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In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05

Titel: In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Beifahrertür trug er ein Wappen, dessen Über- und Unterschrift dank des hellen Sonnenscheins und der zweifachen Spiegelung gut zu lesen war. Oben stand City Police , in der Mitte kam ein prächtiges Stadtwappen, und darunter stand Lubbock, Texas . Alle vier Männer waren in Uniform. Sie trugen breite Gürtel mit Revolvern, Handfunkgeräten, Schlagstöcken und Handschellen. Drei der Männer hatte er noch nie gesehen, aber den vierten Kerl kannte er. Dieser vierte Kerl war ein bulliger Schwergewichtler mit einer blondierten Gelfrisur über seinem fleischigen roten Gesicht. An diesem Morgen war dieses Gesicht teilweise durch eine glänzende Aluminiumschiene verdeckt, die man mit Heftpflaster über seiner zertrümmerten Nase befestigt hatte. Sein gebrochener rechter Zeigefinger war ähnlich geschient und verbunden.
    Am Abend zuvor hatte der Typ noch keine dieser Verletzungen gehabt – und Reacher hatte nicht geahnt, dass er ein Cop war, weil er einfach wie irgendein Idiot in einer Bar aussah. Reacher war dorthin gegangen, weil er gehört hatte, die Musik sei gut, aber das war sie nicht, deshalb hatte er sich allmählich immer weiter von der Band abgesetzt und war schließlich auf einem Barhocker gelandet, von dem aus er in einem hoch an der Wand montierten Fernseher ESPN ohne Ton sehen konnte. Die Kneipe war übervoll und laut, und er
war zwischen einer Frau rechts und einem Schwergewichtler mit blondierter Gelfrisur links von ihm eingeklemmt. Als die Sportsendung ihn zu langweilen begann, drehte er sich um und wollte sich die anderen Gäste ansehen. Er bemerkte, wie der Kerl neben ihm fraß. Er trug ein ärmelloses weißes T-Shirt und aß Hähnchenflügel vom Grill. Die Flügel waren fettig, und der Typ war ein Schwein. Hühnerfett lief ihm übers Kinn und tropfte ihm von den Fingern aufs Hemd. Zwischen seinen Brustmuskeln hatte sich ein dunkler, tropfenförmiger Klecks gebildet, der sich allmählich zu einem eindrucksvollen Fleck ausweitete. Der Kerl ertappte Reacher dabei, wie er diesen Fettfleck anstarrte.
    »Was glotzt du so?«, fragte er.
    Das sagte er halblaut und aggressiv, aber Reacher ignorierte ihn.
    »Was glotzt du so?«, wiederholte der Kerl.
    Wie Reacher aus Erfahrung wusste, passierte unter Umständen nichts, wenn jemand das nur einmal sagte. Sagte er’s jedoch zweimal, waren Scherereien zu erwarten. Das grundlegende Problem dabei ist, dass der andere die ausbleibende Antwort als Beweis seiner eigenen Überlegenheit sieht. Andererseits würde er gar nicht zulassen, dass man ihm eine Antwort gab.
    »Glotzt du mich an?«, fragte der Kerl.
    »Nein«, antwortete Reacher.
    »Glotz mich bloß nicht an, Junge«, drohte der Kerl.
    Als Reacher ihn Junge sagen hörte, vermutete er, der andere sei Vorarbeiter in einem Sägewerk oder auf einer Baumwollplantage. Bei irgendeinem hiesigen Unternehmen, in dem Muskelkraft gebraucht wurde. In irgendeinem herkömmlichen Beruf, der vielleicht schon seit Generationen vererbt wurde. An das Wort Cop dachte er jedenfalls überhaupt nicht. Andererseits war er in Texas noch ziemlich neu.
    »Glotz mich nicht an!«, wiederholte der Kerl.

    Reacher drehte den Kopf zur Seite und sah ihn an. Nicht um den Kerl gegen sich aufzubringen, nur um ihn einzuschätzen. Das Leben ist immer wieder für Überraschungen gut, deshalb wusste er, dass er eines Tages einem Mann gegenüberstehen würde, der ihm körperlich gewachsen war. Jemandem, der ihm Sorgen bereiten würde. Aber als er sich den Typ genauer ansah, merkte er, dass dieser Tag noch nicht gekommen war. Deshalb lächelte er nur und wandte seinen Blick ab.
    Dann stieß der Kerl ihn mit dem Zeigefinger an.
    »Du sollst mich nicht anglotzen«, sagte er und stieß ihn erneut mit dem Finger an.
    Sein dicker Zeigefinger war fettig. Er hinterließ einen deutlichen Fleck auf Reachers Hemd.
    »Lass das«, sagte Reacher.
    Der Kerl stieß ihn noch einmal an.
    »Warum?«, fragte er. »Was passiert sonst?«
    Reacher sah an sich herab. Auf seinem Hemd waren jetzt zwei Fettflecken. Der Kerl stieß ihn erneut an. Drei Stöße, drei Flecken. Reacher biss die Zähne zusammen. Was waren schon drei Fettflecken auf einem Hemd? Er begann langsam bis zehn zu zählen. Er war erst bei acht angelangt, als der Kerl ihn nochmals anstieß.
    »Bist du taub?«, fragte Reacher. »Du sollst das lassen, hab ich gesagt.«
    »Willst du’nen Aufstand machen, oder was?«
    »Nein«, sagte Reacher, »eigentlich nicht. Ich will nur, dass du damit aufhörst.«
    Der Kerl

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