In einem leuchtend schoenen Land
zermürben würde.
„Leider hat das Haus zu wenig Zimmer aber trotzdem vielen Dank für die Führung“, verabschiedete ich mich und flüsterte Andreas zu, dass es sich lohne, zwischen Kirche, Tempel und Moschee und dem künftigen Wohnort einen hörbaren Mindestabstand zu legen.
Noch hatte ich aber mein Vorhaben, hautnah an den Sri-Lankern zu leben, nicht aufgegeben und ließ mir eine Wohngelegenheit zeigen, welche über genügend Zimmer verfügte und weit und breit keine Gebetsstätte vorhanden war. Stattdessen konnte es mit Straßenanschluss, Diesellärm, rußigen Abgasen und Hupkonzerten aufwarten, die mit der Lautstärke einer Messe durchaus konkurrieren konnten. In dem daraufhin inspizierten, palastähnlichen Gebäude im Dorfkern stimmte uns der Familiensinn und die Geselligkeit der Nachbarschaft bedenklich, die sich untereinander viel zu sagen hatten und pausenlos aufeinander einredeten; Radios und Fernsehapparate dudelten von mehreren Seiten gleichzeitig in des Palastes Garten und durch die luftigen Hauswände hindurch. Die nachbarschaftliche Freundlichkeit fand in Gemeinschaft statt und man scheute nicht, seine Freude und den manchmal damit einhergehenden Ärger laut auszutragen. Da konnte ich, die verkniffene, ruhebedürftige Europäerin nicht mithalten. Eine am Tor versammelte Familie winkte herzlich nach unserer weißen Haut und schwermütig winkte ich zurück.
Hier wäre nun der optimale Standort für das Leben als Teil der Sri-Lanker gewesen, die ihre Wäsche über die Zäune hängten und auf dem Gras zum Trocknen auslegten, ihr fließend Wasser an der Straße abholten und aus Eimern gossen, von Freitag bis Sonntag fromm waren, die restlichen Tage mehr oder weniger vergnügt ihren Alltag bestritten.
Meine Achtung für sie und ihr anspruchsloses Leben war grenzenlos und trotzdem war zu befürchten, dass ich auf Dauer nicht genügend Verständnis für das hier übliche, lautstarke Zusammensein aufbringen könnte und irgendwann ruhegestört jene Achtung vor ihnen verlieren würde.
Ich sah ein, dass ich mein Bedürfnis, ein lebender Teil Sri Lankas zu werden, auf Momente außerhalb meines Wohnens verlegen musste.
In der nächsten Woche bezogen wir den Compound, der auf dem schmalen Streifen zwischen Lagune und Meer für unser Freizeit- und auch Ruhebedürfnisse optimal gelegen war und richteten uns inmitten von Indern, Franzosen, Engländern, Schweden, Belgiern und Australiern ein, mit denen wir in unausgesprochenem Einverständnis die nachbarschaftliche Ruhe teilten. Zwar waren die Häuser nicht wie versprochen im Kolonialstil gebaut, dafür äußerlich sehr gefällig. Hässliche Betonmauern waren mit Natursteinen versiegelt, der Boden war mit fußwarmem Parkett ausgelegt und durch die großen Fensterflächen im Wohnraum zog ein kühlender Luftzug. Der Hausbesitzer versprach uns per Handschlag, die Küchenschränke zu entwurmen, wollte einbruchsichere Türen einbauen, sauberes Leitungswasser besorgen, einen explosionssicheren Boiler kaufen und geruchsfreie Abflussrohre einführen.
Immerhin ersetzte er den Boiler, der nach zwei Wochen explodierte – ersetzte jenen allerdings erst, nachdem auch mein Temperament explodierte und ich sofort ein explosionssicheres Modell eingefordert hatte.
Die Mängel im Hausinneren sorgten dafür, dass ich die nächsten Jahre trotz unserer Perle Jasintha, die mir stets heiter den Haushalt schmiss, nie Gefahr laufen würde, in einen feudalen Zustand der Langeweile zu verfallen. Außerdem sprang die Üppigkeit, die wir auf der überdachten Terrasse täglich zu sehen kriegten, für alle Mängel ein: Vor uns breitete sich im Garten ein blühendes Wunder aus, das gut auf meinen braunen Daumen verzichten konnte und keiner Pflege bedurfte. Hibiskus und Orchideen versorgten sich autark von dem reichen Angebot an Sonne, Wasser und nahrhafter Erde, die Blätter der Dattelpalmen gediehen esstischgroß und dienten mir dekorativ als Untersetzer, wenn ich für Gäste ein Büffet anrichtete. Ananas wuchs ebenso selbstverständlich wie die Bananenstaude, die aus einer zylinderförmigen, lila Blüte ihre süße, gelbe Frucht aufblätterte und Kokosnusspalmen waren zahlreich wie Fichten im Bayerischen Wald. Was jedoch den Pflanzen an Feuchtigkeit und Sonne gut bekam, schwitzten wir insbesondere in den hitzigen Monaten von April bis Juli aus den Poren und kühlten uns in diesen Tagen wiederholt in dem Compound eigenen Swimmingpool. Von dort aus guckten wir in die Palmen und fühlten uns
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