In Liebe, dein Mörder: Thriller (German Edition)
jedes Interview, aber jeder, der mir nahesteht, weiß, was ich davon halte.«
»Das sind eine Menge Leute.«
»Ja, und niemand von denen ist ein Mörder.«
»Gott bewahre. Das will ich damit nicht sagen, nein, wirklich nicht. Wer von diesen Leuten stand Ihnen am nächsten?«
»Ich habe keine engen Freunde. Meine Arbeitsstelle habe ich gewechselt, und meine sozialen Kontakte sind minimal.«
»Sie leben alleine?« Er sah sich um.
»Mit meiner Tochter zusammen.«
»Eine große Wohnung für zwei Personen.«
»Manchmal zu groß.«
»Tja, dann darf ich mich entschuldigen. Ich wollte Sie nicht beim Abendessen stören, Frau Armond.« Er stand auf und zog, wie Lisa belustigt feststellte, den Bauch ein. Er nickte Eva freundlich zu und ging zur Tür. Er blieb stehen, drehte sich um und fragte: »Wie ging es Ihnen beiden, als sie von Paul Martins Tod erfuhren?«
Lisa öffnete den Mund, als wolle sie etwas sagen, aber Eva, die geräuschvoll den Löffel auf den leeren Teller fallen ließ, kam ihr zuvor. »Es geht uns verdammt gut damit, Herr Kommissar. Der Mistkerl hat bekommen, was er verdiente.«
»Er ...« Prenker räusperte sich. »Er wurde ... gepfählt , junge Frau.«
Eva presste die Lippen aufeinander und starrte den Ermittler an. Dieser schien unter dem Blick des Mädchens zu schrumpfen.
»Der Mann starb entsetzlich und lange«, murmelte Prenker.
» Wir haben nichts damit zu tun«, sagte Eva tonlos. »In der Morgenpost stand, es sei wieder der Pfahlmörder gewesen. Dieses Mal hat er sich eben das richtige Opfer ausgesucht. Meinen Segen hat er.«
» Haben Sie sich schon mal mit Pfählungen beschäftigt, junge Frau? Vielleicht Bücher darüber gelesen oder einen Film gesehen?«
» Was soll das?«, ging Lisa dazwischen. »Was wollen Sie damit andeuten?«
» Ich frage mich nur, ob Ihrer Tochter die Tragweite dessen, was sie sagt, bewusst ist.«
» Sind Sie hier, um den Moralapostel zu spielen, oder wollen Sie einen Mörder finden?«, fragte Lisa.
Prenker zuckte schwach zusammen und fasste sich. »Kennen Sie das? Man hat das Gefühl, die wichtigste Frage vergessen zu haben. Irgendetwas wollte ich noch wissen, aber jetzt ist es ...« Er schnippte mit den Fingern. »Weg!«
Er reichte Lisa die Hand und verabschiedete sich. Eva nickte er zu. Als die Tür hinter ihm zuschlug, saß das Mädchen kerzengerade da.
Lisa kam zum Esstisch. »Was bitteschön sollte das?«
»Was meinst du?«
»Deine Aussage, der Mann habe verdient ...«
Eva sprang auf. »Sag mal, kapierst du es nicht?«
Lisa blinzelte verdutzt. »Was meinst du? Und in welchem Ton sprichst du überhaupt mit mir?«
»Keine sozialen Kontakte?«, fauchte Eva.
Lisa schien immer noch nicht zu begreifen.
»Du sagtest, es gäbe niemanden, der dir nahe steht? Was sollte das, Mom? Du hast Vincent ganz sicher von dem Unfall erzählt.«
»Ja, das habe ich.«
»Und kurze Zeit später wurde Paul Martin umgebracht. Na, klingelt da was?«
Lisa schien nach Luft zu schnappen, dann begann sie zu lachen. »Du siehst zu viele Tatorte. Oder du liest die falschen Bücher. Du kennst Vincent, und du weißt, was er tut, wie er lebt, wer er ist.«
»Weiß ich das?«
»Wenn du dich mal für andere Menschen interessieren würdest, wüsstest du, dass er ein ehrenwerter Mann ist. Auf jeden Fall hast du zu viel Phantasie. Ich begreife ja, dass du dich mit ihm schwer tust, schließlich ist Papa noch nicht lange tot, aber ...«
»Darum geht es nicht«, sagte das Mädchen sehr leise. »Ich bin weder eifersüchtig, noch sonst was. Ich gönne dir deine Liebe.«
»Du gönnst sie mir so sehr, dass du einem angesehenen Unternehmer unterstellst, er ...« Sie lachte erneut, nun etwas schriller. »Es gibt Grenzen, mein Mädchen. Und du bist grad dabei, eine davon zu überschreiten.«
Eva ließ sich schwerfällig auf den Stuhl fallen. »Okay, okay ... lassen wir das Thema!« Sie winkte ab. »War vermutlich nur ein Hirnfick.«
»EVA!«, rief Lisa tadelnd. »Seit wann redest du so in meiner Gegenwart?«
Mitleid ig blickte Eva sie an. »Ach, Mama.« Ihre roten Haare schienen zu leuchten. »Ich bin sechzehn und kein Kind mehr. Ich habe nicht vor, ein Blatt vor den Mund zu nehmen.«
»So war dein Vater auch.«
»Ja, so war er. Ich gehe jetzt in mein Zimmer und mache Hausaufgaben. Dann lege ich mich hin. Ich habe seit gestern meine Tage. Mir geht es nicht gut. Ich bin müde.« Sie stand auf und ging, nein, sie rannte hinaus.
Lisa blickte ihr kopfschüttelnd nach. Es wirkte wie eine
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