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In einem leuchtend schoenen Land

Titel: In einem leuchtend schoenen Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minouche Moser
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statt und weil die Menschen dort die wetterfesten Baumaterialien für ihre Behausung nicht aufbringen konnten, lebten sie in Lehmhäusern oder flochten Wände und Dächer aus Palmenblättern. In einem jedoch glichen sich die Häuser: Ihr Alltag und der Schlaf war vornehmlich auf die Straße ausgerichtet. Wie italienische Nonnas saßen sie auf der Türschwelle und lenkten sich mit dem Unterhaltungsprogramm ab, die so eine Straße zu bieten hatte. Sie hielten mit Bekannten ein Schwätzchen, die gerade an ihnen vorbeischlenderten oder fuhren und beobachteten missbilligend die arbeitslose Jugend. Jene spielte an Bushaltestellen und auf dem nicht vorhandenen Gehsteig Brettspiele, lehnte lässig über die Lenker von Motorrädern und Fahrrädern, verwickelte sich ebenso leicht in eine Schlägerei wie in eine Partie Kricket oder Volleyball, ruinierte mit Selbstgebranntem ihre junge Leber und kaute und spuckte zerstoßene Betel-Blätter mit Areca-Nüssen.
    Am Straßenrand wurde aber nicht nur gespielt, sondern es wurden auch auch Projekte entworfen. Eines der Projekte hieß, die neu zugezogenen Weißen ein wenig von ihrem Überfluss zu befreien und zu mehreren statteten sie uns um drei Uhr morgens auf leisen Sohlen einen Besuch ab. Den Einbruch erleichterte ich ihnen, indem ich zugunsten einer frischen Brise in die schwüle Nacht den Eingang über die Terrasse nur mit einem Fliegengitter versperrte und zum besseren Transport noch Taschen für sie auslegte, in welche sie einige unserer persönlichen Gegenstände luden. Mit Andreas, der von den Geräuschen aufgeschreckt plötzlich splitterfasernackt vor ihnen stand, wollten sie sich allerdings weder bekannt machen, noch von ihm verabschieden, rannten mit allem, was sie in ihrem plötzlichen Aufbruch greifen konnten, in die Lagune und von dort in ihr Zuhause.
    Die Polizei war leider beim Auffinden der gestohlenen Gegenstände nicht besonders hilfreich und außerdem auffallend mehr an meiner Person interessiert als an den Einbrechern. Nachdem ich dann endlich begriffen hatte, dass der Freund und Helfer in Sri Lanka einen anderen Berufsethos hatte als der deutsche Paragraphenreiter, unterbezahlt und nur mit gut platziertem Schmiergeld seiner Aufgabe nachging, wechselte ich spontan von meiner unbedachten Sorglosigkeit in übertriebene Vorsicht. An der windigen Eingangstür ließ ich einen fetten Riegel anbringen und kontrollierte vor dem Schlafen und auch im Laufe der Nacht mehrmals, ob er auch wirklich einbruchssicher verriegelt worden war. Das half uns jedoch nicht über unsere Schludrigkeit hinweg, mit welcher wir vom Fahrrad bis zur Surfhose stets ausreichend Stehlenswertes im Garten herumliegen ließen. Die beiden Wachposten, die für den Empfang der nächtlichen Besucher eingestellt worden waren, pflegten einen beneidenswerten Schlaf. Über Klappstühle gehängt oder ausgestreckt auf kühlem Beton versenkten sie sich über die gesamte einbruchskritische Zeit hinweg in einen beneidenswert tiefen Schlummer. Die Abwehr überließen sie der beklemmenden Mauer, die unsere Siedlung umlief und als Krönung ihrer Scheußlichkeit noch einen Stacheldraht oben aufgesetzt bekommen hatte. Der Schutzwand trotzend kletterten die Einbrecher mit ungebrochener, sri-lankischer Sportlichkeit darüber hinweg oder aber nahmen gleich den Laguneneingang.
    Wir verstanden, dass weder Nachtwächtern noch der Polizei an der Sicherheit unserer Güter gelegen war, und kauften eine Schäferhündin, die von den Kindern heiß geliebt wurde und den potentiellen Einsteigenden mehr Respekt einflößte, als ihrem verspielten Wesen eigentlich zugestanden hätte.
    In Zukunft mieden sie unser Haus und seit mir zu Ohren gekommen war, dass sie ihre kriminellen Energien von nun an auf weniger abgeriegelte Häuser der ärmlichen Nachbarschaft verwendeten, hatte ich ein dauerhaft schlechtes Gewissen deshalb. Diebstahl war doch kein Privileg der Reichen! Ohne Frage waren wir die bevorzugten Opfer ihrer Streifzüge, aber sie hatten auch keine Skrupel, ihren Landsleuten das mühsam ersparte Bankkonto von Hals und Arm zu reißen und den ergatterten Schmuck an ihren Hehler oder als Schnäppchen an unbedarfte Touristen zu verhökern.
    Bei uns stahlen sie dort, wo es zumindest nicht großartig ins Gewicht fiel und Gestohlenes ersetzt werden konnte.
    Den Beraubten von nebenan jedoch ging ein Diebstahl direkt an die Existenz.
    Für unruhige Nächte waren jedoch nicht alleine die Einbrecher zuständig, sondern auch ausgelassene

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