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In einer heißen Sommernacht

In einer heißen Sommernacht

Titel: In einer heißen Sommernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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eine plausible Erklärung dafür geben konnten.
    Sie fuhren aufs Land hinaus und entdeckten ein hübsches, schattiges Fleckchen unter ein paar Pekannussbäumen am Ufer eines Baches. Dort breiteten sie ihre Decke aus. Eine Zeit lang beschäftigte Mr Rainwater Solly mit Kartenspielen, die er spontan erfand, und sie staunten über die Fortschritte, die Solly gemacht hatte.
    » Er beginnt, Konzepte zu begreifen«, sagte Mr Rainwater begeistert, nachdem Solly erfolgreich eine Aufgabe gemeistert hatte. » Dessen bin ich mir sicher.«
    » Ich auch.«
    Ella war sich ebenfalls sicher, dass Solly ohne Mr Rainwater niemals so weit gekommen wäre, was Beschämung wegen ihres eigenen Versagens und zugleich Dankbarkeit für seine freundliche Einmischung in ihr auslöste. Sie war nicht mehr eifersüchtig auf ihn, sondern nur unendlich dankbar.
    Allerdings gelang es ihnen nicht, Solly zu überreden, gemeinsam in den Bach zu waten. Er wurde sofort unruhig, als Ella versuchte, ihm die Schuhe auszuziehen. Also kehrten sie auf ihre Decke zurück und gaben ihm die Karten. Er spielte damit, während Mr Rainwater den Kopf in Ellas Schoß legte und ihr aus dem tragischen Liebesroman von Hemingway vorlas.
    An einer bestimmten Stelle unterbrach er sich, bog den Kopf zurück und sagte, als er die Tränen in ihren Augen sah: » Das ist nicht einmal die traurigste Stelle.«
    » Ich weine nicht wegen der Geschichte oder weil ich traurig bin.« Ella betrachtete Solly, der zu den Baumkronen hochstarrte, offenbar fixierte er das Muster der Blätter, die sich vor dem Himmel abzeichneten. Dasselbe Muster spiegelte sich in Mr Rainwaters Augen, als ihr Blick wieder zu ihm wanderte. » Ich kann mich an keinen einzigen Moment in meinem Leben erinnern, in dem ich so glücklich und zufrieden war. Und das ist nur wegen dir.«
    Er setzte sich auf und legte die Arme um sie. Sie küssten sich unschuldig. Die restliche Zeit saßen sie eng umschlungen da und sonnten sich in der trüben Nachmittagshitze und in der Liebe, die sie gefunden hatten, als sie am wenigsten damit rechneten.
    Ella musste sich beeilen, um das Abendessen rechtzeitig um halb sieben auf den Tisch zu bringen, und benutzte mit schlechtem Gewissen Margarets Abwesenheit als Vorwand, dass es nur ein kaltes Abendbrot mit Schinken und diversen Salaten gab. Den Dunne-Schwestern schien es nichts auszumachen, wahrscheinlich weil Mr Rainwater ihnen besonders viel Aufmerksamkeit schenkte und sie in ein Gespräch über die Schulkinder heute und jene damals vor Jahrzehnten, als die Schwestern noch unterrichteten, verwickelte. Gab es tatsächlich Anzeichen für den moralischen Verfall der heutigen Jugend in Amerika? Die Diskussion lenkte die Damen jedenfalls davon ab, dass es keine warme Mahlzeit gab.
    Als Ella das Geschirr gespült hatte, erschien Jimmy an der Hintertür mit einer Botschaft. » Die Beerdigung von Bruder Calvin ist morgen Nachmittag um fünf.«
    » Warum so spät am Tag?«
    » Damit wir danach Abendpicknick machen können.«
    Es war üblich, nach der Sonntagsmesse ein Picknick auf dem angrenzenden Friedhof zu machen, nachdem man die Gräber der Angehörigen gepflegt hatte. Jeder brachte Essen mit, das dann auf dem Kirchhof miteinander geteilt wurde.
    » Die Trauerfeier findet in der Kirche statt?«
    » Das bietet sich an.«
    Ella schien das auch so, obwohl sie nicht wusste, wie jemand die Kirche betreten konnte, ohne an den Leichnam des jungen Predigers am Strick zu denken. Vielleicht war die Trauerfeier ein Versuch, die Kirche von diesem Stigma zu reinigen und zu befreien. » Wie geht es deiner Mutter?«
    » Sie ist untröstlich.«
    » Wie wir alle.«
    » Ohne Ihnen widersprechen zu wollen, Miss Ella, aber nicht alle sind untröstlich.«
    Später berichtete sie Mr Rainwater von dem Gespräch. » Ich mache mir Sorgen wegen Jimmy und der anderen jungen Männer. Ich hoffe, sie werden nichts unternehmen, um Rache zu üben.«
    » Das hoffe ich auch, denn das würde nur weiteren Ärger und wahrscheinlich noch mehr Blutvergießen verursachen. Aber da ihnen Gerechtigkeit verwehrt bleibt, kann man ihnen kaum einen Vorwurf machen, dass sie auf Rache aus sind.«
    Ellas Befürchtungen bestätigten sich später am Abend.
    Sie und Mr Rainwater saßen getrennt voneinander im Salon und warteten mit quälender Ungeduld darauf, dass die Dunne-Schwestern sich zurückzogen, als er seine Zeitschrift weglegte und zum Fenster ging. » Es brennt.«
    Ella legte ihr Nähzeug weg und stellte sich zu ihm ans Fenster.

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