In Liebe, dein Mörder: Thriller (German Edition)
Koks geschnupft, um locker und gesellig zu werden. Auch das brauchte er nicht mehr, denn seine Liebe zu Lisa trug ihn auf Wolken. Er fühlte sich wie ein Halbwüchsiger, der seine erste große Liebe erlebte, und fragte sich, welchen Zauber Lisa über ihn gelegt hatte, den er nicht ergründen konnte, was seinem Perfektionismus zuwider lief und ihm das Gefühl vermittelte, zumindest in dieser Hinsicht, seinen Empfindungen hilflos ausgeliefert zu sein. Er betrachtete sie und beugte sich über ihr Dekolleté. Er küsste die Höhe ihrer Brüste und hätte ihr am liebsten das Kleid in die Höhe geschoben, um seine Finger in sie zu stecken, sie zu reizen, bis sie den Sekt verschüttete und sich mit kehligem Seufzen auf ihn setzte – doch das unterließ er, denn schließlich war er ein Profi und wusste, was er den Gastgebern schuldig war. Nach seiner Liebkosung würde sie derangiert aussehen.
Lisa war keines dieser jungen Dinger, die offensichtlich schon mit einem Dildo im Arsch auf die Welt gekommen waren und nur dann Genuss verspürten, wenn es ihnen hart besorgt wurde, wenn es sein musste, mit Hilfsmitteln, eine Tendenz, die Vincent über die Jahre in wachsendem Maße gewahrte, da sie ihn hin und wieder störte, wenn es zu schmutzig wurde. Manche zeitgenössische Literatur schien Frauen auf eine andere sexuelle Ebene zu hieven, und nicht selten hatte Vincent sich gefragt, ob tatsächlich Männer Schweine waren, wie man allgemein annahm.
Li sa hingegen gab sich der Lust hin, weich wie eine Feder und explodierend leidenschaftlich, wenn es die Situation bedurfte. Sie schenkte und ließ sich beschenken und stets war es selbstverständlich. Es war gefällig, sich auf sie einzustellen, und ihre Mußestunden waren intensiv und befriedigend.
Lisas Nervosität steigerte sich. »Und wenn ich in den hohen Schuhen umknicke?«
»Wirst du nicht. Genauso wenig, wie es dir auf dem Presseball passiert ist oder bei anderen Gelegenheiten. Ich vermute, du hast auch so manches erlebt, als du noch bei der Morgenpost warst? Das heute Abend ist nichts anderes.«
Nur, dass morgen alle deutschen Zeitungen unser Bild bringen werden, die BUNTE vermutlich eine ganze Seite, und Spiegel Online, sowie RTL ebenso, fügte Vincent in Gedanken hinzu. Er sah die Schlagzeilen vor sich.
Vincent Padock präsentiert die neue Frau an seiner Seite!
Playboy wird erwachsen!
Lisa machte eine wunderbare Figur, ertrug tapfer das Blitzlichtgewitter und bezauberte die anderen Gäste mit niveauvoller Konversation. Nicht wenige nickten Vincent zustimmend zu. Freunde blinzelten verschwörerisch.
Du hast die richtige Wahl getroffen.
Gratulation, alter Freund!
Das wurde auch Zeit, mein Junge, hahaha!
Endlich eine Frau, für die es sich lohnt, Vincent!
Es wurde ein schöner Abend. Die Prominenz gab sich die Klinke in die Hand, es wurde viel getrunken, die Band spielte Tanzmusik, die langweiligen Vorträge endeten schneller als erhofft, das Essen war großartig, und schließlich fuhren sie erschöpft und angesäuselt in den grauen Frühlingsmorgen.
Vincent wies den Fahrer an, zu halten. Der Chauffeur ging eine rauchen und pinkelte hinter einen Busch.
Währenddessen lag Lisas Kopf an Vincents Brust. Sie schnarchte leise. Er blickte aus dem Fenster, während über Berlin die Sonne aufging. Seine Finger liebkosten ihr Haar. Er gähnte zufrieden und fragte sich, wie er je ohne diese Frau hatte leben können.
13
Als Eva erwachte, wusste sie, dass sie noch träumte.
Sie lag mit geöffneten Augen im Bett und nahm gleichermaßen wahr, dass sie schlief. Ein unendlicher Kreislauf im unbegrenzten Zauberland.
Sie überließ sich dem Traum.
Sie wandelte wie ein Geist durch Vincents Haus. Wind pfiff durch die Gänge und Fensterladen klapperten, während dessen nicht weit entfernt der Wannsee rauschte wie ein Meer. Sie meinte Hunde in ihren Zwingern heulen zu hören und Möwen schimpfen. Das war so unwirklich, wie ein Traum nur sein konnte.
Barfuß schritt sie über hochflorigen Teppich, der jeden weiteren Schritt von dunklem Parkett unterbrochen wurde, während nicht unweit ein Feuer im Kamin knisterte, das den Raum überhitzte. Scheite knackten, und Funken stoben empor, als sause der Wind durch den Kamin, nachdem er den Weg über das Meer, die Dünen, über das im fruchtbaren Tal gelegene Herrenhaus Thrushcross Grange und die anderen Gehöfte gefunden hatte.
Eva versuchte, sich aus der Sturmhöhenfantasie zu lösen, doch in jedem Spiegel, auf jedem Gemälde, in
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