In der Südsee
unter dem Namen Tebureimoa übriggeblieben war.
Der Wandel im Charakter dieses Mannes wurde auf der Insel viel besprochen, und man führte ihn bald auf den Opiumgenuß, bald auf das Christentum zurück. Nach meiner Ansicht schien überhaupt kein Wandel vorzuliegen, sondern vielmehr äußerste Beharrung. Herr Leichnam fürchtete seinen Bruder, König Tebureimoa fürchtete die Altmänner, die Furcht vor demBruder stachelte ihn an zu Verzweiflungstaten, die Furcht vor den Altmännern machte ihn unfähig zu irgendeiner Regierungstat. Er spielte früher die Rolle eines Helden, indem er die Richtung des geringsten Widerstandes verfolgte und andere zu seinem eigenen Schutz abschlachtete. Jetzt, da er älter und schwerfällig ist, ein Konvertit, ein Bibelleser, vielleicht voll Reue, jedenfalls des Hasses vieler Menschen gewiß, belastet mit der Erinnerung an Gewalttaten und Blutvergießen, kapituliert er vor den Altmännern, berauscht sich mit Opium und hockt in Furcht und Angst unter seinen Wachtmannschaften. Dieselbe Feigheit, die das Messer des Meuchelmörders in seine Hand zwang, beraubt ihn des königlichen Szepters.
Eine Erzählung, die man mir zutrug, und eine winzige Beobachtung, die ich machen konnte, sind bezeichnend für seine beiden Charaktereigenschaften. Ein Häuptling auf Klein-Makin fragte in einer leichtsinnigen Stunde: »Wer ist Kaeia?« Der Wind trug das Wort hinüber, und Nakaeia legte die Angelegenheit in die Hände eines dreiköpfigen Ausschusses. Herr Leichnam war Vorsitzender, das zweite Mitglied starb vor meiner Ankunft, das dritte lebte noch, war wohlauf und von so ehrwürdigem Aussehen, daß wir ihm den Namen Abou ben Adhem gaben. Herr Leichnam hatte Gewissensbisse, denn der Mann auf Klein-Makin war sein Adoptivbruder. In solchem Falle war es nicht sehr fein, überhaupt zu erscheinen, und den Todesstreich zu führen, den man sonst von ihm wohl erwartete, würde mehr als peinlich gewesen sein. »Ich werde den Streich führen«, sagte der ehrwürdige Abou, und Herr Leichnam stimmte, sicherlich mit einem Seufzer, demKompromiß zu. Das Wild wurde also in den Busch gelockt, man veranlaßte den Mann, einen Holzblock auf die Schultern zu nehmen, und als seine Arme erhoben waren, schlitzte ihm Abou mit einem Hieb den Bauch auf. Da nun der Gerechtigkeit Genüge getan war, wandte sich die Kommission in kindischem Schrecken zur Flucht, aber das Opfer rief sie zu seiner Seite zurück. »Ihr braucht jetzt nicht fortzulaufen,« sagte der Mann, »ihr habt mir dies angetan, nun bleibt!« Das Sterben dauerte ungefähr zwanzig Minuten, und die Mörder saßen inzwischen bei ihm, eine Szene für Shakespeare. Alle Augenblicke dieses gewaltsamen Todes, das Blut, die ermattende Stimme, die verzerrten Gesichtszüge, der Farbenwechsel haben sich dem Gedächtnis des Herrn Leichnam eingeprägt, und da er sie an dem Bruder, den er verriet, studierte, hat er einigen Grund, über die Möglichkeiten eines Verrates nachzudenken. Niemals war ich einer Sache gewisser als der tragischen Gedanken des Königs, und doch habe ich ihn nur einmal unversehens überrascht. Einst hatte ich ihm eine Botschaft zu überbringen. Es war wieder einmal die Stunde der Mittagsruhe, aber einige Leute, die sich draußen umhertrieben, verwiesen uns auf ein geschlossenes Haus an der Kanalbank, wo Tebureimoa unbewacht liege. Wir traten ohne Zeremonien ein, da wir ziemlich eilig waren. Er lag am Boden auf einem Mattenbett und las reuig in seiner Bibel von den Gilbertinseln. Bei unserem plötzlichen Eintritt richtete sich der schwerfällige Mann halb auf, so daß die Bibel zu Boden fiel, starrte uns einen Augenblick verwirrt an und sank wieder auf die Matte zurück. So schaute Eglon auf Ehud.
Die Gerechtigkeit der Tatsachen ist sonderbar und höchst eigenartig gerecht: Nakaeia, der Urheber dieser Taten, starb im Frieden, indem er von der Gewalt eines Königs redete; sein Werkzeug erlitt täglich den Tod für seine erzwungene Mittäterschaft. Nicht die Natur der Handlungen, sondern die Übereinstimmung zwischen den Taten und den Umständen verdammen oder erlösen den Menschen, und Tebureimoa war von Anfang an in Widersprüche verwickelt. Zu Hause, in einer ruhigen Nebenstraße eines Dorfes, wäre er ein würdiger Zimmermann geworden, und selbst jetzt, von allen Teufeln besessen, entwickelt er manche Tugenden. Er besitzt kein Land, nur den Nießbrauch solcher Ländereien, die beschlagnahmt sind unter dem Gesetz, er kann sich nicht wie früher durch
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