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In Einer Zaertlichen Winternacht

In Einer Zaertlichen Winternacht

Titel: In Einer Zaertlichen Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Deshalb hat sie dich nie
mitgenommen, wenn sie mich besucht hat.«
    » Besucht ?«
    »Ich
war im Gefängnis. Wegen Unterschlagung.«
    »Bei
McKettrickCo«, folgerte Meg. Insgeheim hatte sie so etwas geahnt.
    »Ja.
Deine Mutter hat dafür gesorgt, dass es keinen Skandal gab. Früher ging das
noch. Ich kam ins Gefängnis, und sie hat ohne mich weitergelebt.«
    »Und
Carly?«
    Sein
Lächeln war matt und traurig. »In der Haft habe ich zur Religion gefunden. Nach
der Entlassung habe ich mir einen Job gesucht, eine Frau kennengelernt und
geheiratet. Carly ist unsere Tochter. Dann, vor drei Jahren, wurde meine Frau
Sarah bei einem Autounfall getötet. Ab da ging es rapide bergab mit mir.
Letzten Monat habe ich erfahren, dass ich nicht mehr lange zu leben habe.«
    Megs
Augen wurden feucht, aber die Tränen galten nicht Ledger, nicht einmal Sarah,
sondern allein Carly. Obwohl sie ganz anders aufgewachsen war, ahnte sie, was
das Mädchen durchgemacht haben musste.
    »Gibt
es keine anderen Angehörigen? Vielleicht könnte Sarahs Familie …«
    Ledger
schüttelte den Kopf. »Sie hatte keine Angehörigen. Deine Mutter hat sich
großzügig bereit erklärt, meine Arztrechnungen zu bezahlen und mir eine
anständige Beerdigung zu verschaffen, aber mir bleiben höchstens noch sechs
Wochen. Und wenn ich weg bin, ist Carly allein.«
    Meg
presste die Fingerspitzen an die Schläfen und atmete tief durch. »Vielleicht
könnte Mom …«
    »Sie
ist zu alt, um eine Zwölfjährige großzuziehen.« Ledger beugte sich vor, stützte
die Arme auf die Knie und ließ die Hände baumeln. »Meg, du schuldest mir
nichts, damit das klar ist. Ich war dir kein Vater und will nicht so tun, als
wäre ich es gewesen, aber Carly ist eben deine Halbschwester und hat sonst
niemanden.«
    Meg
schloss die Augen und versuchte sich das Leben mit einem trauernden,
feindseligen Teenager vorzustellen. So sehr sie sich auch ein Kind wünschte –
auf das hier war sie nicht vorbereitet.
    »Sie
kommt in keine Pflegefamilie«, sagte sie. »Das würde Mutter nicht zulassen.«
    »Dann
in ein Internat«, erwiderte Ledger, »aber Carly würde es dort hassen und
vermutlich weglaufen. Sie braucht ein richtiges Zuhause und Liebe. Jemanden,
der jung genug ist, um ihr durch die Teenagerjahre zu helfen.«
    »Du
hast sie gehört«, entgegnete Meg. »Sie will gar nicht bei mir leben.«
    »Sie
weiß nicht, was sie will, außer dass ich auf wundersame Weise wieder gesund
werde, und das wird nicht passieren. Ich bitte dich nicht, es für mich zu tun, Meg, dazu habe ich kein Recht, aber ich bitte dich, es für Carly zu tun.«
    Unter
ihr schien der Boden zu schwanken. Aus der Küche drangen die Stimmen ihrer
Mutter und Carlys. Worüber unterhalten sich die beiden?
    »Na
gut«, hörte Meg sich antworten.
    Ledger
lächelte erleichtert und voller Dankbarkeit. »Du tust es? Du kümmerst dich um
deine Schwester?«
    Meine
Schwester.
    »Ja«,
antwortete Meg leise. Äußerlich wirkte sie vermutlich ruhig, innerlich zitterte
sie. »Was jetzt?«
    »Ich
gehe ins Krankenhaus, um die Schmerzen zu bekämpfen. Carly wohnt ein paar Tage
bei dir. Wenn … falls ich wieder entlassen werde, bleibt sie noch eine
Weile bei mir.«
    Meg
nickte stumm.
    »Wir
haben unten ein Zimmer.« Mit schmerzverzerrtem Gesicht stemmte Ledger sich
hoch. »Carly und ich lassen dich kurz mit Eve allein.«
    Megs
Vater ging hinaus. Carly folgte ihm, ohne Meg anzusehen.
    Eve
kam aus der Küche.
    »Gute
Arbeit, Mom«, sagte Meg, noch zu erschüttert, um sich zu erheben.
    »Sie
ist ungefähr so alt, wie dein Baby es jetzt wäre«, erwiderte Eve. »Das nennt
man Schicksal.«
    Meg
starrte sie an.
    »Natürlich
weiß ich es.« Eve setzte sich auf die Kante des Ohrensessels. »Ich bin deine
Mutter.«
    Meg
presste die Lippen zusammen.
    Eve
schaute zur Tür hinüber, durch die Ted Ledger und Carly verschwunden waren. »Ich
habe ihn geliebt«, begann sie leise, »aber als er zugab, dass er das Geld
unterschlagen hat, konnte ich ihn nicht vor dem Gefängnis bewahren. Nach seiner
Verurteilung haben wir uns scheiden lassen, und er hat mich gebeten, dir nicht
zu erzählen, wo er war.«
    Meg
brachte noch immer kein Wort heraus.
    »Sie
ist ein hübsches Kind«, fuhr ihre Mutter fort. »In dem Alter hast du genauso
ausgesehen.«
    »Sie
wird viele Probleme haben.«
    »Natürlich.
Sie hat ihre Mutter verloren, und jetzt ist ihr Vater todkrank. Aber sie hat
dich, Meg. Da hat sie Glück, trotz allem.«
    »Ich
habe nicht die leiseste Ahnung, wie man

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