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In der Oase

In der Oase

Titel: In der Oase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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ermordet. General, tu deine Pflicht.«
    Hor-Aha winkte seinen Bogenschützen, die sich bereits vor Intef und Iasen und dem Medjai aufgestellt hatten. Sie nahmen ihre Bogen von der Schulter, legten jeder einen Pfeil auf und in der kleinen Pause, die dabei entstand, wurde Aahmes-nofretaris Aufmerksamkeit zur Wüste dahinter gelenkt. Der Krampf in ihrer Brust ließ auf der Stelle nach und sie spürte, wie sich ihre Schultern lockerten. Bald ist es vorbei, sagte sie sich. Dann zieht man die Pfähle heraus, die Soldaten zerstreuen sich, auf das Blut wird Sand geschüttet, und ich kann durch den Garten zum Haus und seiner frühmorgendlichen Geschäftigkeit zurückgehen und frei atmen, frei atmen…
    Da erklang Intefs Stimme zum letzten Mal, klar und deutlich hallte sie, während Re über der Welt aufging und seine ersten Strahlen den Schauplatz erhellten und lange Schatten auf den aufgewühlten Boden warfen. »Das wird euch noch Leid tun«, rief er. »Du schaffst einen gefährlichen Präzedenzfall, Aahotep Tao. Dein Blut ist nicht älter und reiner als unseres. Wir sind Edelleute und ägyptische Fürsten, und falls man Edelleute und Fürsten wie gemeine Verbrecher behandelt, welche Botschaft ist das für den gemeinen Mann? Wenn wir nach Belieben wie Schakale sterben, kann er wie ein Wurm in den Dreck getreten werden, oder? Kamose war ein rachsüchtiger Mörder. Kamose…« Hor-Ahas erhobener Arm fiel herunter. Die Medjai spannten den Bogen so mühelos geschickt, wie man ihnen nachsagte, und Aahmes-nofretari konnte die Flugbahn der Pfeile kaum verfolgen, da hatten sie sich schon in ihr Ziel gebohrt.
    Ein großer Seufzer stieg auf, gefolgt von einer tiefen Stille. Aahmes-nofretari merkte, dass sie ihr Hemdkleid umklammerte, und als sie es loslassen wollte, blieb es an ihrer feuchten Hand kleben. »Einige unter euch waren versucht, den Männern da in Hochverrat und Unehre zu folgen«, sagte Aahotep jetzt und dieses Mal hörte Aahmes-nofretari die Anspannung unter dem scheinbar selbstsicheren Ton. »Auch ihr verdient Strafe, aber es gehört zum Wesen des Soldaten, dass er seinen Vorgesetzten gehorcht, darum übe ich Nachsicht mit den Abgefallenen. Aber nicht noch einmal. Die Trauerzeit für den König hat begonnen und euch ist es verboten, Waset zu verlassen, ehe er zur letzten Ruhe gebettet ist. Das ist alles. Hor-Aha, entlasse sie.«
    Sofort bellten die Hauptleute Befehle und die Reihen mit den bedrückten Gesichtern lösten sich auf. Aahotep winkte Amun-nacht. »Lass Nofre-Sachuru ins Haus des Todes bringen«, sagte sie, »aber die drei Fürsten bleiben bis zur kommenden Morgendämmerung, wo sie sind, damit die Soldaten über ihr Schicksal nachdenken können. Danach lässt du sie in die Wüste schaffen und im Sand verscharren. Die Leiche des Medjai übergibst du seinen Waffenkameraden, sie mögen ihn auf ihre Art begraben.« Sie zögerte, dann schickte sie ihn fort, ging zu den Stufen der Estrade und stieg hinunter. »Was kann ich sonst noch tun?«, flüsterte sie Aahmes-nofretari zu, als sie, von den Getreuen umringt, zum Haus zurückgingen. »Jetzt hängt alles von Ahmose ab.«
    Unmittelbar am Eingang zum Frauenflügel drängte sich Tetischeri an Aahotep heran. »Ich möchte nie wieder auf diese beleidigende und demütigende Art angesprochen werden!«, fauchte sie. »Sieh dich vor, Aahotep, überschreite nicht noch einmal die Grenzen deiner Autorität, denn noch herrsche ich hier, und das, bis ich sterbe.« Aahotep hatte sich auf dem langen Heimweg auf den Arm ihrer Tochter gestützt. Ihr Gesicht war eingefallen, als sie jetzt an der Tür zu ihren Gemächern lehnte.
    »Du verdienst die Schelte, Tetischeri«, sagte sie müde. »Du hast ein loses Mundwerk und das kommt von deiner Überheblichkeit, die nicht immer durch Weisheit gemäßigt ist. Wenn wir alle unseren Kummer in Wein ersäuft hätten, hätte man vielleicht Ahmose und Ahmose-onch dort draußen an die Pfähle gebunden und deine viel gepriesene Vorherrschaft hinge jetzt vom zweifelhaften guten Willen ein paar heimtückischer Fürsten ab, die uns wahrscheinlich über den Fluss geschickt hätten.« Sie hatte das verniedlichende Bild gebraucht, das den besitzlosen Stand von Frauen beschrieb, die durch den Krieg ihr Heim verloren hatten, und Tetischeri hatte den Anstand zusammenzuzucken. »Aahmes-nofretari herrscht jetzt, auch wenn du das nicht einsiehst«, fuhr Aahotep fort. »Ich habe ihrem Mann das Leben gerettet, aber ihr Mut hat Ägypten schlechthin gerettet. Die

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