In der Oase unserer Traeume
ich Tiere schon immer geliebt habe. Seit ich klein war, habe ich davon geträumt, die Stallungen von Merkazad zu leiten.“
Salmans Miene gab nichts preis. „Ich weiß. Es ist gut, dass du deinem Weg gefolgt bist, anstatt deine Karriere einer Liebe in Paris zu opfern.“
Jamilah erinnerte sich plötzlich, wie oft sie Salman früher, als sie noch halbe Kinder gewesen waren, von ihren Träumen erzählt hatte. Hatte er daran gedacht, als er sie damals weggeschickt hatte?
Sie schwiegen für eine Weile, und der Hauptgang wurde aufgetragen.
Schließlich gab Jamilah ihrer Neugier nach und fragte Salman nach seiner Arbeit.
Er verzog sein Gesicht. „Ich gehöre zu der überaus verabscheuten Sippe der Banker, den angeblichen Verursachern der Finanzkrise. Und trotzdem …“, er grinste zynisch, „… so verabscheut wir auch sein mögen, das Geschäft lief nie besser.“
„Du hast deine eigene Firma?“
Salman nickte und trank einen Schluck von seinem Wasser. „Ja, sie heißt Al-Saqr Holdings.“
Jamilah zupfte an ihrer Serviette. „Macht es dir nichts aus, wenn die Menschen schlecht über dich denken?“
Salman zuckte mit den Schultern. „Ich habe eine dicke Haut bekommen. Solange die Leute noch wollen, dass ich ihr Geld investiere und an ihrer Stelle Risiken eingehe, werde ich es auch tun.“
„Das klingt so gefühllos“, sagte Jamilah nachdenklich.
„Genau wie in einem Hotel zu leben und eine einsame Existenz zu führen? Du solltest mittlerweile wissen, dass meine Seele verloren ist, Jamilah. Ich habe dir vor langer Zeit gesagt, dass ich nicht mehr zu retten bin.“ Er lächelte, als wären seine Worte ein Scherz, aber seine Augen blieben ernst.
Entsetzt begriff Jamilah, dass er wirklich meinte, was er sagte. Ihr Herz krampfte sich vor Mitgefühl zusammen. Sie sah noch immer den kleinen Jungen vor sich, der ihr am Grab ihrer Eltern zu Hilfe gekommen war und der eine solche Kraft in ihr geweckt hatte, dass sie selbst heute noch manchmal davon zehrte. Was ziemlich ironisch ist, schoss Jamilah durch den Kopf, denn nur wegen Salman brauchte sie überhaupt zusätzliche Kraft.
Damals aber, während jener drei Wochen in Paris, war Salman sanft und unendlich großzügig zu ihr gewesen. Genau so, wie sie ihn in Erinnerung gehabt hatte. Er hatte sie liebevoll verwöhnt und ihrem sorgenfreien Geplauder zugehört. Aber als sie sich zu weit vorgewagt hatte, hatte er sie wie all die anderen Menschen eiskalt aus seinem Leben geworfen.
Jamilah würde seine Grausamkeit nie vergessen, doch heute sah sie sein Verhalten auch nicht mehr so schwarz und weiß wie damals. Was hatte Salman erlebt, dass er keine Liebe in sein Leben ließ?
Sie spürte genau, dass sie sich gedanklich auf sehr gefährlichem Boden bewegte. Auf keinen Fall durfte sie Salman ihre Sorge und ihr Mitgefühl zeigen. Abrupt legte sie die Serviette nieder und stand auf. „Ich … Mir fällt gerade ein … Ich habe ein wichtiges Dokument auf meinem Zimmer vergessen.“
Mit geschmeidiger Eleganz erhob Salman sich ebenfalls. „Dann lass uns gehen.“
Jamilah sah ihn überrascht an. Sie hatte nicht erwartet, dass er so leicht nachgeben würde. Als sie aufstand, merkte sie, dass ihr der ungewohnte Champagner zu Kopf gestiegen war. Sie war dankbar, dass Salman seinen Arm um ihre Taille legte, während sie zurück ins Hotel gingen.
Erst, als er die Tür zu seiner Suite aufschloss und ihr hineinfolgte, begriff sie, dass er alles genau so geplant hatte.
Sie blieb stehen und blickte ihm ins Gesicht. „Du wusstest ganz genau, wonach du gefragt hast, als du einen Tisch in den Gärten reserviert hast, nicht wahr?“
„Ich habe nur die Wahrheit ein wenig verdreht, um dich zum Bleiben zu bewegen.“
Unter dem Blick seiner schwarzen Augen schmolz ihre Wut. Erst jetzt bemerkte Jamilah, dass sein Arm noch immer um ihre Taille lag. Sie kämpfte gegen das Verlangen an, das schleichend in ihr aufstieg.
„Ich will nicht von dir verführt werden, Salman. Ich werde mich nicht von dir verführen lassen“, rief sie aus.
„Es ist bereits zu spät, Jamilah. Ich glaube nicht an das Schicksal, aber ich weiß, dass wir beide hierzu bestimmt sind.“
Bevor sie antworten konnte, küsste er sie, zuerst zärtlich, dann immer leidenschaftlicher. Jamilah legte ihre Hand auf seine Brust, um ihn fortzuschieben, doch als sie seine harten Muskeln unter ihren Fingern spürte, stöhnte sie auf. Unwillkürlich stellte sie sich auf die Zehenspitzen, um noch näher bei ihm zu
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