In einem anderen Land
braun und kahl. In den Bergen wurde gekämpft, und nachts konnte man das Mündungsfeuer der Artillerie sehen. Im Dunkel sah es wie Wetterleuchten aus, aber die Nächte waren kühl, und man hatte nicht das Gefühl von einem aufziehenden Sturm.
Manchmal hörten wir in der Dunkelheit Truppen unter unserem Fenster marschieren und Kanonen vorbeikommen, die von Traktoren gezogen wurden. Nachts war viel Verkehr, und auf den Straßen eine Menge Maultiere, die auf beiden Seiten ihrer Packsättel Munitionskisten trugen, und graue Lastautos mit Soldaten beladen und andere Lastwagen voll Fracht, mit Planen bedeckt, die im Verkehr langsamer fuhren. Manchmal wurden auch tags schwere Geschütze von Traktoren vorbeigeschleppt, die langen Kanonenrohre unter grünen Zweigen verborgen und die Traktoren mit grün belaubten Zweigen und Weinreben bedeckt. Nach Norden zu konnten wir ein Tal und einen Wald aus Kastanienbäumen überblicken und dahinter einen zweiten Berg diesseits des Flusses. Auch um den Berg wurde gekämpft, aber es war nicht erfolgreich, und im Herbst, als die Regengüsse einsetzten, fielen die Blätter alle von den Kastanienbäumen, und die Zweige waren kahl und die Stämme schwarz vor Nässe. Auch die Weingärten waren dann dünn und kahlästig und das ganze Land naß und braun und tot, voller Herbst. Über dem Fluß waren Nebel und auf dem Berg Wolken, und die Lastwagen spritzten Schlamm über die Straße und die Soldaten in ihren Capes waren schlammbespritzt und naß ; ihre Gewehre waren naß, und die zwei ledernen Patronentaschen vorn am Gürtel, graue, lederne Taschen, schwer von der Menge Rahmen von dünnen langen 6,5- mm-Patronen, schwellten ihre Umhänge so stark auf, daß die Soldaten, die auf der Straße vorbeimarschierten, aussahen, als ob sie im sechsten Monat schwanger gingen.
Es gab kleine graue Automobile, die sehr schnell vorbeifuhren; meistens saß ein Offizier neben dem Fahrer und auf dem Rücksitz noch ein paar Offiziere. Sie spritzten noch mehr Schlamm um sich als die großen Lastautos, und wenn einer der Offiziere auf dem Rücksitz sehr klein war und zwischen zwei Generalen saß und selbst so klein war, daß man nicht sein Gesicht, sondern nur das Oberste seiner Mütze und seinen schmalen Rücken sehen konnte, und wenn das Auto ganz besonders schnell fuhr, war es aller Wahrscheinlichkeit nach der König. Er wohnte in Udine und kam so fast jeden Tag nach vorn, um zu sehen, wie die Dinge standen, und die Dinge standen sehr schlecht.
Zu Beginn des Winters kam der Dauerregen und mit dem Regen kam die Cholera. Aber man wurde ihrer schnell Herr, und schließlich starben nur siebentausend Soldaten daran.
02
Das folgende Jahr brachte viele Siege. Der Berg jenseits des Tals und der Hügelhang, auf dem der Kastanienwald wuchs, wurden erobert, und es gab Siege jenseits der Ebene auf dem Hochplateau im Süden, und wir überquerten den Fluß im August und wohnten in einem Haus in Gorizia mit einem Springbrunnen und vielen dicken, schattigen Bäumen in einem umfriedeten Garten und einer lila Klematis an der einen Hauswand. Jetzt kämpfte man in den nächstgelegenen Bergen, eine knappe Meile entfernt. Die Stadt war sehr hübsch und unser Haus war sehr schön. Wir hatten den Fluß jetzt im Rücken; man hatte die Stadt mit sehr viel Bravour genommen, aber die Berge jenseits davon konnte man nicht erobern, und ich war sehr froh, daß die Österreicher anscheinend beabsichtigten, in einiger Zeit in die Stadt zurückzukommen, vielleicht wenn der Krieg vorbei war, denn sie bombardierten sie nicht, um sie zu zerstören, sondern nur so ein bißchen von wegen Krieg. Leute lebten weiter dort, und es gab Lazarette, Cafés und Kanonen in den Seitenstraßen und zwei Bordelle, eines für Mannschaften und eines für Offiziere, und mit dem Ende des Sommers kühle Nächte, Schießereien in den Bergen jenseits der Stadt, von Granaten gezeichnetes Eisen der Bahnbrücke, den zerstörten Tunnel am Fluß, wo die Kämpfe stattgefunden hatten, die Bäume, die den Platz umsäumten, und die lange Allee von Bäumen, die zum Platz hinführte; alles dies, und daß Mädchen im Ort waren und daß der König in seinem Auto vorbeikam und man manchmal sein kleines Gesicht und seinen kleinen, langhalsigen Körper und seinen grauen Bart - wie ein Knebelbart an einem Ziegenkinn - sah, all dies und dann die plötzlichen Innenansichten der Häuser, die durch eine Granate eine Wand verloren hatten, mit Mörtel und Bruchsteinen in den Gärten und
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