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In dieser Straße wohnt die Angst

In dieser Straße wohnt die Angst

Titel: In dieser Straße wohnt die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sinclair?«
    »In Lebensgröße.«
    »Man hört so einiges von Ihnen.«
    Ich winkte ab. »Das meiste ist gelogen.«
    Wilkins lachte. »Polizisten haben immer so eine nette Art, mal richtig tiefzustapeln.« Er zog die Nase hoch. »Aber was stehen wir hier lange herum. Wir wollen uns ja das Skelett ansehen.« Wilkins streckte den rechten Arm aus. »Wir müssen dorthin. Da gelangen wir an den Bach, wo ich es fand.«
    »Ist es angeschwemmt worden?« wollte ich wissen, während wir uns in Bewegung setzten und Wilkins in die Mitte nahmen.
    »Das ist schwer zu sagen. Ich fand es, weil ich Ausschau nach Fischen hielt. Hin und wieder werfe ich die Angel aus. Irgendwie beruhigt mich das, wissen Sie.«
    »Und Sie haben keine Angst, daß Ihr schönes Skelett gestohlen wurde?«
    »Nein.« Er schaute mich an. »Wieso?«
    »Es gibt noch andere Spaziergänger.«
    Da lachte der Reporter. »Die Leute hier haben zu tun. Ich bin der einzige Urlauber, glaube ich.«
    »Na denn.«
    Wir bogen in einen schmalen Weg ein, der ein wenig bergab führte und zuerst von Büschen gesäumt wurde. Wenig später lösten Bäume das Buschwerk ab, und wir gelangten in einen kleinen Wald. Die Sonne war hinter den blassen Wolken hervorgekommen. Einige Strahlen durchbrachen auch das Grün der Bäume und zeichneten lange Streifen auf den Boden.
    Wilkins ging vor. Bevor wir den Bach sahen, hörten wir ihn bereits. Das Wasser gurgelte und schmatzte. Unter den Bäumen war der Weg feucht. Die Sonne hatte es noch nicht geschafft, die letzten Regenreste wegzudunsten. Es war ein idyllisches Plätzchen, das wir ansteuerten. Das Wasser floß ziemlich schnell, es schäumte über Steine und gurgelte an den beiden schmalen Ufern entlang.
    Die Bäume wuchsen sehr nahe an das Ufer heran. Ihr Wurzelwerk hatte sich inner-und außerhalb des Bodens festgekrallt. Manche Wurzeln griffen wie lange, gebogene Arme bis zum Wasser hin und wuchsen auch zwischen den feuchten Ufersteinen.
    Vielleicht wäre das Skelett noch weitergetrieben worden, doch das Wurzelwerk hatte es festgekrallt, nachdem es von einem Strudel herumgeschleudert worden war.
    Mit den Beinen zuerst war es festgeklemmt worden. Das helle Wasser des Waldbachs schäumte über die Knochen, drang in die Augenhöhlen und den offenen Mund.
    Es bot einen makabren Anblick, und es schimmerte tatsächlich violett. Das lag nicht am hereinfallenden Licht oder am Schattenspiel der Bäume, das Skelett besaß eine violette Farbe.
    »Das ist es also«, sagte Roger Wilkins und blieb stehen. Auch wir schauten auf den Knöchernen. Dann knieten Bill und ich uns hin. Ohne uns abzusprechen, wußte der eine, was der andere vorhatte. Wir wollten das Skelett befreien.
    Bill zog an der linken, ich an der rechten Seite. Vorsichtig lösten wir die Knochen aus der Umklammerung des Wurzelwirrwarrs und gingen dabei sehr behutsam zu Werke, denn wir wollten nichts zerstören, sondern eine vollständige Beute haben.
    »Hast du es?« fragte Bill.
    »Ja, okay, wir können es aufs Trockene ziehen.«
    Am schrägen Uferhang legten wir den Fund nieder.
    Unsere Finger glitten über die Knochen. Sie fühlten sich seltsam an. Nicht allein über die Farbe wunderten wir uns, sondern auch über die Beschaffenheit des Knöchernen. Normalerweise sind die Knochen von Skeletten hart, gleichzeitig auch spröde, aber diese hier kamen uns eher weich vor. Zwar nicht wie Gummi, aber mit Hartgummi konnte man es schon vergleichen.
    Bill hob den Kopf und schaute mich fragend an. »Hast du so etwas schon gesehen, John?«
    »Nein.«
    Wilkins, der neben uns stand, sagte:
    »Deshalb habe ich Sie auch holen lassen. Mir kam das Skelett ebenfalls sehr seltsam vor. Ich habe es ja auch angefaßt.«
    »Vielleicht stammt es gar nicht von einem Menschen«, vermutete mein Freund.
    »Darauf deutet nichts hin, mein Lieber. Die Form des Körpers entspricht der eines Menschen. Alles ist so angelegt und aufgebaut. Tut mir leid, ich sehe da keine andere Möglichkeit.«
    »Und wie kommt die Farbe zustande?« wollte Wilkins wissen.
    »Wenn wir das wüßten, wären wir schlauer«, erwiderte ich und erhob mich aus der gebückten Haltung.
    »Hast du einen Vorschlag, John?« fragte mich Bill.
    Ich hob die Schultern. »Eigentlich keinen berauschenden. Ich wäre dafür, wenn wir den Knochenmann einpacken und mit nach London nehmen. Dort können wir ihn untersuchen.«
    »Das ist nicht schlecht. Okay, dann faß mit an!«
    Wir beide bückten uns, während Roger Wilkins bereits den Weg zurückging. Ein

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