anweisung ein:
    ALLE PROGRAMME LÖSCHE N
    Die drei Worte blieben dreißig Sekunden stehen. Dann begann die Schrift zu zittern und erlosch. Paul tippte den Suchbegriff >Black River< ein. Er befahl dem Computer, alle für Black River gespeicherten Daten und Programme auszudrucken. Der Computer schwieg. Paul tippte den Schlüssel-Schloß-Code ein. Wieder befahl er dem Computer, alle über das Schlüsselprogramm gespeicherten Daten und Programme auszudrucken. Der Computer schwieg. Er tippte einen Prüfbefehl ein. Der Computer sollte seine eigenen Funktionen prüfen. Die Leuchtschirme blieben leer. Er lehnte sich auf dem Stuhl zurück und schloß die Augen. Vor Jahren, in der High-Sch00l, war er dabeigewesen, als ein Mitschüler seinen Finger verlor. Es war in der Lehrwerkstatt gewesen. Sie hatten Holz bearbeitet, und der Junge hatte sich den Finger zwischen dem zweiten und dritten Fingerglied abgetrennt. Zwei oder drei Minuten lang hatte es einen ziemlichen Aufruhr gegeben in der Werkstatt. Alle waren hilflos umhergerannt und hatten sich den Kopf zerbrochen, was sie in diesem Falle tun sollten. Nur der Junge mit dem abgeschnittenen Finger war ganz ruhig geblieben. Er hatte dagestanden und launige Bemerkungen gemacht, so schlimm sei das ja nun auch wieder nicht. Als seine Stimmung die Mitschüler ansteckte, als auch die anderen Witze zu machen begannen, war sich der Junge der Bedeutung des Unfalls auf einmal bewußt geworden. Er hatte zu schreien begonnen und war kaum zu beruhigen gewesen.Ähnlich war es jetzt bei Paul. Erst jetzt, in Greenwich, wurde ihm klar, daß sein Sohn tot war. Mark tot. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Dolchstoß. Er sackte zusammen. Das Bild seines Jungen, der zusammengekauert in der Tiefkühltruhe gelegen hatte, war wieder da, und nicht nur das Bild, sondern der Gedanke an den Tod. Er verstand, daß er Mark nie wiedersehen würde. Er saß da und weinte.

    18 Uhr 00
    Sam war aus dem Wagen gestiegen. Er stand an die Tür gelehn t und betrachtete die Veranda des General Store, jenes Geschäftes, das er so viele Jahre bewirtschaftet hatte. »Was ist, Vater?« fragte Jenny. »Ich denke gerade darüber nach, wieviel ich für das Geschäft wohl verlangen kann.«
    »Willst du verkaufen?«
    »Ja.«
    »Aber... du hast dein ganzes Leben in diesem Haus verbracht, Vater. Ich weiß, daß dein Herz dran hängt.«
    »Ich ziehe weg aus Black River«, sagte er. »Ich kann hier nicht mehr leben. In einem Ort, wo ich jeden Bewohner... öffnen kann, ihn programmieren kann, ihn mißbrauchen kann.«
    »Du wirst die Menschen nie mißbrauchen, Vater, das hast du nie getan.« Sie ergriff ihn am Arm. Rya war um den Wagen herumgekommen. Sie rieb den Kopf an Sams Schulter.
    »Das Gefühl, daß ich es tun könnte... Das zu denken, kann einem Mann das Leben verleiden.« Er ging die Stufen zu seinem Geschäft hinauf. Zum erstenmal in seinem Leben kam er sich alt vor.

Samstag, der 1. Oktober 1977
    Die folgenden Worte waren die Überschrift eines Artikels, der an jenem Tag in der NEW YORK TIMES erschien:
    Mrs. Dawson

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