Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In goldenen Ketten

In goldenen Ketten

Titel: In goldenen Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
Haustür unverschlossen und halten
Sie Ihre dringende Verabredung ein, Holman .« Seine
Stimme nahm plötzlich erheblich an Phonstärke zu. »Noch was — sind Sie noch da, Holman ?«
    »Ja«, krächzte ich. »Aber ich
weiß nicht, ob mein Trommelfell nicht geplatzt ist.«
    »Ist sie zuverlässig an Händen
und Füßen gefesselt? Ich mache Sie persönlich verantwortlich, wenn sie sich
selbst irgendwo an ihrem schönen Körper Schaden zufügt!«
    »Sie ist verschnürt wie ein
Wertpaket«, versicherte ich ihm. »Da ist noch eine Kleinigkeit—«
    »Was?« bellte er.
    »Während meiner Bemühungen, sie
aus dem Pool zu fischen, ist ihre gesamte Kleidung zerrissen«, sagte ich.
    »Soll das heißen«, gurgelte er,
»daß sie splitterfasernackt an Händen und Füßen gefesselt auf Ihrer Couch
liegt?«
    »Bäuchlings«, sagte ich
bereitwillig.
    »Ich werde Kleidung für sie
mitbringen«, sagte er mit zitternder Stimme. »Wenn ich es mir recht überlege,
werde ich den Krankenwagen selbst fahren. Ich möchte nicht, daß Schwester
Dempseys guter Name durch den Schmutz gezogen wird.«
    »Iris«, sagte ich.
    »Iris!« wiederholte er träumerisch.
    Ich legte sachte auf und sah,
daß in Iris Dempseys hellblauen Augen ein nachdenklicher Ausdruck lag. » Dedini ?« sagte sie langsam. »Und verheiratet ist er auch
nicht!«
    »Und er leidet an einer
ausgewachsenen sexuellen Repression«, fügte ich hinzu. »Wenn Sie es zuwege
bringen, Ihr Hinterteil gegen seine Finger zu stoßen, während er Ihre
Handgelenke losbindet, fühlt er sich verpflichtet, Ihnen einen Heiratsantrag zu
machen.«
    »Dieses Sanatorium muß ein
kleines Vermögen abwerfen.« Dann kehrte wieder Zweifel in ihren Blick zurück.
»Warum tun Sie das für mich, Holman ?«
    »Weil Sie ein habgieriges Aas
sind, das gut daran tut, in der mit vier Wagen und sechs Fernsehanlagen
verzierten Residenz bürgerlichen Verfalls, die Dedini bereitstellen wird, die anbetende — und treue — Ehefrau zu spielen«, sagte ich.
    »Sie zeigen mich nicht an, weil
ich der Colenso bei der Flucht geholfen habe?«
    »Wenn Sie’s nicht gewesen
wären, dann wäre es jemand anderer gewesen«, brummte ich. »Aber wenn Sie Tyler Warren
anrufen und ihn aufklären, nachdem Dedini hierhergekommen ist, dann verspreche ich Ihnen, daß ich noch heute nacht ins Sanatorium einbreche und Sie in der
nächsten Badewanne ertränke.«
    »Das werde ich nicht tun!« Sie
rollte ekstatisch die Augen. »Ich weiß nicht, wie ich Ihnen je danken soll,
Rick. Sie haben mir plötzlich die Aussicht auf ein völlig neues Leben eröffnet
und —«, erneut trat der abschätzende Blick in ihre Augen, »-warten Sie einen
Augenblick! Stimmt das mit Ihrer dringenden Verabredung?«
    »Klar.« Ich nickte. »Warum?«
    »Ich dachte nur gerade, es wäre
vielleicht, bevor Dedini kommt, noch Zeit für mich,
Ihnen auf praktische Weise meine Dankbarkeit zu beweisen — gleich hier auf der
Couch.« Sie seufzte wehmütig. »Das wäre noch einmal ein letztes Vergnügen,
bevor ich mich der immerwährenden Treue zuwende.«
    »Sie haben wirklich den
perversesten Charakter, der mir je zu meinem Unglück im Leben begegnet ist,
Iris Dempsey«, sagte ich im Ton der Bewunderung.
    »So pervers ist er gar nicht.«
Sie kicherte plötzlich. »Obwohl ich zugeben muß, daß mir tatsächlich der
Gedanke gekommen ist, es könnte reizvoll und aufregend sein, wenn Sie dabei
meine Handgelenke und Knöchel gefesselt ließen?«
     
     
     

ZEHNTES KAPITEL
     
    D ie Hütte war tatsächlich an der
von Iris Dempsey angegebenen Stelle, und die Sonne glitt soeben über den Rand
der Schlucht, als ich dorthin gelangte. Meine Schritte klangen plötzlich sehr
laut, als sie die Stille der einsamen, tiefblauen Welt durchbrachen, in der
sich die Silhouette des Hüttendachs wie ein einsamer Wachtposten auf einem
fremden Planeten gegen den Himmel abzeichnete. Meiner Ansicht nach war die
Wahrscheinlichkeit nicht groß, daß ich hier oben in den Bergen auf den lebenden
Leichnam von Venice stoßen würde; aber ich hatte mich
auf fast lebensgefährliche Weise schon ein paarmal zuvor geirrt, und so zog ich
die Achtunddreißiger aus dem Gürtelholster und hielt
sie fest in der Rechten, während ich mich der Tür näherte.
    Ein Vorhängeschloß hing am Riegel, und die Haspe war vor kurzem geölt worden. Ich zerschoß das Schloß. Der Knall schien endlos an den
Bergspitzen und in den Schluchten widerzuhallen. Dann stieß ich die Tür mit dem
Fuß auf. Der mit Balken getäfelte,

Weitere Kostenlose Bücher