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In einem leuchtend schoenen Land

Titel: In einem leuchtend schoenen Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minouche Moser
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Partys, die auf dem übernächsten Grundstück alle paar Wochen tobten und an denen wir in der Regel weit in die Morgendämmerung hinein über riesige Lautsprecher teilhaben durften. Wir ließen uns auch allzu leicht aus dem Schlaf hebeln oder fanden gar nicht erst hinein, wenn die Bässe uns aufs Trommelfell schlugen. Dunkel erinnerte ich mich, warum ich mich gegen das Leben in Kirchennähe entschieden hatte und ärgerte mich darüber, dass mein Schlafbedarf nur so mühsam gedeckt werden konnte und die vornehme Ruhe des Compounds nun von Lärm heimgesucht wurde, der die übliche Stille schallend durchbrach.
    Besonders in Erinnerung geblieben ist jener wohltemperierte Septembertag, als ich mit den Kindern über den Hausaufgaben saß, die Begeisterung der Schaffenden sich in Grenzen hielt und die Stimmung auf den Tiefpunkt zusteuerte.
    „Wenn du“, sagte ich gerade und knallte acht aus der Erde geklaubte Steine auf den Tisch, „diese acht Steine in gleichen Teilen auf zwei Personen aufteilen wolltest, wie viele bekommt dann jeder?“
    Ratlos starrte unser Jüngster die Steine an, hätte lieber nach Steinen gegraben als sie auf zwei Menschen aufzuteilen. Nach längerer Bedenkpause entschied Willi schließlich: „Fünf?!“ und brauchte dann dringend ein Glas Wasser. Er floh vor meiner anschwelenden Ungeduld an den Wasserspender, hantierte dort umständlich am Ventil herum und gerade als ich zu einem energischen Rückruf anheben wollte, schallte mir per Lautsprecher ein Ruf entgegen, der mindestens so energisch war wie jener, den ich in Planung gehabt hatte. Wer jenem Ruf hinterunserer Mauer folgen sollte, konnte ich daraus nicht eindeutig entnehmen, hatte darüber aber endgültig die Aufmerksamkeit des Jüngsten verloren. Wir packten die verzweifelten Teilungsversuche in die Tasche und die Kinder kickten augenblicklich den Fußball über die abgetretene Wiese, garnierten ihre schweißtreibende Kickerei mit einem verbalen Schlagabtausch, der ihnen unter normalen Umständen einen mütterlichen Tadel eingebracht hätte. Gegenwärtig konnte ich mich jedoch nicht so richtig entscheiden, wo ich hinhören sollte und beschloss, dass ich gegen Lärm aus der Nachbarschaft nichts ausrichten konnte, gegen Schimpftiraden momentan nichts ausrichten wollte und griff ausgerechnet nach einer Schillerbiografie, die meine volle Konzentration forderte. Die Lektüre von Schillers Lebensbeschreibung nahm immer schrillere Töne an, die Lautsprecher jenseits der Mauer überschlugen sich unterdessen und holten mich aus der selbst auferlegten Lethargie, zwangen mich zu Taten.
    „Bin gleich zurück“, hoffte ich und strampelte auf meinem Fahrrad aus unserem Compound hinaus, immer dem Ton nach auf den ebenfalls an der Lagune liegenden Hotelgrund, der vom Zusammensturz bedroht von der Besitzerin für religiöse Zusammenkünfte freigegeben worden war. Dagegen hatte ich grundsätzlich nichts einzuwenden, sah ein, dass dieses lauschige Lagunengrundstück für Kundgebungen jeglicher Art durchaus geeignet war, störte mich lediglich am nicht abreißen wollenden Geräuschpegel, der auch uns in die Bekehrungsversuche miteinbezogen hatte. Ich wollte ihnen dies vor Augen führen, hatte als Trumpfkarte die Hausaufgaben der drei Kinder im Ärmel, mit der ich im Falle eines Nichtgelingens bezüglich der Lautstärkenregelung überzeugen würde.
    Ich hatte mich auf eine Gruppe von hundert Gleichgesinnten vorbereitet, hatte sie in meiner Fantasie andächtig der Predigt lauschen sehen und war einigermaßen verblüfft, als ich auf die überschaubare Menge von zwölf Teilnehmern stieß.
    Warum, so fragte ich mich, mussten zwölf Hansel in diesem Ausmaß beschallt werden?
    Mathematisch geordnet den Hintern auf Plastik abgelegt, blickten die Zwölf andächtig zu einem älteren Herren in Schwarz auf, der auf seinem Podest erregt zweifellos wichtige Dinge ins Mikrofon eingab, jene zeitgleich aus zwei Meter hohen Lautsprechern an die Hörer gebracht wurden. Ich sah mich um und bemerkte einen Mann, der in einem weißen Hemd und in dunkelblauer Hose wichtig genug aussah, damit ich ihm mein Anliegen vortragen konnte. Salopp warf ich mein Fahrrad in ein Gebüsch und ging zügigen Schrittes auf jenen zu, stutzte über ein am Rednerpult angebrachtes Schild, das meine säuberlich zusammengestellte Rede ins Wanken brachte: „Silence please!“
    Ruhe bitte!
    Ich fragte mich, was dieser Lautstärke gewachsen sein könnte, so dass um Ruhe gebeten werden musste. Um ein Haar

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