In der Oase
Bewusstsein verloren hatte. Eilig ging sie auf den Flur, sprach kurz mit dem Haushofmeister und kehrte besorgt zu seinem Lager zurück. Ahmose atmete tief und gleichmäßig und war kühl, als sie ihn berührte. Als der Arzt kam, bestätigte er ihr, dass er jetzt normal schliefe.
»Lass ihn sorgfältig beobachten, Prinzessin«, mahnte er. »Er soll Wasser trinken, wenn er durstig ist, bekommt aber noch kein Essen. Ich mache ihm einen Mohnaufguss gegen die Schmerzen.« Er lächelte. »Jetzt ist seine Genesung nur noch eine Frage der Zeit.«
Aber vielleicht bleibt uns keine Zeit, dachte sie, als sich die Tür hinter ihm schloss. Mutter ist schon viel zu lange fort. Sie hat gesagt, sie würde mir Nachricht schicken, und ich kann Ahmose nicht verlassen und zum Exerzierplatz gehen. Und ich wage es auch nicht, Anchmahor darum zu bitten. Ich brauche das Gefühl, dass wenigstens einer hier ist und zwischen uns und dem Dunkel steht.
Sie merkte nicht, dass es dämmerte, bis Achtoi und Ahmoses Leibdiener hereinkamen, Letzterer mit heißem Wasser. Achtoi blies die Lampe aus und zog die Fenstermatten hoch. Bleiches Frühlicht strömte ins Zimmer und Ahmose bewegte sich und seufzte. »Deine Mutter ist gerade zurück«, teilte Achtoi Aahmes-nofretari leise mit. »Sie war zu erschöpft, um dich noch zu begrüßen, Prinzessin, aber ich soll dir ausrichten, dass General Hor-Aha den Deserteuren mit tausend Soldaten nachsetzt und dass die Männer, die geblieben sind, Leichen begraben. Es ist auf dem Exerzierplatz zu einem kleinen Handgemenge gekommen, aber jetzt ist alles unter Kontrolle.«
»Wenn Hor-Aha fort ist, wer befiehlt dann, Achtoi?«
»Augenblicklich ist die Herrin Aahotep Befehlshaber, Prinzessin. Soviel ich weiß, hat ihr der General den Befehl übergeben.« Blanker Neid packte Aahmes-nofretari. Wieder einmal bin ich ins Haus verbannt, während ohne mich Heldentaten vollbracht werden, dachte sie bitter, dann lachte sie über ihre Kleinlichkeit. Ich bin hier bei Ahmose und er wird genesen, und das allein zählt.
»Stell das Wasser da hin«, wies sie den Leibdiener an. »Ich will ihn heute Morgen selbst waschen. Achtoi, lass mir Obst und Brot bringen, ich bin auf einmal wie ausgehungert.«
Als das warme Leinen Ahmoses Haut berührte, schlug er die Augen auf. Er lag da und sah ihr zu, wie sie ihn vorsichtig und gründlich wusch, und als sie fertig war und ihm Wasser anbot, trank er gierig. »Ich habe geträumt, dass ich am Teich sitze, und ein Zwerg kommt auf dem Gartenweg auf mich zu«, sagte er, als er den Kopf ins Kissen zurücklegte. Seine Stimme war schwach, aber kräftiger. »Er war in voller militärischer Ausrüstung, Leder und Bronze, und ich habe Angst vor ihm gehabt. Das ist ein schlechtes Vorzeichen, Aahmes-nofretari. Es bedeutet, dass die Hälfte meines Lebens abgetrennt ist. Ich hätte gern Kamose gesprochen, wenn er gespeist hat. Oder ist er ohne mich nach Norden gezogen?« Die Antwort wurde ihr erspart, denn es klopfte an der Tür. Achtoi kam mit ihrem Mahl und einem kleinen Alabasterfläschchen. Das stellte er auf den Tisch und verbeugte sich.
»Ich bin sehr froh, dass unser Prinz zu uns zurückgekehrt ist«, sagte er zu Ahmose. »Der Arzt hat dir gegen deine Schmerzen Mohnsaft geschickt, falls du ihn brauchen solltest.«
»Was tust du hier, Achtoi?«, fragte Ahmose scharf. »Warum bist du nicht bei Kamose? Hat er einen neuen Haushofmeister ernannt? Wie lange liege ich hier schon ohne Bewusstsein?« Achtoi und Aahmes-nofretari wechselten einen Blick und der Haushofmeister zog sich zurück. »Was verbergt ihr vor mir?«, wollte Ahmose wissen. Sein Ton war jetzt gereizt. »Gib mir etwas Mohnsaft, Aahmes-nofretari. Mein Kopf tut furchtbar weh. Und dann kannst du mir haarklein erzählen, was hier los ist.« Aahmes-nofretari winkte und Achtoi verließ das Zimmer. Sie goss ein paar Tropfen der milchig weißen Flüssigkeit in Wasser und hielt es Ahmose an den Mund. Er trank alles und gleich darauf fielen ihm die Augen zu. »Erzähle es mir später«, murmelte er. »Der Schmerz lässt nach, aber ich kann einfach nicht wach bleiben.«
Sie hatte sich einen Strohsack in sein Zimmer bringen lassen, damit er sie jedes Mal sah, wenn er erwachte, und als sie sich darauf legte, schlief sie ein. Achtoi weckte sie gegen Abend: »Deine Mutter ist draußen«, sagte er. »Sie möchte dich sprechen. Ich setze mich zum Prinzen.«
Aahotep unterhielt sich mit dem Wachposten vor der Tür, als Aahmes-nofretari auf den Flur
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