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In der Südsee

Titel: In der Südsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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ist aber kein Sherry, es schmeckt nach Kirsch und ist auch kein Kirsch. Jedenfalls hat der König sich an dieses staunenswerte Getränk gewöhnt und ist sogar auf seinen Geschmack stolz. Jeder Ersatz ist eine doppelte Beleidigung, denn er glaubt einerseits man wolle ihn betrügen und anderseits seinen guten Geschmack bezweifeln. Eine ähnliche Empfindlichkeit kann man bei allen »Kennern« beobachten. Nun befand sich in derletzten Kiste, die vom Kapitän der »Equator« verkauft wurde, ein anderes und nach meiner Meinung besseres Getränk, und die Unterhaltung wurde sehr finster für Kapitän Reid. Aber Tembinok' ist ein bescheidener Mann, man erinnerte ihn daran, daß alle Menschen irren können, auch er selbst gab es zu, erkannte an, daß ein freiwillig zugegebener Fehler verziehen werden müsse, und schloß die Debatte mit dem Vorschlag: »Wenn ich machen Fehler, ihr mir sagen; wenn ihr machen Fehler, ich euch sagen. Viel besser!«
    Nachdem das Mittag- und Abendessen in der Kabine mit einem oder zwei Glas »Henetti« – das echte Getränk diesmal mit der Kirschblume – genossen war und Seine Majestät fünf Stunden am Warenraumschalter herumgelungert hatte, fuhr sie nach Haus. Nach dreimaligem Kreuzen geriet das Boot vor dem Palast auf Grund, die Frauen wurden auf dem Rücken der Vasallen an Land getragen, Tembinok' schritt über eine Plattform mit Geländer ähnlich der Laufplanke eines Dampfers und wurde schulterhoch durch das seichte Wasser getragen, den Strand hinauf und über eine abschüssige mit Kieseln bepflasterte Ebene hinauf zur funkelnden Terrasse, wo er wohnt.
Zweites Kapitel
Der König von Apemama: Die Gründung von Equatorstadt
    Unsere erste Begegnung mit Tembinok' war für unsere ganze Reisegesellschaft eine Angelegenheit von Bedeutung, ja beinahe von großer Aufregung. Wir waren gekommen, um eine Gunst zu erlangen, wir mußten uns in angemessen höflicher Art nähern wie Bittsteller: entweder gefielen wir ihm, oder wir verfehlten den Hauptzweck unserer Reise. Es war unser Wunsch, auf Apemama zu landen und zu leben und den sonderbaren Charakter des Mannes und die sonderbaren oder vielmehr altertümlichen Zustände seiner Insel aus der Nähe zu sehen. Auf allen andern Inseln der Südsee kann ein weißer Mann mit seiner Kiste landen, ein Haus auf Lebzeiten errichten, wenn es ihm paßt, wenn er das Geld hat oder Handelsbeziehungen anknüpfen will; eine Behinderung ist unvorstellbar. Aber Apemama ist eine verschlossene Insel, sie liegt im Ozean mit verschlossenen Toren, der König steht wie ein Wachtoffizier an der Pforte, bereit, zudringliche Besuche zu mustern und zurückzuweisen. Daher der Reiz unseres Unterfangens: nicht nur war es ziemlich schwierig, sondern die soziale Abgeschlossenheit, die schon an sich merkwürdig ist, ließ viele andere Sonderbarkeiten bestehen bleiben.
    Tembinok' ist wie die meisten Tyrannen konservativ, begrüßt wie viele Konservative lebhaft neue Ideen und neigt zu praktischen Reformen außer auf dem Gebiet der Politik. Als die Missionare erschienen und vorgaben,im Besitz der Wahrheit zu sein, nahm er sie willig auf, wohnte ihrem Gottesdienst bei, lernte selbst öffentlich vorbeten und setzte sich zu ihren Füßen als Wißbegieriger. Auf diese Weise hat er, indem er ähnliche vorübergehende Gelegenheiten benutzte, Lesen, Schreiben, Rechnen und sein sonderbares persönliches Englisch gelernt, das vom gewöhnlichen » Beach – la – Mar « so verschieden ist, viel dunkler, ausdrucksvoller und knapper. Als seine Erziehung fortschritt, fand er es an der Zeit, die neuen Einwohner kritisch zu betrachten. Wie Nakaeia von Makin ist er ein Anhänger des Stillschweigens auf der Insel, er behorcht das Land wie ein großes Ohr, Spione erstatten ihm täglich Bericht, und er hat es lieber, wenn seine Untertanen singen, als wenn sie sprechen. Der Gottesdienst und insbesondere die Predigt mußten also bald zu Verstößen werden. »Hier auf meine Insel ich sprechen«, sagte er einmal zu mir. »Meine Häuptlinge nicht sprechen – tun, was ich sagen.« Er blickte auf den Missionar, und was sah er? »Sehen Kanaka sprechen in großes Haus!« rief er mit starkem Sarkasmus. Aber er ertrug das verdächtige Schauspiel und würde es auch auf die Dauer ertragen haben, wenn sich nicht ein neuer Streitpunkt ergeben hätte. Er schaute wieder hin, um seinen eigenen Ausdruck zu gebrauchen, und der Kanaka sprach nun nicht mehr, sondern tat etwas weit Schlimmeres: er baute ein Koprahaus. Der König

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