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In Liebe, dein Mörder: Thriller (German Edition)

In Liebe, dein Mörder: Thriller (German Edition)

Titel: In Liebe, dein Mörder: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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hatte erwiesen, dass allen Opfern Anästhetika beigebracht worden waren. Es handelte sich um Muskelrelaxanzien und Schlafmittel, die eine mittlere Sedierung hervorriefen, bei der das Opfer also, im Vergleich zur sogenannten Vollnarkose, selbstständig atmen konnte und durch ihm beigefügte Schmerzen erwachte.
    Bei allen Opfer wurden Hebespuren festgestellt, außerdem winzige Sitzödeme und Abriebe von Gafferband, mit dem es fixiert worden sein musste. Somit stand fest, dass eine Vorrichtung benutzt worden war, mit der die Opfer auf den Pfahl gehievt worden waren. Mit größter Wahrscheinlichkeit handelte es sich um zwei Greifklauen wie man sie bei einem Gabelstapler fand, vermutlich kürzer, was jedoch nicht sicher war. In der Gesäßspalte eines Opfers war ein Glassplitter gefunden worden.
    Bisher war diese Spur ins Leere gelaufen. Die Firmen, die mit diesem Material arbeiteten, waren auf den Kopf gestellt worden. In keinem der drei Unternehmen erinnerte sich jemand konkret an einen Glasbruch, da dies viel zu oft vorkam. Überall wurden Prototypen hergestellt. Alle Personen, die infrage kamen, waren gründlich überprüft worden. Es war, als verschließe sich die Tür automatisch, sobald man auch nur einen Finger in den dunklen Raum streckte.
    Warum also die Entsorgung in Flüsse? Spielte der Täter mit der Polizei? Und falls ja, warum?
    Wie war der Töter an die Schlafmittel gelangt? Entweder verfügte er über solide Kontakte, oder es handelte sich um einen Arzt oder Krankenpfleger. Es gab in Berlin mehr als fünfzig Krankenhäuser. Eine Spur, die ins Nichts führte.
    Wo lag das Tatmotiv des Täters? Wie sah das Täterprofil aus? Psychologen sagten dies und das, doch alles waren bloße Annahmen. Von Analfixierung bis zu Traumabewältigung war die Rede, verbunden mit Schizophrenie und einer, besonders überdurchschnittlich intelligenten Menschen eigenen Soziopathie. Ein Mensch ohne Mitgefühl, der nicht zur Liebe fähig war.
    Es gab keine Verbindung zwischen den Opfern. Sie schienen zufällig ausgesucht worden zu sein. Lediglich eine Verbindung gab es, und die wies auf das letzte Opfer hin und wirkte so weit hergeholt, wie ein Einbrocken aus der Arktis.
    Obwohl Will sich innerlich dagegen sträubte, würde er dieser Spur nachgehen. Noch heute Abend. Doch zuvor würde er sich bewegen. Den Kreislauf anregen. Die Lust auf Alkohol bekämpfen.

9
     
    Ice  entwickelte einen neuen Logarithmus. Was mit Centbeträgen funktionierte, verhieß auch mit einem Euro Erfolg. Eine schöne, runde Summe. Wer rechnete seine Onlinebelege oder Papierauszüge schon so genau nach, um das Fehlen eines einzigen Euros festzustellen? Und falls dies doch geschah, würde sich niemand weiter darum kümmern. Fast jeder hatte Abbuchungen auf seinen Konten, die meisten von Versandhäusern und Onlinehändlern. Der Logarithmus war dazu gedacht, eben jene Abbuchungen zu finden, und der Rest war Spielerei.
    Ice rechnete sich aus, vorerst täglich fünftausend Konten, verteilt über die ganze Republik, zu belasten. Das Risiko war dadurch gering, und bis es zum großen Knall kam – der kam immer! – würde er Hundertausende Euro abgezogen haben, vielleicht sogar mehr.
    Er amüsierte sich bei dem Gedanken, dass Banken ihren Kunden die absolute Kontosicherheit vorgaukelten. Selbstverständlich waren Konten sicher. Ein Eingriff, der bemerkt wurde, würde sofort zu einer wilden Jagd auf den Täter führen, doch dafür war Ice zu klug.
    Als er noch Markus Siebert genannt wurde, hatte er stets im Schatten seines übermächtigen, erfolgreichen Bruders gestanden. Seine Eltern hatten all ihre Kraft und ihr Geld aufgebracht, um Ernst den Weg zu ebnen. Dass ihr zweiter Sohn, adoptiert, wie manche sich ein Kätzchen kaufen, um sich die Einsamkeit zu vertreiben, erheblich intelligenter und zielgerichteter war, bekamen sie nicht mit, oder wollten es nicht. Während Ernst Karriere machte und alles aus dem Weg räumte, was ihn hinderte, wuchs Markus zu einem einsamen Jungen heran, den man später einen Nerd nennen sollte.
    Nun war Ernst tot. Gepfählt. Gab es einen schlimmeren Tod? Hatte Ernst das verdient?
    Dafür interessierte Markus Siebert sich nicht. Er verlor keinen Gedanken an die grauenvollen Umstände. Ernst war tot, und das war gut so. Endlich war das Ekelpaket aus seinem Leben verschwunden, und der Alleinerbe des umfangreichen Aktienpaketes seiner Eltern stand fest. Beide waren über siebzig und würden es bestenfalls noch zehn Jahre machen, wenn

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