In der Oase
Wir brauchen dich, Aahmes-nofretari. Du und Ahmose, ihr seid Ägyptens Zukunft. Hor-Aha und ich gehen zusammen hin. Schick einen Herold hinter Ramose her. Er soll wissen, was sich hier tut. Mesehti und Machu müssen uns Soldaten schicken, die die Deserteure abfangen, sie dürfen ihre Heimat Qebt und Badari nicht erreichen. Hor-Aha nimmt die treuen Soldaten, die geblieben sind, und setzt ihnen von hier aus nach.«
»Der Herold soll zu Wasser reisen«, warf Hor-Aha ein. »An Land sind die Deserteure nicht organisiert und werden es nicht wagen, Schiffe zu stehlen. Ich schicke dir Anchmahor und weitere Leibwachen, Prinzessin. Teile sie ein, wie es dir richtig dünkt.«
»Besteht die Möglichkeit, dass man uns hier angreift?«
»Nein, ich glaube nicht«, versicherte ihr Aahotep, »aber wir sollten lieber darauf vorbereitet sein. Beeil dich, Aahmes-nofretari. Und sag deiner Großmutter nichts.« Sie ging und Aahmes-nofretari wartete auch nicht ab, bis sie und der General mit der Dunkelheit verschmolzen. Sie lief ins Haus und hatte ihre ganzen Ängste vergessen. Die Wirklichkeit stellte eine weitaus größere Bedrohung dar.
Achtoi döste auf seinem Schemel vor Ahmoses Zimmer. Er hatte darauf bestanden, dass er hier nicht nur bei Tage, sondern auch bei Nacht wachte, solange Ahmose bewusstlos war. »Achtoi, hol mir so rasch wie möglich einen Herold«, befahl sie. »Einen, der eine Botschaft im Kopf behalten kann. Wir haben keine Zeit, Ipi etwas zu diktieren.« Der Haushofmeister eilte fort und die junge Frau ließ sich auf seinen Schemel sinken. Amun, beschütze meine Mutter, betete sie. Lass es nicht zu, dass ich mit einem kranken Mann allein bleibe und einen weiteren Aufstand unterdrücken muss. Es ist jetzt schon zu viel!
Als Achtoi mit einem zerzausten und schlaftrunkenen Herold zurückkehrte, erteilte sie ihm kurz und bündig Anweisungen und half Anchmahor später ohne zu zögern dabei, die Stunden und Positionen der zwanzig Soldaten festzulegen, die Hor-Aha geschickt hatte. Mehr als die Hälfte waren Medjai und darüber war Aahmes-nofretari froh. Sie vertraute den Männern aus ihrer eigenen Nomarche nicht mehr.
Ehe sie es sich neben Ahmose bequem machte, schritt sie das Haus ab. Alles war ruhig. Die Kinder und Raa schliefen friedlich und Tetischeri konnte sie durch die geschlossene Tür schnarchen hören. Die Empfangsräume und Arbeitszimmer, Badehaus und Gemächer begrüßten sie mit stummer, leerer Vertrautheit. Beruhigt ging sie zu Ahmose zurück. Achtoi hatte seinen Platz wieder eingenommen und sie bat ihn, nicht aufzustehen, und nachdem sie ihm rasch berichtet hatte, was los war, konnte sie endlich im freundlichen Lampenschein zu ihrem Platz neben dem Lager gehen.
Sie merkte sofort, dass er wach war. Sein Leib war ein wenig angespannt, sein Gesicht zeigte, dass er bei Bewusstsein war. »Ahmose«, rief sie leise und beugte sich über ihn. »Ahmose. Du bist zu mir zurückgekommen. Kannst du die Augen aufmachen?« Sie sah, wie sich seine rissigen Lippen bewegten. Er streckte die Zunge heraus und seine Lider flatterten. Sie nahm einen Becher Wasser, hielt ihn an seinen Mund und hob seinen Kopf an, doch er zuckte zusammen und entzog sich ihr, und da tauchte sie einen sauberen Leinenlappen in Wasser und drückte ihn sanft auf seine Zähne. Er saugte gierig daran.
»Ich habe schon versucht, sie aufzumachen«, flüsterte er abgehackt, »aber das Licht tut zu weh. Ich habe rasende Kopfschmerzen, Aahmes-nofretari. Was ist los mit mir?« Er wollte sich an den Kopf fassen. Aahmes-nofretari fing seine Hand ab und drückte sie wieder aufs Laken.
»Du hast einen Unfall gehabt, Liebster«, fing sie an, denn die Wahrheit schickte ihn vielleicht in das Dunkel zurück. Er runzelte die Stirn und zuckte schon wieder zusammen.
»Einen Unfall? Ich erinnere mich, dass ich Kamose meine Fische gezeigt habe. Ich erinnere mich, dass er auf mich zugelaufen ist. Ich habe Meketra gesehen und aus dem Garten sind Soldaten gekommen.« Er wurde immer aufgeregter und seine Finger umklammerten ihre fester. »Bin ich gestürzt, Aahmes-nofretari? Ist es das?« Sie streichelte seine Stirn und hoffte, dass ihre Hand nicht zitterte.
»Schsch, Ahmose«, beschwichtigte sie ihn. »Dein Kopf ist genäht worden. Du darfst ihn nicht bewegen. Ich bin so froh, dass du wach bist, aber jetzt musst du viel schlafen. Ich möchte zur Tür gehen und Achtoi bitten, dass er den Arzt holt. Kann ich das?« Er gab keine Antwort und sie sah, dass er das
Weitere Kostenlose Bücher