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In einer kleinen Stad

In einer kleinen Stad

Titel: In einer kleinen Stad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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steht’s?«
    »Was tun Sie hier in Castle Rock, Ace?« fragte Alan ruhig.
    Ace blickte mit übertriebenem Interesse zum Himmel empor. Kleine Lichtreflexe tanzten auf den Gläsern seiner Sonnenbrille. »Schöner Tag für eine Spazierfahrt«, sagte er. »Wie im Sommer.«
    »Sehr schön«, pflichtete Alan ihm bei. »Haben Sie einen gültigen Führerschein, Ace?«
    Ace schaute ihn vorwurfsvoll an. »Würde ich fahren, wenn ich keinen hätte? Das wäre gegen das Gesetz, nicht wahr?«
    »Ich finde, das ist keine Antwort.«
    »Ich habe die zweite Fahrprüfung abgelegt, sobald ich aus dem Knast heraus war«, sagte Ace. »Ganz vorschriftsmäßig. Wie steht’s damit, Boß? Ist das eine Antwort?«
    »Vielleicht könnte ich mich selbst überzeugen.« Alan streckte die Hand aus.
    »Ich glaube fast, Sie trauen mir nicht«, sagte Ace. Er sprach mit der gleichen spöttischen Stimme, aber Alan hörte den Zorn darin heraus.
    »Sagen wir einfach, ich komme aus Missouri.«
    Ace nahm das Buch in die linke Hand, um mit der rechten seine Brieftasche aus der Gesäßtasche zu holen, und Alan konnte einen genaueren Blick auf das Buch werfen. Es war Die Schatzinsel von Robert Louis Stevenson.
    Er studierte den Führerschein. Er war unterschrieben und gültig.
    »Die Zulassung ist im Handschuhfach, wenn Sie über die Straße gehen und sie gleichfalls begutachten wollen«, sagte Ace. Jetzt konnte Alan den Zorn in seiner Stimme deutlicher hören. Und auch die alte Arroganz.
    »Ich denken, in diesem Fall werde ich Ihnen trauen, Ace. Und jetzt sagen Sie mir vielleicht, warum Sie wirklich in die Stadt zurückgekommen sind.«
    »Ich bin gekommen, um mir das anzusehen«, sagte Ace und deutete auf die leere Stelle. »Ich weiß nicht, warum, aber so ist es. Wahrscheinlich werden Sie mir nicht glauben, aber es ist die Wahrheit.«
    Seltsamerweise glaubte Alan ihm.
    »Wie ich sehe, haben Sie außerdem ein Buch gekauft.«
    »Ich kann lesen«, sagte Ace, »was Sie wahrscheinlich auch nicht glauben werden.«
    »Nun ja.« Alan hakte die Daumen in seinen Gürtel und musterte Ace. »Sie haben sich die Stelle angesehen, und Sie haben ein Buch gekauft. Und nun werden Sie wieder verschwinden, nehme ich an.«
    »Was ist, wenn ich es nicht tue? Dann würden Sie wahrscheinlich einen Anlaß finden, mich zu verhaften. Gehört das Wort ›Resozialisierung‹ nicht zu Ihrem Vokabular, Sheriff Pangborn?«
    »Doch«, sagte Alan, »aber die Definition lautet nicht Ace Merrill.«
    »Treten Sie mir nicht auf die Hacken, Mann.«
    »Das tue ich nicht. Wenn ich damit anfange, werden Sie es merken.«
    Ace nahme seine Sonnenbrille ab. »Ihr Burschen gebt wohl nie auf, wie? Ihr – gebt – verdammt noch mal – nie auf.«
    Alan sagte nichts.
    Nach einem Moment hatte Ace seine Fassung zurückgewonnen. Er setzte seine Sonnenbrille wieder auf. »Wissen Sie«, sagte er, »ich denke, ich fahre tatsächlich weg. Ich habe eine Menge zu tun.«
    »Das ist gut. Geschäftige Hände sind glückliche Hände.«
    »Aber wenn ich wiederkommen will, dann tue ich es. Haben Sie’s gehört?«
    »Ich habe es gehört, Ace, und ich möchte Ihnen sagen, daß das nicht sonderlich klug von Ihnen wäre. Haben Sie das gehört?«
    »Sie können mir keine Angst machen.«
    »Wenn ich es nicht tue«, sagte Alan, »dann sind Sie noch dümmer, als ich glaubte.«
    Ace musterte Alan einen Moment durch die dunklen Gläser hindurch, dann lachte er. Alan gefiel dieses Lachen nicht – es war ein irgendwie unheimliches Lachen, merkwürdig und unecht. Er stand da und beobachtete, wie Ace in dem Schlendergang eines Gangsters von vorgestern die Straße überquerte, die Tür seines Wagens öffnete und einstieg. Einen Augenblick später dröhnte der Motor auf; Auspuffgase knallten durch die Rohre. Leute blieben auf der Straße stehen und schauten hin.
    Das ist ein nicht zugelassener Auspuff, dachte Alan. Ich könnte ihm einen Strafzettel verpassen.
    Aber was hätte das für einen Sinn? Er hatte Wichtigeres zu tun, und Ace Merrill war ohnehin dabei, die Stadt zu verlassen. Diesmal für immer, hoffte er.
    Er beobachtete, wie der grüne Challenger auf der Main Street vorschriftswidrig wendete und in Richtung Castle Stream und Stadtrand davonfuhr. Dann drehte er sich um und warf einen nachdenklichen Blick über die Straße auf die grüne Markise. Ace war in seine alte Heimat zurückgekehrt und hatte ein Buch gekauft – Die Schatzinsel, um genau zu sein. Er hatte es bei Needful Things gekauft.
    Ich dachte, der Laden wäre

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