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In Liebe, dein Mörder: Thriller (German Edition)

In Liebe, dein Mörder: Thriller (German Edition)

Titel: In Liebe, dein Mörder: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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der Wein hatte ihre Zunge gelockert. Sie war betrunken. »Sie sagt, du hättest sie in dem Bewusstsein nach Hause geschickt, sie könne Recht haben.«
    »Sie hat viel Phantasie.«
    »Du hättest sie gefragt, ob sie im Fall, du wärest der Mörder, die Polizei informieren würde.«
    »Sagte sie das?«
    »Ja, das ta t sie, Vincent.«
    Der schöne Mann lächelte, ging zur geöffneten Verandatür, trat hinaus und warf die Kippe über die Brüstung. Unter ihnen leuchteten die Lichter von Berlin. Es war schön hier oben, grün bewachsen, mit Korbmöbeln und viel Platz. Kein Penthouse der Spitzenklasse, dennoch annehmbar.
    »Vincent.« Lisa war hinter ihn getreten. »Du schuldest mir noch eine Antwort.«
    »Ja, ich habe sie das gefragt. Und sie sagte, sie würde die Polizei rufen. Sie sagte, wäre ich der Mörder, hätte ich Menschen getötet und mein nächstes Opfer könntest du sein, ihre Mutter. Das Risiko würde sie nicht eingehen.«
    Lisa lächelte. Ein Gefühl der Liebe zu Eva wärmte sie. Ihre Tochter wollte sie beschützen. Viel Arbeit für einen Therapeuten, den sie Eva schon viel früher hätte suchen müssen. Sie hatte ihre Mutterpflichten vernachlässigt, liebe Güte.
    »Es würde ihr schwerfallen, sagte sie«, fügte Vincent hinzu. »Sie würde dein Glück, unser Glück, nur ungerne zerstören.«
    »Warum hast du das getan, V incent? Warum lässt du sie in dem Glauben, du könntest ein schrecklicher Mensch sein? Damit machst du ihr Angst und verunsicherst sie noch mehr.«
    Er warf sich in einen der vier Korbsessel. Der milde Nachtwind spielte mit seinem Haar. »Um sie zu disziplinieren.«
    »Ich begreife, dass du wütend warst, aber so solltest du mit einem Kind nicht umgehen. Nicht mit einem Kind, das so viel durchgemacht hat.«
    Er lachte hart.
    »Warum hast du ihr nicht deinen Keller gezeigt?«
    Er lachte erneut. »Du macht einen Scherz, oder? Sollte ich mich wirklich auf dieses wahnsinnige Niveau begeben?«
    »Was wäre, wenn ich die Polizei rufe, damit sie dein Haus durchsucht?« Am liebsten hätte sie sich auf die Zunge gebissen. Zweieinhalb Flaschen Wein, liebe Güte, sie hatte sich gehen lassen. Was redete sie da?
    »Dann würde ich dich in eine geschlossene Klinik einliefern lassen.« Seine Stimme klang unvermittelt kalt.
    »Was wäre, wenn ich mit Eva zur Polizei gehe und denen alles sage, damit das Kind endlich seinen inneren Frieden findet?«
    »Dann würde ich annehmen, du liebst mich nicht mehr, du hast dein Vertrauen zu mir verloren.«
    Sie hielt sich an der Rückenlehne eines Sessels fest. Alles um sie drehte sich, dann war es wieder gut. Im Hintergrund schimmerten Lichter, der Wind roch nach Frische, die immergrünen Pflanzen bekamen Knospen. »Begreifst du nicht? Nur du kannst sie von dieser fixen Idee befreien. Zwar sagt sie, alles sei wieder gut, aber ich kenne mein Mädchen. Morgen oder übermorgen wird sie derselbe Gedanke beschäftigen, und dann noch intensiver als bisher.«
    »Was soll ich also tun?«
    »Zeige ihr gleich morgen deinen Keller.«
    »Schwachsinn!« Er sprang auf und lief zur Brüstung, unter der es zwölf Stockwerke in die Tiefe ging.
    »Lieber Vincent, du hörst dich an, als hättest du etwas zu verbergen.«
    »Sag mal, drehst du durch? Hat dir der Alkohol den Verstand geraubt?«
    »Ja, ich weiß. Ich habe heute zu viel getrunken. Wer will mir das verdenken? Wenn ich so etwas auf dem Computer des eigenen Kindes entdecke.«
    »Ja, ja! Ein Grund fürs Saufen findet sich immer.«
    »Warum redest du so mit mir? Lieber guter Vincent ... ich bitte dich doch nur um einen kleinen Gefallen. Du bist erwachsen und müsstest darüber lachen. Du hast ihr doch auch deinen Goldkoffer gezeigt. Was ist jetzt plötzlich anders? Wir kommen dich morgen besuchen und machen uns einen schönen Tag bei dir. Wir machen einfach so blau. Nur wir drei. Du kannst dich bestimmt für einen Tag von der Arbeit ...«
    Er fuhr herum. »Das will ich nicht, begreifst du? Es geht nicht darum, von morgens bis abends Spaß zu haben. Und hast du nicht auch einen Job? Ach ja, das ist so einfach. Anrufen und einen auf Grippe machen.« Er sah aus, als wolle er ausspucken.
    Unter ihnen zogen Autos endlose Lichter durch die Straßen. Noch lebte Berlin, doch in zwei Stunden würde sogar diese große Stadt ruhen.
    »Ich erkenne dich kaum wieder.« Die letzten Worte lallte sie. Sie hörte sich selbst und versuchte, sich auf das Gespräch zu konzentrieren. Sie wurde wütend, auf sich und auf ihn. Er hatte sie angeschrien.

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