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In Einer Zaertlichen Winternacht

In Einer Zaertlichen Winternacht

Titel: In Einer Zaertlichen Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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ihm
telefoniert oder von ihm auch nur eine Karte zu Weihnachten oder zum Geburtstag
bekommen. Sie war nicht einmal sicher, wie er hieß – er verwendete so
viele Pseudonyme.
    »Meg?«
    »Ich
bin noch dran«, sagte sie. »Ich will ihn nicht sehen.«
    »Ich
wusste, ich hätte es dir unter vier Augen sagen sollen.« Eve seufzte. »Aber ich
war so …«
    »Mutter,
hast du gehört, was ich gerade gesagt habe? Ich will meinen Vater nicht sehen.«
    »Er
behauptet, dass er todkrank ist.«
    »Das
tut mir wirklich leid für ihn, aber ich will trotzdem nichts mit ihm zu tun
haben.«
    »Meg
…«
    »Ich
meine es ernst, Mutter. Er hat für mich nie existiert. Was sollte er mir nach
all der Zeit schon zu sagen haben?«
    »Ich
weiß es nicht«, antwortete Eve.
    »Und
wenn er mit mir sprechen will, warum hat er dann dich angerufen?« Kaum
hatte sie es ausgesprochen, wünschte Meg, sie hätte den Mund gehalten.
    »Ich
glaube, er hat Angst.«
    »Aber
vor dir hatte er keine Angst!?«
    »Die
hat er abgelegt, glaube ich«, erwiderte Eve. Über Megs Vater hatte sie bisher
so gut wie gar nicht gesprochen. Jetzt schien es ihr plötzlich sehr wichtig zu
sein, dass ihre Tochter ihn traf. Was war los? »Hör mal, warum kommst du nicht
im Hotel vorbei, und ich mache dir Frühstück. Und dann reden wir.«
    »Mom
…«
    »Blaubeerpfannkuchen
und auf Ahornholz geräucherter Schinken. Das magst du doch am liebsten.«
    »Na
gut«, gab Meg nach, denn sie hatte einen Riesenhunger. »Ich bin in zwanzig
Minuten da.«
    »Gut.«
    Ihre
Mutter klang ziemlich selbstzufrieden, fand Meg. Eve war es gewöhnt, ihren
Willen durchzusetzen – fast dreißig Jahre lang hatten alle nach Eve
McKettricks Pfeife getanzt.
    Wenig
später klopfte Meg an die Tür der Hotelsuite, die ihre Mutter bewohnte.
    Als
die Tür aufging, stand ein hochgewachsener Mann vor ihr, dessen Miene zugleich
unsicher und hoffnungsvoll war. Die Ähnlichkeit zu ihm war nicht zu verkennen.
    »Hallo,
Meg!«, sagte ihr Vater.
    Nachdem
er die Pferde gefüttert hatte, ließ Brad sie auf die Weide und kehrte nicht in
das große einsame Haus zurück, sondern ging zu dem Wäldchen, in dem Big John
begraben lag. Inmitten der alten Gräber, in denen längst verstorbene Mitglieder
der Familien O’Ballivan und Blackstone lagen, sah dessen Grabstein sehr neu
aus.
    Brad
hatte den kleinen Familienfriedhof als Erstes besuchen wollen, als er auf die
Ranch zurückgekehrt war, aber erst jetzt kam er dazu.
    Im
Schatten der Bäume, die bereits das herbstliche Laub abwarfen, wollte er den
Hut abnehmen, doch dann fiel ihm ein, dass er gar keinen trug. Er beugte sich
vor, um die braunen Blätter von der Inschrift zu fegen.
    Höchste
Zeit, dass du dich blicken lässt, hörte er Big John O’Ballivan sagen.
    Brad
lächelte verlegen. Seine Augen brannten, und er musste mehrmals blinzeln. »Ich
bin hier, alter Mann«, erwiderte er heiser. »Und ich bleibe, um mich um die
Mädchen und die Ranch zu kümmern. Das sollte dich glücklich machen.«
    Es
kam keine Antwort von seinem Großvater, nicht mal in seinem Kopf.
    Doch
Brad war nach Reden zumute.
    »Ich
treffe mich wieder mit Meg McKettrick«, erzählte er. »Damals, als wir jung
waren, ist sie von mir schwanger geworden und hat das Baby verloren. Das habe
ich gestern erst erfahren.«
    Wäre
Big John noch am Leben, hätte er ihm jetzt einen Vortrag gehalten. Brad wäre
dankbar dafür gewesen, auch wenn der alte Mann sich ihn gehörig vorgeknöpft
hätte.
    Noch
ein Grund, hierzubleiben und dich ums Geschäft zu kümmern, hätte Big John
gesagt. Und das wäre nur der Anfang gewesen.
    »Du
hast es nie begriffen«, fuhr Brad fort, als hätte sein Großvater tatsächlich
etwas erwidert. »Wir waren kurz davor, die Stone-Creek-Ranch zu verlieren.
Vielleicht wolltest du es nicht einsehen, aber ich musste es. Alles wäre
umsonst gewesen, was Sam und Maddie und die O’Ballivans nach ihnen getan haben,
um die Ranch zu halten.«
    Die
McKettricks hätten ihm geholfen, wenn er sie darum gebeten hätte – Meg
selbst oder ihre Mutter. So streitlustig der Haufen auf der Triple-M-Ranch auch
war, mehr als einmal hatten sie einen Nachbarn vor dem Bankrott bewahrt. Sie
hatten Dutzende kleinerer Farmen und Ranches gerettet, als die
Rindfleischpreise in den Keller fielen. Dennoch schnürte ihm die Vorstellung,
mit dem Hut in der Hand vor ihrer Tür zu stehen, selbst nach so langer Zeit den
Hals zu.
    Obwohl
die Erde hart, nass und kalt war, setzte er sich nieder und starrte durch

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