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In einem leuchtend schoenen Land

Titel: In einem leuchtend schoenen Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minouche Moser
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Auswüchse von Heimweh an und ich produzierte Verlangen nach Unvernünftigem wie Schweinebraten und Sauerkraut, die mir meine Verdauung in diesem schwülen Klima mit Sodbrennen vergolten hätten. In diesem Zustand trug ich mühelos eine beachtliche Anzahl an Dingen zusammen, die ich vermisste. Ich vermisste Milch, die auf dem Land immer mal wieder nicht lieferbar war, beklagte Sahne und Butter, die in der ewigen Sonne warm geworden war, bevor sie im Kaufhaus gekühlt wurde und als Beigabe in Gekochtem einen käsige Note hinterließ. Ich sehnte mich peinlich deutsch nach körnigem, herzhaftem Vollkornbrot. Am Gipfel meines Selbstmitleids stöhnte ich dann über den Schimmelpilz, der sich in der Feuchtigkeit vom Mehl bis zum Lederschuh niederließ, die Steckdosen, die beim Anschließen eines elektrischen Küchengerätes Funken sprühten, war so schrecklich unflexibel, weinerlich und arg beklagenswert! Zu meiner Erleichterung hielt ich diesen beklagenswerten Zustand nie lange durch. Irgendwann schlug ich, von mir selbst genervt, wieder die Augen auf und sah ein tropisches Angebot, von dem ich im Land von Butter und Milch nur hätte träumen können und entwickelte eine vernünftige Abneigung gegen Fettiges und klimatisch nicht ins Land Passendes. Zu Hause türmte ich dann strahlend einen tropischen Früchteberg auf eine Platte, ernannte die stachelige Blätterkrone der Ananas zum Gipfelkreuz, legte eine bombastische Papaya neben kleine, sattgelbe Bananen in unterschiedlichsten Geschmacksnoten und streute Limonen, bedauerte im Stillen das wässrige Pendant in Deutschland, welches aus Treibhäusern oder ganz grün auf die Reise ging und dann auf die Verkaufs stände kam; die Vielfalt schmackhafter Früchte würde mich auf ewig verderben, wie mich schon mein europäisch anerzogener Geschmack verdorben hatte. Nie mehr würde ich auf den schalen Import zurückgreifen, nachdem ich einmal die in der Sonne gereiften Geschwister gekostet hatte. Niemals, so schwor ich mir, würde ich nach Ananas, Mango oder Avocado greifen, die, von der langen Überfahrt müde, welk im Regal auf einen Käufer wartete. Mit diesem Wissen belegte ich täglich neu einen Teller mit den tropischen Schätzen und bestückte damit die Frühstücksauslage, den Mittagstisch, den Vor- und den Nachtisch. Kindergläser füllte ich mit der vor lauter Gesundheit strotzenden Kokosnussmilch einer in unserem Garten wachsenden, birnenförmigen King-Kokosnuss und kochte aus Maracuja Marmelade.
    Curry und Chili allerdings waren unter Auflage der Familienleitung aus dem Essen verbannt worden. Hätte ich ein Frühstück à la Sri Lanka aufgetischt, wäre der Haussegen sehr schief gehangen.
    So kam es, dass ich Tropisches europäisierte und mit einem neugierigen Auge nach dem landesüblichen Frühstück schielte. Jene zündelten schon kurz nach dem Aufstehen mit Reis und scharfem Curry, raspelten Kokosnuss in Reismehl (Roti), oder speisten Nudelkringel (String Hoppers), füllten Kokosnussschalen mit Mango-Chutney, getrocknetem Fisch, Kokosnuss und Chili (Sambol) und Linsen (Dhal). Dass diese feurige Tradition durchaus Sinn machte, erlebten wir am eigenen Darm. Winzige Würmer hatten sich nach wenigen Monaten in unseren Gedärmen eingenistet und wir konnten sie nur mit einer widerlichen Teekur zum Abzug bewegen. Das Getier, kommentierte der behandelnde Arzt beiläufig, richte sich bei Einnahme von Chili und Kumpanen gar nicht erst häuslich in den Innereien ein und er riet uns, das Frühstücksei mit Chili zu versetzten.
    Seither schüttete ich Chili ins Omelett und heizte damit den Würmern kräftig ein, wobei Chili nur unter diesem einen Wurm vernichtenden Aspekt eine Ausnahmegenehmigung erhielt.
    Aber nicht nur Chili wurde aus den Malzeiten verbannt, sondern auch die Kokosnuss war in Ungnade gefallen. Einzig der hohe Vitamingehalt der Milch hatte sich diese an den Tisch argumentiert, so dass wir sie täglich und vernünftig in uns hineinkippten. Dass kein Stammplatz für Landesübliches in meiner Zutatenliste bereit stand, lag an Andreas.
    „Ich bin geschädigt“, verkündete er ernsthaft. Geschädigt, weil er vor unserer Ankunft auf der Insel regelmäßig durch die Firmenkantine gestreift war und seinen Hunger begeistert mit Lokalem gestillt hatte. Am Wochenende verkehrte er dann noch an Strand- und Straßenbuden, wo im Fett der Kokosnuss so Allerlei gebraten wurde, und mit jeder Mahlzeit ebbte die Begeisterung des Ehemannes ein wenig mehr ab, bis irgendwann nur

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