in neuen Abenteuern
sich an, obwohl sie den anderen Mädchen immer etwas geheimnisvoll erschien.
„Manchmal spricht sie ein bisschen ordinär – und benimmt sich auch so“, sagte Hanni, als sie Carlotta mit Petra reden hörte. „Und sie ist so unordentlich und hat überhaupt keine Manieren! Auf der anderen Seite aber ist sie so natürlich und offen, dass man sie einfach gern haben muss. Sicher wird sie eines Tages ganz gehörig mit Mamsell zusammenstoßen. Die beiden können sich nicht riechen.“
Mamsell hatte es mit der Klasse nicht leicht. Die Mädchen waren schlecht in Französisch, deshalb ließ Mamsell sie hart arbeiten. Das gefiel der Klasse natürlich überhaupt nicht. Petra konnte ausgezeichnet Französisch, nur ihr Akzent war nicht einwandfrei. Sadie war ein hoffnungsloser Fall, sie hatte keine Lust, sich anzustrengen. Bobby war auch faul – und was Carlotta betraf, so verabscheute sie die arme Mamsell und war so ungezogen zu ihr, wie man es nur sein konnte.
Carlotta bereitete den Mädchen viele Überraschungen. Manchmal machte sie den Eindruck, als ob sie sich sehr bemühte, ordentlich zu sein und fleißig zu lernen – und dann wieder war sie mit ihren Gedanken weit weg. Das regte Mamsell immer von Neuem auf.
„Carlotta, was gibt es denn da draußen so Interessantes zu sehen?“, fragte sie spöttisch und schaute aus dem Fenster. „Ah – da steht ja eine Kuh auf dem Feld! Findest du sie so anziehend? Wartest du darauf, dass sie Muh macht?“
„Nein“, erwiderte Carlotta lässig. „Ich warte darauf, dass sie bellt!“ Dann fing die Klasse natürlich an zu kichern, während Mamsell vor Wut beinahe zerplatzte.
Eines Morgens erlebte die Klasse eine große Überraschung. Es war ein sonniger Tag und ein leichter Wind blies von den Hügeln herunter. Schon während des Unterrichts war Carlotta auffallend ruhelos. Sie konnte nicht still sitzen und nahm überhaupt keinen Anteil am Unterricht. Frau Roberts dachte zuerst, das Mädchen sei krank, und überlegte, ob sie Carlotta zur Hausmutter schicken sollte. Carlotta hatte fiebrig glänzende Augen und hochrote Wangen.
„Carlotta! Was ist heute los mit dir?“, fragte Frau Roberts. „Du hast nicht eine einzige Rechnung gemacht. An was denkst du bloß?“
„An Pferde!“, rief Carlotta. „An mein Pferd Terry. Heute ist ein Tag, um weit weg zu galoppieren.“
„Da bin ich ganz anderer Meinung“, sagte Frau Roberts. „Ich finde, es ist ein Tag, um fleißig zu lernen und sich auf die Klassenarbeit vorzubereiten. Carlotta, hör bitte zu, wenn ich mit dir rede!“
Glücklicherweise läutete es in diesem Augenblick zur Pause und Carlotta brauchte nicht zu antworten. Nach der Pause war Turnunterricht. Die körperliche Anstrengung tat Carlotta gut, sie wurde ein wenig ruhiger. Aber nur für kurze Zeit! Als die Sportlehrerin, Frau Wilton, Carlotta ermahnte, weil sie ganz andere, viel schwierigere Turnübungen machte als die übrige Klasse, verzog sie verächtlich das Gesicht.
„Das ist doch Kinderkram, was ihr da macht!“
„Du bildest dir wohl ein, du könntest viel besser turnen als deine Schulkameradinnen und uns armen Turnanfängern wohl noch etwas beibringen!“, erwiderte die Lehrerin spöttisch.
„Ob Sie‘s glauben oder nicht – das könnte ich sehr wohl“, sagte Carlotta. Und zum Erstaunen der ganzen Klasse sprang das dunkeläugige Mädchen plötzlich auf seine Hände und begann mit unbeschreiblichem Tempo Rad zu schlagen. Rund um die Turnhalle ging es, so schnell, dass die Blicke der Mädchen ihr kaum folgen konnten. Alle waren starr vor Staunen.
Auch Frau Wilton war sehr überrascht. „Das reicht, Carlotta“, meinte sie schließlich. „Du bist wirklich gut im Turnen – besser als alle anderen.“
„Schauen Sie mal, wie ich das Seil hinaufklettere“, sagte Carlotta strahlend vor Freude. Und bevor Frau Wilton ein Wort sagen konnte, war sie schon oben an der Decke. Mit den Beinen klammerte sie sich ans Seil und ließ den Körper frei herunterschwingen. Frau Wilton sah mit schreckverzerrtem Gesicht zu ihr hinauf.
„Carlotta, komm sofort herunter!“, befahl sie. „Was du tust, ist lebensgefährlich. Du willst dich nur wichtig machen! Komm sofort herunter!“
Wie der Blitz war Carlotta wieder unten. Sie schlug einen zweifachen Salto, warf sich durch die Luft und landete auf den Händen. Sie hüpfte zurück auf die Füße und gleich begann sie wieder durch die Turnhalle zu wirbeln. Schließlich blieb sie mit glänzenden Augen vor Frau Wilton
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