in neuen Abenteuern
zuwarfen.
Sie schöpfte noch mehr Verdacht, als sie sich später am Abend nach Jenny umsah und sie nicht im Gemeinschaftsraum entdecken konnte. „Jenny bleibt aber sehr lange bei Mamsell“, sagte sie zu Bobby.
„Wirklich“, erwiderte Bobby. „Sicher machen sie sich eine nette Stunde.“
Bobby hatte inzwischen die Grammatikregeln abgeschrieben; sie hatte sich alle Mühe gegeben, Jennys Handschrift möglichst gut nachzumachen. Als Helene einen Augenblick den Raum verlassen hatte, legte sie ihr das Heft auf die Bank. Dort fand es Helene, als sie zurückkam. Sie schaute sich nach Jenny um. Doch die war nirgends zu sehen. Seltsam! Helene blickte ihr Heft genauer an. Das war doch nicht Jennys Schrift! Sie ging zu Bobby hinüber, die lässig in einem Sessel lag und ein Buch las.
„Das ist nicht Jennys Handschrift“, sagte sie und deutete auf das Heft. Bobby nahm keine Notiz von ihr, sondern las ruhig weiter. „Bobby“, rief Helene aufgebracht, „ich habe gesagt, das ist nicht Jennys Handschrift!“
„Hast du das gesagt?“, fragte Bobby. „Nun, dann sag es noch einmal, wenn du möchtest. Ich glaube aber nicht, dass es irgendjemand interessiert.“
„Sicher habt ihr beide wieder etwas ausgeheckt“, sagte plötzlich Helene. „Ich glaube nicht, dass Jenny zu Mamsell kommen sollte – und ich glaube, dass du diese Grammatikregeln geschrieben hast.“
„Halt den Mund! Ich lese und will nicht gestört werden“, erwiderte Bobby. Helene ärgerte sich gewaltig. Jenny hatte es also doch fertiggebracht, ins Kino zu kommen. Nun, sie würde schon dafür sorgen, dass es Frau Roberts erfuhr.
Am nächsten Morgen, als Frau Roberts die von Jenny geschriebenen Grammatikregeln sehen wollte, deckte Helene die Karten auf. Sie ging mit ihrem Heft zu Frau Roberts‘ Pult und zeigte es ihr. Die Lehrerin warf einen flüchtigen Blick darauf und nickte. „In Ordnung.“ Ihr war nichts aufgefallen.
„Bobby hat es doch sehr sauber geschrieben, nicht wahr?“, sagte Helene mit leiser, sanfter Stimme.
Frau Roberts schaute erst das Heft an und dann Helene. Sie hatte verstanden. „Du kannst auf deinen Platz zurückgehen“, sagte die Lehrerin kühl, denn sie konnte es nicht leiden, wenn eine ihrer Schülerinnen petzte.
Helene setzte sich lächelnd in ihre Bank. Sie freute sich, dass alles genauso gelungen war, wie sie es geplant hatte.
Bei der nächsten Gelegenheit sprach Frau Roberts mit Mamsell. „Haben Sie zufällig gestern Abend Jenny Robins eine Nachhilfestunde gegeben?“, fragte sie.
Mamsell hob erstaunt die Augenbrauen. „Ich war im Kino“, erwiderte sie, „und Jenny war auch dort. Ich habe sie gesehen. Wieso fragen Sie eigentlich? Übrigens unterrichte ich nie am Abend.“
„Vielen Dank“, sagte Frau Roberts und wandte sich an ein vorbeigehendes Mädchen.
„Suche Jenny, sie soll sofort zu mir kommen!“ Das Mädchen rannte weg und suchte Jenny. Sie fand sie auf dem Tennisplatz.
„Auweia“, seufzte Jenny. „Jetzt hat‘s mich erwischt. Die Katze ist aus dem Sack – aber wer hat sie herausgelassen? Bobby, ich sag dir für immer Lebwohl, eine wutschnaubende Frau Roberts erwartet mich – das werde ich nicht lebend überstehen!“
Bobby grinste. „Arme Jenny“, sagte sie. „Viel Glück. Ich werde dir die Daumen halten!“
Jenny, Bobby – und Helene
Jenny ging sofort zu Frau Roberts. Unangenehme Dinge schob sie nie hinaus.
Die Lehrerin saß im Klassenzimmer und korrigierte Hefte.
„Komm hierher“, sagte sie. Jenny ging zu ihrem Pult. Frau Roberts schaute noch die Arbeit durch, die vor ihr lag, und legte dann den Federhalter beiseite.
„Du hattest also gestern Abend keine Nachhilfestunde bei Mamsell?“, fragte sie.
„Nein, Frau Roberts“, erwiderte Jenny wahrheitsgemäß. „Ich bin im Kino gewesen. Bobby hatte mir am Tag zuvor eine Karte mitgebracht – und ich wollte so gern den Film sehen.“
„Und wer hat die Grammatikregeln in Helenes Heft geschrieben?“, fragte die Lehrerin. „Du hattest doch keine Zeit dazu.“
„Nein, Frau Roberts, ich war es nicht“, sagte Jenny zögernd. „Ich – ich möchte niemanden verpetzen.“
„Das verlange ich auch gar nicht. Es gibt nichts, das ich mehr verabscheue. Ich wollte nur sichergehen, dass du die Regeln nicht selber geschrieben hast.“
„Garantiert hat Helene geschwatzt“, sagte Jenny und ihr gutmütiges Gesicht wurde rot vor Zorn.
„Ich möchte auch niemanden verpetzen“, erwiderte Frau Roberts, „aber es wird dir gewiss
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