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In goldenen Ketten

In goldenen Ketten

Titel: In goldenen Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Lageraufseher dafür, daß er den
Mund hielt, aber das kostete ihn fast den gesamten Gewinn, den er bei der Sache
herausgeholt hatte.«
    »Dieser Lageraufseher«, sagte
ich vorsichtig, »war nicht zufällig ein Mann namens Stanley Jacoby, oder?«
    »Nein.« Ihre Stimme klang ganz
sicher. »Es war ein häßliches kleines Frettchen von
einem Mann, mit einer großen, langen Nase! Ich habe Harvey Goodacre vom ersten Augenblick an nicht leiden können!«
    Ich fuhr langsam, denn es hatte
keinen Sinn, im Sanatorium einzutreffen, bevor Dedini zurückgekehrt war; und außerdem hoffte ich, daß Carmen Colenso mir noch ein paar weitere interessante Details erzählen würde. Sie schwieg so
lange, daß ich schon dachte, sie sei eingeschlafen, aber dann sprach sie
weiter. Nur klang ihre Stimme jetzt verschwommen, und manchmal redete sie
unzusammenhängend, so daß ich mich anstrengen mußte, um den Kernpunkt dessen,
was sie sagte, zu verstehen.
    »Ich bin keine Heilige«,
murmelte sie. »Das gebe ich zu; aber der einzige Grund, weshalb ich mit Blaise
Howard ins Bett ging, war der, daß ich nicht genügend Energie aufbrachte, ihn abzuweisen,
obwohl Tyler mir das nie glauben würde. Ich glaube, ich habe mit — ach, wie
vielen Männern in meinem Leben geschlafen? Ich kann sie überhaupt nicht mehr
zählen, nachdem ich mit Ross in diese Slumgegend in Venice gezogen war und er mir das LSD gab. Die meiste Zeit über konnte ich den
Unterschied zwischen Realität und Phantasie gar nicht mehr erkennen. Aber eines
habe ich nie getan — ich habe nie meinen Körper verkauft, so wie sie!« Sie
schnaubte entrüstet. »Es ist etwas so Unweibliches — ja einfach Degradierendes
daran, wenn man sein eigenes Fleisch um zwei Dollar pro Pfund verhökert. Wir
hatten einen regelrechten Kampf, als sie das erstemal versuchte, mich zu überreden, dasselbe zu tun wie sie. Leicht verdientes Geld,
sagte sie. Es ist die dreckigste Art, Geld zu verdienen, von der ich je gehört
hatte. Ich sagte ihr das, und ich sagte auch, an ihrer Stelle könnte ich es
nicht aushalten, mein eigenes Bild im Spiegel anzusehen. Eine Hure aus
grimmiger Notwendigkeit sei eine andere Sache, aber die Art Hure, die sie sei —
aus Faulheit und sexueller Gier — , stünde moralisch weit darunter.«
    »Und was sagte sie darauf?«
bohrte ich nach.
    »Sie kratzte mir mit den
Fingernägeln am Gesicht herunter, und das tat so weh, daß ich die Schere packte
und — und — nein! Das war ein anderes Mal, ich kann mich nicht mehr erinnern,
aber man hat mir davon erzählt — glaube ich.«
    »Das war vermutlich das Ende
einer schönen Freundschaft?«
    »Sie sprach von da an nie mehr
mit mir — außer in der einen Nacht. Wie sie es da genossen haben muß, mir die
Injektionsnadel in den Arm zu stechen, als ich völlig hilflos war.«
    »Was für eine reizende
Freundin«, pflichtete ich bei. »Wie hieß sie denn?«
    »Die Blonde«, murmelte sie.
»Die, die mich aus dem Weg haben wollte, damit sie Ray für sich allein haben
konnte.«
    »Sind Sie da sicher?« murmelte
ich.
    »Natürlich bin ich sicher!«
Ihre Stimme klang ein bißchen schärfer. »Ich kann einen Namen vergessen, aber
nie ein Gesicht. Sie war nach wie vor die Zweihundertdollar-Nutte, die sie immer
gewesen ist.«
    Dann döste sie ein, und ich
weckte sie erst auf, als wir noch einen Kilometer weit vom Tor des Sanatoriums
entfernt waren. »Manchmal muß ich in mich hineinlachen, wenn ich ihm erzähle,
wie gut mein Bruder Ray ist! Dann sieht er so verlegen drein und scharrt mit
den Füßen, als ob er das nicht hören wollte. Aber er ist es doch immer, der mir
sagt, ich solle über alles reden. Er ist derjenige, der wissen möchte, was ich
denke. Mir ist es, weiß der Himmel, egal, was in seinem häßlichen Kahlkopf
vorgeht.«
    »Sie meinen Dr. Shoemaker?«
sagte ich.
    »Mein Bruder bildet sich ein,
die Sonne schiene aus seinen Augen«, sagte sie finster. »Aber manchmal frage
ich mich, ob dieser Gerry Shoemaker von Ray ebensoviel hält! Ich habe das merkwürdige Gefühl, daß er die ganze Zeit über etwas vor mir
verheimlicht. Und es ist ihm unangenehm, daß er mir nicht sagt, was es ist, und
deshalb ist er immer so verlegen.«
    »Wir sind da«, sagte ich,
während ich vor dem Tor des Sanatoriums hielt. »Es wird eine kleine Weile dauern,
bis ich die Leute dort drinnen auf Sie vorbereitet habe.«
    »Sie sind so freundlich zu mir
gewesen«, sagte sie, »und ich weiß nicht einmal Ihren Namen?«
    »Rick Holman «,
sagte ich.
    »Ich

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