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In der Südsee

Titel: In der Südsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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Flugmaschinen. »Ist das wahr, George?« fragte er. »Es steht in der Zeitung«, antwortete George. »Nun gut,« sagte Karaiti, »wenn jener Mann das mit seinerMaschine tun kann, so kann ich es ohne Maschine.« Und er entwarf und verfertigte ein Paar Flügel, befestigte sie an seinen Schultern, ging zum Ende des Piers, warf sich in den freien Raum und fiel plump ins Meer. Seine Weiber fischten ihn heraus, denn seine Flügel hinderten ihn am Schwimmen. »George,« sagte er innehaltend, als er nach Hause ging, um sich umzuziehen, »George, du lügst«. Er hatte acht Frauen, denn in seinem kleinen Reich befolgte man noch die alten Gebräuche, aber er schien verwirrt, als man es meiner Frau erzählte. »Erzähle ihr, daß ich nur eine mitgebracht habe«, sagte er besorgt. Im großen ganzen gefiel uns dieser schwarze Douglas sehr, und als wir weitere Einzelheiten über die Beunruhigung des Königs hörten und mit unseren eigenen Augen sahen, daß alle Waffen im Sommerhaus versteckt worden waren, beobachteten wir mit um so mehr Bewunderung den Urheber all dieser Furcht, der auf seinen mächtigen Beinen mit seinem großen lächelnden Gesicht offenbar unbewaffnet und bestimmt ohne Begleitung durch die feindliche Stadt trottete. Der rote Douglas, der dickbäuchige Kuma, hatte wohl von dem Gelage gehört und war auf seinem Lehen geblieben; seine Vasallen kamen also ohne Befehlshaber zum Fest und vermehrten die Gefolgschaft Karaitis.
    Freitag, den 26. Juli. Abends in der Dunkelheit marschierten die Sänger von Makin auf der Straße vor unserem Hause auf und sangen den Gesang der Prinzessin: »Dies ist der Tag, heute wurde sie geboren, Nei Kamaunava wurde heute geboren, eine wunderschöne Prinzessin, die Königin von Butaritari.« So ging es, wie man mir sagte, in endloser Wiederholung.Das Lied paßte natürlich nicht für den Tag, die Vorstellung war nur eine Probe. Aber sie war gleichzeitig eine Serenade, eine zarte Aufmerksamkeit für uns von unserem neuen Freund Karaiti.
    Sonnabend, den 27. Juli. Wir hatten für den heutigen Abend eine Vorstellung mit der Laterna magica in der Kirche angekündigt, und das veranlaßte den König, uns zu besuchen. Zu Ehren des schwarzen Douglas (wie ich vermute) waren seine gewöhnlichen zwei Wächter nun auf vier vermehrt, und die Rotte machte einen ausländischen Eindruck, wie sie hinter ihm hertrottete in Strohhüten, kurzen Röcken und Jacken. Drei von ihnen trugen ihre Gewehre umgedreht, die Kolben über den Schultern, die Mündungen drohend gegen den plumpen Rücken des Königs gerichtet; der vierte hatte seine Flinte auf den Nacken geworfen und hielt sie mit ausgestreckten Armen wie einen Geradehalter. Der Besuch dauerte außerordentlich lange; der König, nun nicht mehr von Gin angeregt, sagte und tat nichts. Er saß zusammengebrochen im Stuhl und ließ seine Zigarre ausgehen. Es war heiß, es war einschläfernd, es war grausam langweilig; keine Abwechslung, als in der Gestalt Tebureimoas nach letzten Spuren des »Herrn Leichnam«, des Menschenschlächters, zu suchen. Seine Habichtsnase, roh eingedrückt und abgeplattet an der Spitze, schien uns wahrhaftig nach mitternächtiger Mordtat zu riechen. Als er sich verabschiedete, bat mich Maka, ihn beim Herabschreiten der Verandatreppe oder vielmehr -leiter zu beobachten. »Alter Mann«, sagte Maka. »Ja,« sagte ich, »und doch glaube ich, nicht bejahrt.« »Junger Mann,« erwiderteMaka, »vielleicht vierzig«. Und ich habe inzwischen gehört, daß er wahrscheinlich noch jünger ist. Während die Laterna magica vorgeführt wurde, strich ich draußen im Dunkeln umher. Die Stimme Makas, der erregt die Bibelbilder erklärte, schien nicht nur die Kirche, sondern auch die ganze Nachbarschaft zu erfüllen. Sonst war alles still. Bald darauf erhob sich in der Ferne leises Singen und näherte sich; eine Prozession kam auf dem Wege heran, und der heiße, reine Geruch von Männern und Frauen traf mein Gesicht. An der Ecke hielten sie an, stutzig geworden durch die Stimme Makas und das Aufflammen und Verdunkeln der Kirche. Sie hatten keine Lust näherzugehen, das war klar. Es waren die Leute von Makin, wahrscheinlich unentwegte Heiden, wie ich glaube, Verächter des Missionars und seines Werkes. Plötzlich brach jedoch ein Mann aus der Gesellschaft aus, rannte so schnell er konnte und floh in die Kirche hinein; im nächsten Augenblick folgten ihm drei weitere, und gleich darauf war es eine Horde von zwanzig, die alle für ihr Leben dahinstürzten. So

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