In der Oase unserer Traeume
allzu gut verstehen.
„Selbst jetzt noch kannst du es dir nicht anders vorstellen?“, fragte sie mit zitternden Lippen.
Salman schüttelte überzeugt den Kopf. „Ich werde es niemandem zumuten, mit mir zu leben, nur weil ich auf mehr hoffe.“ Seine Stimme war fest. „Ich werde es dir nicht antun, Jamilah. Du verdienst etwas Besseres als mich. Du verdienst jemanden, der dich lieben kann.“
Tränen brannten in Jamilahs Augen, ihre Kehle schnürte sich zu. Abrupt wandte sie sich ab. „Geh jetzt, Salman. Ich kann deinen Anblick nicht mehr ertragen.“
Nach einem langen Moment der Stille hörte sie, wie er aufstand. „Nadim und Iseult kommen morgen nach Hause“, sagte er tonlos.
Jamilah blieb stumm. Wenn sie jetzt sprach, würde Salman sie durchschauen.
„Ich reise morgen Abend ab. Ich habe viel zu erledigen.“
Wenn er noch einen Moment länger blieb, würde sie in Tränen ausbrechen. „Geh, Salman. Geh einfach.“
Er seufzte tief. „Es tut mir leid, Jamilah. Ich werde Lina herschicken, um auf dich aufzupassen.“
12. KAPITEL
Salman stand auf Nadims Terrasse und blickte nachdenklich über die Dächer von Merkazad. Mittlerweile erschien ihm diese Aussicht nicht mehr bedrohlich. Wovor er sich jetzt fürchtete, waren die Gefühle, die Jamilah in ihm auslöste.
Wütend schlug er mit der geballten Faust auf die steinerne Brüstung. „Was für ein Feigling ich bin!“, presste er verächtlich zwischen den Zähnen hervor. Er wollte zurück in Jamilahs Schlafzimmer stürmen und sie liebkosen, bis sie ihn bat, für immer bei ihr zu bleiben.
Doch genau das konnte er nicht tun. Das hier war seine letzte Chance gewesen, und er hatte sie vertan. Jetzt musste er Jamilah gehen lassen.
Bei diesem Gedanken wurde Salman beinahe schwach, aber mit aller Kraft richtete er sich auf und zwang seine Gefühle nieder. Für so lange Zeit war es das Einfachste gewesen, alle Emotionen zu verdrängen. Warum fiel es ihm plötzlich so schwer?
„Geht es dir auch wirklich gut? Du wirkst so verändert.“ Iseult musterte ihre Freundin besorgt.
Gestern waren sie und Nadim in Merkazad angekommen. Mit ihrer Rückkehr und der Tatsache, dass sie mit einem strammen, gesunden Thronfolger heimgekehrt waren, war die Unzufriedenheit der Bürger über die ausländische Ehefrau deutlich zurückgegangen.
Jamilah errötete unter dem scharfen Blick und verfluchte das sichere Gespür der Irin. „Es ist alles in Ordnung“, murmelte sie, doch sie spürte, dass Iseult ihr kein Wort glaubte.
Jamilah hätte ihrer Freundin gern ihr Geheimnis anvertraut, aber nach den Erfahrungen ihrer letzten Schwangerschaft fühlte sie sich noch zu unsicher.
Bei Iseults nächsten Worten krampfte sich ihr Magen zusammen: „Salman ist gestern abgereist.“
„Ach ja?“ Jamilah bemühte sich um einen freundlich desinteressierten Tonfall.
Als Salman gestern Nachmittag in ihr Zimmer gekommen war, hatte sie sich schlafend gestellt. Sie hatte den Hauch einer zarten Berührung auf ihrer Wange gespürt, als hätte Salman mit dem Finger darübergestrichen. Nur mit größter Mühe konnte sie sich davon abhalten, seine Hand zu ergreifen und ihn anzuflehen, bei ihr zu bleiben.
„Er hat Nadim erzählt, was man ihm als Kind angetan hat“, fuhr Iseult fort. „Ich glaube, dass sie nach all den Jahren endlich wieder ein normales Verhältnis zueinander aufbauen können. Es sieht sogar so aus, als ob Salman daran interessiert ist, Nadim dauerhaft bei den Staatsangelegenheiten zu helfen.“
Jamilahs Herz flatterte aufgeregt in ihrer Brust. Wenn Salman regelmäßig nach Merkazad kommen würde, wäre das wunderbar für seinen Sohn oder seine Tochter! Doch gleichzeitig fühlte sie sich bei der Aussicht auf eine solche Zukunft wie gelähmt vor Schmerz.
Sie zwang ein breites Lächeln auf ihr Gesicht. „Ich freue mich sehr für die beiden. Es war wirklich an der Zeit, dass Salman seine Erinnerungen mit Nadim geteilt hat. Es war eine zu schwere Bürde für ihn allein.“
Iseults Augen verengten sich. „Also wusstest du davon?“
Heißes Entsetzen schoss in Jamilah empor. Wieso konnte sie nicht einmal den Mund halten? „Ja, er hat es mir erzählt.“
Iseult streckte eine Hand aus. „Jamilah …“
Jamilah nahm die Hand ihrer Freundin und drückte sie fest. Sie schaffte es kaum, sich zu beherrschen und nicht in Tränen auszubrechen. „Bitte, Iseult, nicht jetzt. Wir sprechen später darüber. Jetzt bin ich wirklich müde.“
Iseult sah sie besorgt an, aber dann nickte
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