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In der Südsee

Titel: In der Südsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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einzigartig, eine Figur aus Hoffmanns Erzählungen.
    Ein Besuch auf einem Schiff wie der, an dem wir jetzt teilnahmen, bildet den Hauptinhalt und bei weitem die hauptsächlichste Zerstreuung im Leben von Tembinok'. Er ist nicht nur der alleinige Herrscher, sondern auch der alleinige Kaufmann in seinem dreifachen Königreich von Apemama, Aranuka und Kuria, gut bepflanzten Inseln. Der Taro geht an die Häuptlinge, die ihn nach ihrem Wohlgefallen unter ihren nächsten Anhängern verteilen, aber bestimmte Fische, die Schildkröten, die auf Kuria reichlich vorhanden sind, und das Gesamtprodukt der Kokospalmen gehören ausschließlich Tembinok'. »Alle Kopra mir gehören«, bemerkte Se. Majestät mit einer großen Geste seiner Hand, und er zahlt und verkauft die Ware nach Häusern. »Habt Ihr Kopra, König?« hörte ich einen Händler fragen. »Ich haben zwei, drei Haus,« antwortete Se. Majestät, »ich glauben drei!« Darauf beruht die BedeutungApemamas, wo der Gesamthandel dreier Inseln in einer einzigen Hand vereint liegt, und aus diesem Grunde haben so viele Weiße vergebens versucht, dort Fuß zu fassen und ansässig zu werden. Eben darum schmückt man Schiffe aus und gibt den Köchen besondere Befehle, während die Kapitäne sich lächelnd in Reih' und Glied aufstellen, um den König zu begrüßen. Wenn er mit dem Willkommen und der Speisekarte zufrieden ist, verbringt er manchmal ganze Tage an Bord, und jeder Tag, manchmal auch jede Stunde, gereicht dem Schiff zum Vorteil. Er pendelt hin und her zwischen der Kabine, wo man ihm sonderbare Gerichte vorsetzt, und dem Warenlager, wo er die Freuden des Einkaufs in großem Stil genießt, wie es seiner Person entspricht; einige unterwürfige Diener lauern vor der Tür und erwarten seine leisesten Befehle. Im Boot, das man achteraus angelegt hat, liegen eine oder zwei seiner Frauen unter dem Schutz von Matten in der Sonne, das Fahrzeug schaukelt auf den kurzen Wellen der Lagune, und die Frauen erleiden Todesängste in der Hitze und Langeweile. Diese Strenge wird manchmal gemildert, und er erlaubt den Frauen, an Bord zu kommen. Drei oder vier erlangten diese Gunst am Tage unserer Ankunft: wohlbeleibte Damen, luftig bekleidet mit dem Ridi. Jede hatte ihren Anteil Kopra bei sich, ihr persönliches Eigentum, mit dem sie nach Belieben verfahren kann. Die Ausstellung im Warenlager – Hüte, Bänder, Kleider, Parfüms, Büchsen mit Lachs – Augenweide und Fleischeslust – berührten sie nicht im geringsten. Sie hatten nur einen Wunsch: Tabak, die Inselwährung, gleichbedeutend mit gemünztem Gold; sie kehrten mit ihm beladen frohlockendan Land zurück, und spät in der Nacht sahen wir sie auf der Königsterrasse sitzen und die Tabakstangen beim Lampenlicht unter freiem Himmel zählen.
    Der König ist nicht so sparsam. Er ist begierig auf neue und fremdartige Dinge, Haus an Haus, Kiste über Kiste im Palastbezirk ist bereits vollgepackt mit Uhren, Spieldosen, blauen Brillen, Schirmen, Strickwesten, Stoffballen, Werkzeugen, Gewehren, Vogelflinten, Arzneimitteln, europäischen Nahrungsmitteln, Nähmaschinen und, was noch merkwürdiger ist, Öfen: alles, was jemals unter seine Augen kam, reizte seinen Appetit, gefiel ihm wegen seiner Brauchbarkeit oder setzte ihn wegen seiner offenbaren Unbrauchbarkeit in Erstaunen. Und noch immer ist diese Habgier unbefriedigt, er ist besessen von den sieben Teufeln des Sammlers. Hört er von irgendeiner Sache sprechen, so legt sich ein Schatten über sein Gesicht: »Ich glauben, ich es nicht haben«, pflegt er zu sagen, und alle Schätze die er besitzt, scheinen ihm wertlos im Vergleich dazu. Läuft ein Schiff Apemama an, so zergrübelt der Kaufmann sein Gehirn, um irgendeine Neuigkeit auszudenken. Er läßt sie scheinbar nachlässig in seiner Hauptkabine stehen oder versteckt sie halbwegs in seiner eigenen Koje, so daß der König sie selbst ausspionieren kann. »Wieviel du wollen?« fragt Tembinok', indem er vorübergeht und darauf zeigt. »Nein, König, das zu teuer«, antwortet der Händler. »Ich denke, ich es lieben«, sagt der König. Einmal war es ein Goldfischglas, bei einer anderen Gelegenheit war es parfümierte Seife. »Nein, König, das kosten zuviel,« sagte der Händler, »zu gut für einen Kanaka«. »Wieviel du haben? Ich nehmen ihn alle«, antwortete SeineMajestät und bekam siebzehn, jedes Stück Seife für zwei Dollar. Oder aber der Händler behauptet, der Gegenstand sei nicht zu verkaufen, er sei Privateigentum, ein

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