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In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05

Titel: In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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grinste. »Dann bist du ein feiges Stück Scheiße.«
    »Meinetwegen«, sagte Reacher. »Lass bloß deine Hände von mir.«
    »Was passiert sonst? Was willst du dagegen machen?«
    Reacher zählte langsam weiter. Acht. Neun .
    »Willst du mit mir rauskommen?«, fragte der Kerl.

    Zehn .
    »Fass mich noch mal an, dann weißt du’s«, sagte Reacher. »Ich hab dich viermal gewarnt.«
    Der Kerl zögerte eine Sekunde. Dann machte er natürlich weiter. Reacher fing seinen Zeigefinger in der Luft ab und brach ihn am ersten Gelenk. Bog ihn einfach nach oben um, als betätige er eine Türklinke. Und weil er wütend war, beugte er sich nach vorn und rammte dem Kerl seine Stirn ins Gesicht. Das war eine flüssige, genau berechnete Bewegung, die er aber auf ungefähr die Hälfte der möglichen Wucht abschwächte. Es war nicht nötig, den Mann wegen vier Fettflecken auf einem Hemd in ein Koma zu versetzen. Reacher trat einen Schritt zur Seite, damit der Kerl Platz hatte, zu Boden zu gehen, und stieß dabei versehentlich die Frau rechts von ihm an.
    »Entschuldigung, Ma’am«, sagte er.
    Die Frau nickte vage; sie war durch den Krach leicht verwirrt, konzentrierte sich auf ihren Drink, hatte nicht mitbekommen, was neben ihr passierte. Der große Kerl polterte auf den Fußboden, ohne einen Laut von sich zu geben, und Reacher benutzte seine rechte Stiefelsohle, um ihn auf die Seite zu wälzen. Dann schob er die Zehenkappe unter das Kinn des Schwergewichtlers und drückte es leicht nach oben, damit die Luftröhre frei blieb. Stabile Seitenlage, so nannten es die Rettungssanitäter. Sie verhinderte, dass man in der Bewusstlosigkeit erstickte.
    Reacher zahlte seine Drinks, ging ins Motel zurück und dachte überhaupt nicht mehr an den Kerl, bis er ihn morgens bei einem zufälligen Blick in den Rasierspiegel draußen als Cop herumlaufen sah. Dann dachte er angestrengt und so schnell er nur konnte nach.
    Die erste Sekunde verbrachte er damit, über Spiegelungen zu sinnieren und sich zu fragen: Wenn ich ihn sehe, kann er mich dann auch sehen? Die Antwort lautete: Klar kann er
das. Wenn er in die richtige Richtung schaute, was er vorläufig nicht tat. In der nächsten Sekunde war Reacher auf sich selbst wütend. Er hätte die Anzeichen richtig einordnen müssen. Sie waren unverkennbar gewesen. Wer hätte sich mit einem Kerl seiner Statur angelegt – außer jemand, der sich seiner Macht, seiner vermeintlichen Unverwundbarkeit sicher war? Das hätte er merken müssen.
    Was tun? Der Kerl war ein Cop in seinem eigenen Revier. Und Reacher war wegen seiner Größe ein leicht auszumachendes Ziel. Außerdem hatte er noch immer vier Fettflecken am Hemd und auf der Stirn eine frische Beule. Wahrscheinlich gab es Gerichtsmediziner, die nachweisen konnten, dass ihre Form dem Nasenbein des Kerls entsprach.
    Was tun? Ein wütender Cop auf einem Rachefeldzug konnte Ärger bereiten. Großen Ärger. Erst eine spektakulär öffentliche Verhaftung, vielleicht mit ein paar Schüssen in die Luft, anschließend garantiert Spiel und Spaß in einer abgelegenen Zelle auf dem Polizeirevier, wobei man sich nicht gegen die vier Typen wehren durfte, wenn man seine juristische Lage nicht verschlimmern wollte. Dann alle möglichen schwierigen Fragen, weil Reacher gewohnheitsmäßig ohne Papiere und Gepäck außer einer Zahnbürste und ein paar tausend Dollar in der Hosentasche reiste. Also würde er als verdächtig gelten und beschuldigt werden, einen Polizeibeamten tätlich angegriffen zu haben. In Texas war das vermutlich ein Kapitalverbrechen. Alle möglichen Augenzeugen würden sich melden, um zu beschwören, sein heimtückischer Angriff sei völlig grundlos erfolgt. Im schlimmsten Fall konnte ihm das sieben bis zehn Jahre Knast einbringen. Was auf seiner Wunschliste definitiv nicht ganz oben stand.
    Also war in diesem Fall Vorsicht, nicht Mut angesagt. Reacher steckte seine Zahnbürste ein, ging durchs Zimmer und öffnete das Fenster. Hakte das Fliegenschutzgitter aus und stellte es draußen auf den Boden. Kletterte ins Freie, schloss
das Fenster, stellte das Gitter in den Fensterrahmen zurück und ging über ein unbebautes Grundstück zur nächsten Straße. Wandte sich nach rechts und ging weiter, bis er hinter einem niedrigen Gebäude in Deckung war. Er sah sich nach Bussen um. Hier gab es keine. Er hielt Ausschau nach Taxis. Wieder Fehlanzeige. Also hielt er den Daumen hoch. Seiner Schätzung nach hatte er zehn Minuten Zeit, eine Mitfahrgelegenheit zu finden,

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