In einer zartlichen Winternacht Hor auf die Stimme deines Herzens
Hits dafür bezahlt hatte, Informationen über seine Mutter zu ermitteln.
„Nein“, antwortete er ehrlich, „das frage ich mich nie.“ Er hatte Della besucht. Auch sie war betrunken gewesen und hatte sich mehr für seine Karriere und sein Geld als für ihn selbst interessiert. Sie hatte nicht einmal nach ihren Töchtern oder ihrem Ehemann gefragt.
Olivia seufzte. „Wahrscheinlich ist sie tot.“
Leben konnte man das, was Della tat, kaum nennen. „Ja, wahrscheinlich.“ Seine Mutter meldete sich nur, wenn sie Geld brauchte. Er überließ es seinem Steuerberater, ihr hin und wieder einen Scheck zu schicken.
„Deshalb will ich nicht heiraten, weißt du“, gestand seine Schwester, „weil ich vielleicht so wie sie werde. Vielleicht steige ich einfach in einen Bus und verschwinde.“
Wie ich es gemacht habe, dachte Brad. War er Della ähnlicher, als er zugeben wollte?
„Das würdest du nie tun!“, sagte er.
„Früher habe ich davon geträumt, dass sie nach Hause kommt“, fuhr Olivia traurig fort, „und mich als Maria beim Krippenspiel in der Kirche sieht.“
Brad legte den Arm um seine Schwester und fühlte, wie ihre Schultern zitterten.
„Ich erinnere mich genau an sie, Brad. Sie war hübsch, hat nach Flieder geduftet und gesungen, wenn sie die Wäsche aufhängte. Sie hat mir Geschichten vorgelesen. Und dann war sie … einfach weg. Ich habe es nie verstanden. Ich dachte immer, dass
ich
etwas falsch gemacht haben muss …“
„Der Fehler lag bei
ihr
, Livie, nicht bei
dir
.“
„Man weiß nie, wann er sich zeigt. Mom hat wahrscheinlich nicht damit gerechnet, dass sie uns mal verlassen würde.“
Brad wusste, dass das nicht stimmte, aber er konnte nicht widersprechen, ohne zu viel preiszugeben. Die Della, die er kannte, schwankte zwischen Depression und Euphorie und ertrug ihre Stimmungsschwankungen nur mit Alkohol. Dass sie es so lange auf der Stone-Creek-Ranch ausgehalten hatte, war ein Wunder. Jemand wie sie brauchte die Anonymität der Großstadt und Bars, in denen sie unerkannt einen Gin – mit möglichst wenig Tonic – nach dem anderen trinken konnte.
Olivia stand auf und klopfte sich die Jeans ab. „Ich muss weiter. Die Iversons haben einen Stall voll kranker Kühe.“
Brad ging mit ihr zum Wagen. „Etwas Ernstes? Die Kühe, meine ich.“
„Ein Fieber, möglicherweise ansteckend.“
Sie seufzte schwer, und nicht zum ersten Mal wünschte er, sie hätte sich einen weniger anstrengenden Beruf ausgesucht. Er wartete, bis sie ins Auto gestiegen war, kletterte in seinen Truck und folgte ihr zur Ranch.
Vor dem Haus stand eine schwarze Stretchlimousine mit laufendem Motor.
Phil.
Brad ignorierte den Besucher. Er hob den Hund von Olivias Rücksitz und trug das Tier in die Küche. Sie stellte den Korb in eine sonnige Ecke, und Brad legte Willie vorsichtig hinein.
„Wer sitzt in dem großen Wagen?“, fragte sie.
„Phil Meadowbrook.“
„Dein Manager?“ Ihr Blick war misstrauisch. Vermutlich befürchtete sie, dass Phil ihm ein unwiderstehliches Angebot machen und er gleich wieder gehen würde.
„Ehemaliger
Manager“, verbesserte Brad.
Willie sah mit großen vertrauensvollen Augen zu ihm hoch.
„Wir brauchen dich hier, Brad“, sagte Olivia, und er wusste, wie schwer es ihr fiel, dies zuzugeben. „Nicht nur die Zwillinge und ich, auch alle anderen. Wenn die Iversons ihr Vieh verlieren, sind sie am Ende. Sie stecken schon jetzt bis zum Hals in Schulden. Im letzten Jahr hatte Mrs Iverson Brustkrebs und musste operiert werden – und die Familie ist nicht versichert.“
Brad biss die Zähne zusammen. „Ich schreibe einen Scheck für sie aus.“
Olivia legte ihm eine Hand auf den Arm. „Nein!“, entgegnete sie so heftig, dass er unwillkürlich zurückwich. „Sie wollen keine Almosen. Es sind gute, anständige Leute, Brad.“
„Was soll ich dann tun?“, fragte er, während draußen eine Wagentür geschlossen wurde.
„Gib ein Benefizkonzert“, schlug sie vor. „In dieser Gegend gibt es ein halbes Dutzend Familien in ähnlicher Situation. Spende die Einnahmen.“
Brad runzelte die Stirn. „Seit wann brütest du diesen Plan denn aus?“
Sie lächelte. „Seit du nach dem Hurrikan Katrina all das Geld für die herrenlosen Tiere gesammelt hast.“
Es klopfte an der Hintertür.
Phil drückte seine dicke Nase an der Scheibe platt.
„Ich muss los“, sagte Olivia und streichelte Willie zum Abschied, bevor sie nach vorn eilte.
„Kann ich hereinkommen?“, bat Phil
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