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In einer kleinen Stad

In einer kleinen Stad

Titel: In einer kleinen Stad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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sie aufzuheben, fast mit dem Kopf gegen die Kante der Vitrine geschlagen.
    »Aber ich muß auch ein bißchen Freizeit haben«, erklärte er Mr. Gaunt.
    »So ist es.«
    »Weil ich wirklich eine Menge buddeln muß.«
    »Natürlich.«
    »Die Zeit ist knapp.«
    »Wie klug von Ihnen, das zu wissen.«
    »Wenn ich aus Boston zurückkomme?«
    »Werden Sie dann nicht müde sein?«
    »Mr. Gaunt, ich kann es mir nicht leisten, müde zu sein.«
    »In dieser Beziehung könnte ich Ihnen vielleicht helfen«, sagte Mr. Gaunt. Sein Grinsen wurde noch breiter, und seine Zähne ragten daraus heraus wie die Zähne eines Totenschädels. »Es könnte sein, daß ich eine kleine Aufmunterung für Sie habe, das will ich damit sagen.«
    »Was?« fragte Ace mit geweiteten Augen. »Was haben Sie gesagt?«
    »Wie bitte?«
    »Nichts«, sagte Ace. »Lassen wir das.«
    «Also gut. – Haben Sie noch die Schlüssel, die ich Ihnen gegeben habe?«
    Ace stellte überrascht fest, daß er den Umschlag mit den Schlüsseln in die Hosentasche gesteckt hatte.
    »Gut.« Mr. Gaunt tippte 1.35 Dollar in die alte Registrierkasse ein, nahm die Fünf-Dollar-Note, die Ace auf den Tresen gelegt hatte, und gab ihm drei Dollar und fünfundsechzig Cents Wechselgeld heraus. Ace nahm es wie ein Mann in einem Traum.
    »Und nun«, sagte Mr. Gaunt, »werde ich Ihnen ein paar Anweisungen erteilen, Ace. Und denken Sie daran, was ich gesagt habe: ich will, daß Sie bis Mitternacht wieder hier sind. Wenn Sie nicht bis Mitternacht wieder hier sind, werde ich traurig sein. Und wenn ich traurig bin, verliere ich manchmal die Beherrschung. Und Sie wären bestimmt nicht gern in der Nähe, wenn das passiert.«
    »Werden Sie dann zum Wilden Mann?« fragte Ace grinsend.
    Mr. Gaunt blickte auf – mit einer Wildheit, die Ace veranlaßte, einen Schritt zurückzuweichen. »Ja«, sagte er. »Genau das tue ich, Ace. Ich werde zum Wilden Mann. Und nun hören Sie gut zu.«
    Ace hörte gut zu.

11
     
    Es war Viertel vor elf, und Alan mache sich gerade bereit, zu Nan’s Luncheonette hinüberzugehen und schnell eine Tasse Kaffee zu trinken, als Sheila Brigham sich meldete. Sonny Jackett auf Apparat eins, sagte sie. Er bestünde darauf, mit Alan zu reden und niemandem sonst.
    Alan nahm den Hörer ab. »Hallo, Sonny – was kann ich für Sie tun?«
    »Nun«, sagte Sonny mit seinem schleppenden Oststaaten-Akzent, »ich möchte nicht noch mehr Ärger auf Ihren Teller packen nach der doppelten Portion, die Sie gestern bekommen haben, Sheriff, aber ich glaube, ein alter Freund von Ihnen ist wieder in der Stadt.«
    »Wer?«
    »Ace Merrill. Ich kann von hier aus seinen Wagen sehen.«
    Das hat mir gerade noch gefehlt! dachte Alan. »Haben Sie ihn selbst gesehen?«
    »Nein, aber der Wagen ist nicht zu übersehen. Kotzgrüner Dodge Challenger. Ich habe ihn schon von weitem gesehen.«
    »Nun, schönen Dank, Sonny.«
    »Gern geschehen. Was meinen Sie, Alan – weshalb ist dieser Typ wieder in Castle Rock aufgetaucht?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Alan, und als er den Hörer auflegte, dachte er: Aber ich täte wahrscheinlich gut daran, es schnell herauszufinden.

12
     
    Neben dem grünen Challenger war ein Platz frei. Alan fuhr mit seinem Streifenwagen Nr. 1 darauf und stieg aus. Er sah, wie Bill Fullerton und Henry Gendron ihn aus dem Barbiersalon heraus mit helläugigem Interesse beobachteten, und hob grüßend die Hand. Henry wies zur anderen Straßenseite. Alan nickte und ging hinüber. An dem einen Tag bringen Wilma Jerzyck und Nettie Cobb sich an einer Straßenecke gegenseitig um, und am nächsten kreuzt Ace Merrill hier auf. Dieser Ort verwandelt sich in den Zirkus von Barnum & Bailey.
    Als er den Gehsteig auf der gegenüberliegenden Straßenseite erreicht hatte, sah er, wie Ace aus dem Schatten der grünen Markise von Needful Things herausschlenderte. Er trug etwas in einer Hand. Anfangs konnte Alan nicht erkennen, was es war. Doch als Ace näher kam, war ihm klar, daß er es durchaus hätte erkennen können; er war nur nicht imstande gewesen, es zu glauben. Ace Merrill war nicht der Typ, den man mit einem Buch in der Hand auf der Straße traf.
    Sie begegneten sich vor der leeren Stelle, an der einst das Emporium Galorium gestanden hatte.
    »Hallo, Ace«, sagte Alan.
    Ace schien nicht im mindesten überrascht, ihn zu stehen. Er holte seine Sonnenbrille aus dem Ausschnitt seines T-Shirts, schüttelte sie einhändig auseinander und setzte sie auf. »Sieh da, Boß – wie geht’s, wie

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